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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
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7730. Jänner 1840 daß es mir übrigens auch aus anderen gründen schwer fällt, mitten im fasching Wien zu verlassen, um nach Pisino zu gehen, noch dazu in die- ser Jahreszeit, wo ein unangenehmer Aufenthalt immer noch viel unange- nehmer wird, ist natürlich. ich habe daher, weil der gouverneur ohnehin es gerne hat, mit Briefen und Bitten heimgesucht zu werden (was ihn von mir am meisten ärgerte, war nicht, daß ich so lange ausblieb, sondern daß ich nichts von mir hören ließ), letzthin an ihn geschrieben und ihm meine Abreise auf den 22. und meine Ankunft in triest auf den 27. angekündigt, statt dessen aber werde ich erst am 31. oder 1. kommenden monats Wien verlassen, eine gute excuse werde ich dann schon finden. ohnehin kommen bei meiner Abwesenheit von 9 monaten ein paar tage nicht in Betracht. da ein versuch nichts schadet, so will ich in triest den versuch machen, ob mich der gouverneur nicht vielleicht am gubernium zur dienstleistung zutheilen wollte, was er aber wahrscheinlich, wenn auch nur um mich ein bischen zu strafen, nicht thun wird, in Pisino aber, wenn ich denn schon dorthin muß, will ich mich ganz in Akten begraben und dann nach 3–4 mo- naten an mein weiteres schicksal denken. Aber in dieser hinsicht steht mein entschluß fest, gelingt mir der Plan nicht, durch gabriele zum erzherzog rainer zu kommen, so werde ich Alles aufbiethen, um hier zur hofkanzlei zu kommen, denn eine übersetzung in ein anderes gouvernement wäre à peu pris gehüpft wie gesprungen, und mein hauptwunsch ist gegenwärtig, in eine angenehme existenz und eine größere stadt zu kommen, d.h. Wien, mailand, mindestens venedig, weil ich nur dort hoffen kann, mich durch eine reiche Parthie dahin zu versetzen, wo ich anzulangen strebe. Warum müssen doch so kleinliche considerations sich in die edelsten, erhabensten gedanken mischen und immer alle Begeisterung vergällen! Aber leider ist die Welt, d.h. unsere verhältnisse, wie sie uns selbst gemacht haben, ein- mal so, und wir können keinen schritt unternehmen, ohne lebhaft an sol- che erbärmlichkeiten gemahnt zu werden. [Wien] 30. Jänner Am 2., d.i. sonntag früh, verlasse ich endlich Wien, um in meine verban- nung zu gehen, ganz gewiß indessen ist dieses noch nicht, denn ich kann mich noch immer nicht recht zur Abreise entschließen und jetzt weniger als früher, da ich mir hier immer besser gefalle, so wie ich mehr in die hiesigen, mir sonst so wohlbekannten verhältnisse und erinnerungen zurücktrete. obwol ich es wiederhole, daß ich hier nicht für immer leben möchte, so ist mir Wien oder eigentlich viele Wiener doch sehr angenehm und theuer und doppelt so viel mit der Perspective von Pisino im hintergrunde. im übrigen ist jetzt gerade ein sehr lugubrer moment über die Wiener so- cieté gekommen, welche auf Alle störend und lähmend wirkt. unter der-
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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