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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
Seite - 104 -
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104 Tagebücher Gallener Seite, wo die schroffsten, steilsten Gebirge aus ihm emporsteigen; es gibt einige schöne Wasserfälle, der Ammon, Basser und sarer Bach. Auf der glarnerseite ist der hohe mürtschenstock, ein sehr hoher, kahler Berg mit einem großen loch in seinem gipfel, durch welches man vom see hin- auf durchsieht. gegenüber sind die 7 kurfürsten, 7 hohe Bergspitzen ne- beneinander. Am landungsplatz in oder eigentlich bey Wallenstadt stiegen wir in einen andern eilwagen und fuhren ab. überall in der schweitz und so auch hier sahen wir viel militär, weil eben jetzt Exercitium und Musterung ist; besonders hier sahen die Offiziere recht gut aus, was ich sonst nicht fand, überall aber schien mir die mann- schaft horrible. von hier aus geht es in einem ziemlich breiten thale weiter nach sar- gans, einem alten garstigen nest auf einem hügel, welches mich lebhaft an die altbayerischen Dörfer erinnerte; von da an kommt man in das Rhein- thal und sieht jenseits des rheins das miniatur fürstenthum lichtenstein und dahinter tyrol, später aber Prättigau (graubündten), das thal wird da immer breiter und ebener, bis man nach ragaz kömmt, wo wir Pferde wech- selten; von da sind noch 3/4 Stunde nach Pfeffers;1 bald nach ragatz kommt man über die rheinbrücke und in den canton graubünden. um 9 uhr Abends waren wir hier, welches mir eine elende alte kleine stadt schien, jedoch mit schönen Alleen auf den chausséen. ich nahm gleich einen Platz nach mailand, da ich zu meiner großen freude erfuhr, daß morgen wie täg- lich ein Eilwagen über Chiavenna geht; leider aber muß ich schon um 1/2 5 aufstehen; ich aß seit heute Morgen den ersten Bissen und hätte durch mein Begehren, daß man einheitzen solle, bald das ganze Wirthshaus in Rauch und Flammen aufgehen gemacht; übrigens ist es ein elendes Gast- haus, man sieht es, die schöne schweitz ist uns schon im rücken. in Zürch ist der Taglohn einer Arbeiterin in der Seidenspinnerey von 3–4 bis 8 fl. R.W. wöchentlich, d.h. alle 14 Tage; dagegen kostet die Wohnung und Kost 2–3–4 fl. wöchentlich qu’on devine au j’ai après celà. chiavenna 4. oktober Abends Heute Früh nach 5 Uhr fuhr ich von Chur ab; mit mir fuhren 2 Schweitzer, die dann vom splügen aus den Weg über den Bernhardin einschlugen, und ein lebenslustiger italiäner, der, wie ich dann erfuhr, der Postmeister von splügen und chiavenna war. das Wetter war nicht schlecht, jedoch trüb und so, daß die Wolken oft die höchsten Berggipfel verbargen. Wir fuhren längs des rheins über reichenau, cazis und durch das schöne Thal Domleschg nach Thusis; die Gegend erinnerte mich stark an den Weg 1 richtig Pfävers.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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