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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
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112 Tagebücher nem unglücklichen land,1 das Attentat darmès auf louis Philippe, und neu- lich die Entlassung Thiers;2 dieses letztere scheint mir der einzige, jedoch große fehler l. Philippe’s, denn thiers wird dadurch und zwar à ses dessous ein Abgott des volks und eine wahre puissance, er erscheint als eine victime de l’honneur national, und wenn die reste napoleons, die er reclamirt hat, nach frankreich kommen werden, was wird eine rede von ihm dann auf die exaltirten franzosen nicht vermögen!3 endlich kriegsrüstungen allenthal- ben, in frankreich, deutschland, Piemont, rußland, england, überall, nur bey uns nicht; dieses übrigens ist das einzige Gescheidte was wir seit langem gethan haben. [mailand] 5. november es ist jetzt französische komödie im teatro rè, ziemlich mittelmäßig mit Ausnahme einiger sujets, das rendez-vous der éléganten Welt, d.h. derjeni- gen die schon hier ist; bisher ist dieses noch die Minderzahl, jedoch fangen die leute an, vom lande herein zu kommen. das leben hier wird mir nach und nach angenehmer, so wie sich die stadt füllt und ich bekannter werde, welches letztere ich jedoch absichtlich nicht übereile, weil ich aus erfahrung weiß, daß es immer besser ist in einer noch fremden stadt nach und nach gelegentlich zu pénétriren, als de premier abord sich à tort et à travers zu lanciren; besonders aber ist dieses hier der Fall, wo wir Österreicher von den hiesigen nur ausnahmsweise gut empfangen werden, und man daher auf ei- nen günstigen moment warten muß, wenn man mit Jemand bekannt werden und diese Bekanntschaft nicht auf einige visiten beschränken will; bekannt werden aber will ich mit den mailändern, erstlich weil es sonst gar zu en- nuyant wäre, dann weil ich wirklich glaube, es sei der mühe werth, denn es gibt hier nicht nur eine menge superbe frauen, sondern auch solche, die ganz comme il faut und grand monde sind, so scheint es mir wenigstens, und so höre ich von Anderen, und endlich je me pique de vanité zu versuchen, ob mir dann auch alle thüren verschlossen bleiben sollen wie dem hiesigen husaren- und dragonervolke. 1 Am 12.10.1840 wurde maria christina, die Witwe könig ferdinand vii., gezwungen, als regentin für ihre minderjährige tochter isabella ii. abzudanken. Wichtigste figur der neuen führung und seit mai 1841 regent war general Baldomero espartero. 2 Am 15.10.1840 scheiterte ein Anschlag auf könig luois Philippe in Paris. Beim Attentä- ter, marius darmès, dürfte es sich um einen einzeltäter gehandelt haben, obwohl ihm die Anklage verbindungen zu kommunistischen geheimgesellschaften vorwarf. er wurde zum tod verurteilt und am 31.5.1841 hingerichtet. die regierung thiers wurde am 21.10.1840 entlassen. 3 die überreste napoleon i. wurden von st. helena nach frankreich überführt und am 15.12.1840 feierlich im Pariser invalidendom beigesetzt.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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