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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
Seite - 113 -
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11310. November 1840 übrigens ist die spannung mit den eingeborenen trotz Amnestie und hundert derley dingen ärger als je und in beständiger Progression, denn sie ist nunmehr eine modesache geworden, und da ist dann alle hoffnung verlo- ren; täglich ziehen sie sich mehr und auffallender von uns zurück; das muß man übrigens auch gestehen, daß die Polizey hier eine menge dummer strei- che macht in ihrer übergroßen, unklugen, unnützen strenge und oft auch Brutalität; eine solche beständige und unberufene Einmischung derselben in Alles habe ich in meinem Leben nicht gesehen; zudem ist auch Hartig mit seiner lächerlichen und mitunter auch beleidigenden faux air de grand sei- gneur gar nicht geeignet, sich beliebt zu machen, wie er es auch nicht ist. August Lobkowitz ist schon seit längerer Zeit hier; man spricht stark davon, daß er als adlatus des erzherzog stephan kommen könnte, welcher Nachfolger des jetzigen Vicekönigs werden soll; tout il ya; daß er längere sé- jours in italien seit ein Paar Jahren macht und sich in venedig ein haus ge- kauft hat; er ist ein sehr distinguirter und geistvoller Mann; qui a vraiement les airs et manières de grand seigneur, et non pas cette d’un bureaucrate comme le plupart de nos chétives grandeurs, qui croient dérager en parlant d’affaires importantes, de grand choses, avec leurs inférieurs. meine Arbeit habe ich in diesen tagen wieder vorgenommen, zum ersten mal seit meiner rückkehr aus der schweitz, ich wundere mich selbst darüber, daß sie mir so sauer wird; es kostet mich immer einen wahren Entschluß sie vorzunehmen, ich denke es ist die ungewohntheit. [mailand] 10. november vorgestern Abend war ich in der scala in der loge bey hartig, als der Postdi- rector hereinkam um der gräfin hartig eine von Wien gekommene staffette zu bringen; er las sie, gab sie seiner Frau, nahm dann seinen Hut und lief gleich in die Loge des Erzherzogs, um sie ihm mitzutheilen; als er dann zu- rück kam, zeigte er sie auch dem fürst lobkowitz, welcher auch in der loge war, und aus ihren reden merkte ich, daß es eine neue Bestimmung hartigs war; aus discretion ging ich weg; gestern aber bestättigte [sic] mir Gräfin Hartig meine Vermuthungen; er ist als Chef der staatsräthlichen Section des Inneren nach Wien berufen und wird nächstens abreisen; wer sein Nach- folger seyn wird, weiß man nicht, glaubt jedoch, daß es graf Wickenburg, gouverneur von steyermark seyn dürfte. mich hat dieses ereigniß stark beschäftigt, weil es indirect auch auf meine Existenz Einfluß hat; ich kannte Hartig noch zu kurze Zeit, als daß ich hätte hoffen können, mir in ihm einen besonders thätigen Protector bereits erwor- ben zu haben; in dieser Beziehung also glaube ich nichts verlohren zu haben, obwohl, on connaît ce que l’on a, mais on ne connaît pas ce qui viendra; in ge- sellschaftlicher Beziehung aber, glaube ich, können wir nur gewinnen, denn
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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