Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
Seite - 114 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 114 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I

Bild der Seite - 114 -

Bild der Seite - 114 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I

Text der Seite - 114 -

114 Tagebücher hartig hatte sich von der mailänder Welt so isolirt, so sehr gleichsam mit ihr in opposition, daß sein Haus eigentlich von gar keiner ressource war; außer einigen deutschen, nähmlich den höheren militärs, fand man dort niemand, und selbst für diese habitués war eigentlich bloß seine Loge von ressource; nebstdem waren seine faux-airs de grand seigneur, seine affectirte Zerstreu- ung etc. nicht geeignet, einem sein haus angenehm zu machen, und seine Frau ist eine gute Linzerin, voilà tout; übrigens war ich einer jener habitués, kann mich also eher über sie loben als beklagen. das einzige weßwegen ich hartig regrettire, ist seine leichtigkeit im ertheilen von urlauben und seine Freyheit von aller Pedanterie im Dienste; ob sein Nachfolger ebenso seyn wird, muß man erst sehen. [mailand] 26. november ich arbeite jetzt ziemlich fleißig an meinem Werke, d.h. so oft ich dazu komme, doch vergehen oft tage wo ich keinen federzug mache. vormittags geht es nicht recht, weil da doch immer der eine oder der Andere kömmt und mich stört, dann muß ich in mein bureau, gabrielle will ich auch beinahe täglich wenigstens auf einen moment besuchen, nebstdem gibt es auch noch hie und da andere visiten zu machen etc., und so vergeht der Tag; die Zeit wo ich arbeiten kann ist daher die Avant-soirée, nähmlich nach tisch, von 7 1/2 8 bis gegen 10 Uhr; oft aber geschieht es, daß ich um diese Zeit visiten zu machen habe, und dann gibt es eine dies sine linea. Wie ich mich so nach und nach hineinarbeite, geht es mir immer leichter von Statten; jedoch ist die Begeisterung, der Enthusiasmus beym Teufel, wie ich die Feder zur Hand nehme, um etwas niederzuschreiben; solange meine gedanken im kopfe sind, erscheinen sie mir in einem poetischen lichte des enthusiasmus, wie ich sie aber zu Papier bringen soll, verschwindet der nimbus, und ich bin dann selten mit ihnen zufrieden, so daß ich zu Zeiten wirklich découragirt und in meinem entschlusse wankend werde. übri- gens schreibe ich jetzt meine Ideen nur als squelette auf; die Ausarbeitung, Zusätze und Weglassungen werden erst dann nachfolgen, wenn das ganze Werk ein Mal als Cadre beendet ist; ob das ein gutes System ist, weiß ich nicht, denn ich bin in schriftstellerischer Traduction ein Neuling; überhaupt ist der mechanismus des schreibens viel schwerer als ich gedacht hatte, durch wieviel kalte, trockene, aber doch nothwendige seiten und Blätter muß man sich durcharbeiten, bis man an ein Paar Zeilen kömmt, bey denen die ganze seele in der feder sitzt! und in jenen Blättern immer gleichförmi- gen styl, eine lebhafte, angenehme und nicht pedantische diction zu bewah- ren, das ist die große schwierigkeit. indessen will ich jetzt einmal das Zeug im squelette auf’s Papier werfen, dann es ausarbeiten, und ist Alles das geschehen, dann lasse ich es erst noch
zurück zum  Buch „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I"
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“