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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
Seite - 125 -
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12530. Jänner 1841 ganter garçon leben will, bei dem gänzlichen Mangel an ordentlichen Fiak- kern notwendig bedarf; ich habe einen recht hübschen kleinen bâtard von Wallmoden gekauft, Pferde hatte ich auch schon, doch hätte ich mir gleich den ersten tag bald damit den hals gebrochen, denn das eine, welches kolle- risch zu seyn scheint, machte fürchterliche specktakel, überschlug sich etc., zum glück konnte ich sie noch zurück geben. meine reise nach Wien ist définitiv aufgeschoben. August lobkowitz’s er- nennung hieher wird immer gewisser und imminenter, so daß ich also wenn ich nach Wien käme, ihn entweder schon mit einem fuß im Wagen oder doch schon mit seiner Abreise beschäftigt finden würde; es wäre daher kein gün- stiger Moment, ihm von meinen Reiseplänen zu sprechen; zudem sind auch die gegenwärtigen politischen conjuncturen von der Art, daß sie fürst met- ternichs Aufmerksamkeit ausschließlich in Anspruch nehmen, und so wäre auch aus diesem grunde jetzt nicht viel zu machen. endlich will ich früher mein Werk vollenden und in die Welt lanciren. ich werde daher hier bleiben, in den fasten nach rom und neapel gehen, und was dann geschieht, wird sich zeigen. von gräfin lottum habe ich schon lange keine Briefe, was mich sehr kränkt, denn ihre Briefe sind mir ein wahres labsal und eine erinnerung an vergangene Zeiten; will’s Gott, so sollen diese Zeiten wieder kommen! es gibt nichts schändlicheres, nichts verderblicheres für die entwicklung eines Menschen, als lange an einem Ort zu bleiben; man wird so kleinstäd- tisch, so engherzig, so das gegentheil von einem cosmopoliten, man gewöhnt sich so sehr, Alles von seiner Außenperspective zu betrachten, daß es ein wahrer Jammer ist; und was das schlimmste ist, man merkt seine Verdum- mung, sein geistiges einschrumpfen gar nicht, und wenn man dann nach Jahren hinaus kömmt, an gottes sonne, dann sieht man erst, wie viel man versäumt, wie weit man zurückgeblieben ist. hier führe ich übrigens das langweiligste, einförmigste leben von der Welt; alle Tage dasselbe; immer und immer die Scala, mit den beständigen discursen und discussionen über donzelli und die tadolini, die cerrito etc., mitunter ein langweiliges diner; diese Tage hatte ich übrigens ein recht amusantes bey torresani, wo die cerrito und mlle derieux, Primadonna an der scala, mitaßen. [mailand] 30. Jänner vorgestern Abends gab gräfin samoyloff im theater rè zum Besten der Ar- men dasselbe stück, les premières armes de richelieu, welches vor 3 Wochen in ihrem Hause aufgeführt worden war; das Haus war beleuchtet und trotz der hohen Preise (entrée 10 frs., stalles 10 frs., logen 50, 60 und 42 frs.) zum Erdrücken voll; ich hatte eine Loge genommen; das Ganze war recht
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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