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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
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7931. Jänner 1840 sönlich aber vom sehen aus görz zu kennen behauptete, da ich aber steif und fest mein incognito bewahrte, glaubte er selbst, der kein großer geist zu sein schien, sich geirrt zu haben, ich aber sagte ihm, ich kenne den Baron Andriani recht gut, und ließ mir von ihm, d.h. von mir selber erzählen. da erzählte mir dann der treuherzige vianelli, wie dieser Baron Andriani jetzt kreiscommissär geworden sei, wie das ganze land görz mit vertrauen und liebe auf ihn blicke als einen jungen menschen, der zu großen Würden bestimmt sei, wie er sich eine reputation von talent gemacht habe, kurz eine menge schöne sachen, die mich in meinem incognito doppelt freuten, nur sagte er, habe er einen fehler, welchen ihm auch einige übel nähmen, und dieser sei, daß er mit seinem vermögen nicht haushalte und zu viel dépensire. übrigens wie gesagt erwarte das land viel und großes von ihm. obwol ich alles dieß schon wußte und oft schmeichelhafte Beweise davon erhielt, so freute es mich doch sehr, dieses hier wiederholt zu hören, und überhaupt ist dieses eine meiner angenehmsten erinnerungen, zu wissen, wie viel Popularität und ruf ich mir in meinem vaterlande gemacht habe. Wer weiß, ob nicht der moment kommen dürfte, wo ich diese Popularität werde nutzen können. [Wien] 31. Jänner der Abschied von Wien fällt mir hart, viel härter, als ich es gedacht hatte, gerade jetzt, wo ich Wien erst recht zu goutiren anfange, muß ich weg, jetzt, wo ich gerade und zwar mehr als sonst jemals mich in die angenehmste Po- sition versetzt habe, um mir eine behagliche, angenehme existenz hier zu bereiten, muß ich Wien verlassen, zwar, wie ich hoffe, nicht auf sehr lange, aber doch verlassen. Jetzt da ich mehr Welt- und menschenkenntniß, einen höheren und weiteren ideenkreis und eben dadurch mehr Aplomb habe und daher wohl auch Andern liebenswürdiger bin als sonst, da ich ein halbes kind war, bin ich auch mehr als damals à même, die Annehmlichkeiten des lebens zu savouriren, und daher kostet es mich einen großen kampf, sie alle zu verlassen. Zudem habe ich einige angenehme liaisons formirt, welche ich vielleicht in einem Jahre nicht so wieder finden werde, wie ich sie jetzt verlasse, und das schmerzt mich, oben an unter diesen steht die lerchenfeld und ihr ganzes haus, vor Allem aber sie, ich komme so eben von ihr, wo ich den Abend zubrachte, und habe ihr da meine nahe Abreise, da ich davon früher nie sprach, angekündigt. ich wollte übermorgen früh gegen 10 uhr fort, sie wollte aber durchaus, daß ich noch mit ihr speisen solle, und ich sagte zu, so daß ich erst gegen 7 uhr nachmittags weg käme. nun aber reut mich diese Zusage beinahe, denn sie dérangirt meine Pro- jekte, vielleicht werde ich sie widerrufen. könnte ich nur eine plausible Ausrede ersinnen, um noch hier zu bleiben.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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