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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
Seite - 135 -
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13518. März 1841 einer liaison zu ende, und ich gestehe malgré moi, obwohl ich einsehe, daß es so besser ist, und mich zeitweise darüber freue; denn um den Preis, den es mich gekostet hätte, wäre ein solches verhältniß theuer erkauft gewesen, denn nebst der currenten Ausgaben in welche ich mich gerne eingelassen hätte, hätte ich mich noch zu einer ziemlichen Abfindungssumme im falle des Aufhörens verbinden müssen, und trotz dem wäre ich nicht ohne unan- nehmlichkeiten losgekommen, wenn mich die geschichte nach einiger Zeit ennuyirt hätte, und das wäre, glaube ich, bald eingetretten [sic], denn Ade- laidens Character paßte nicht zu dem meinen, das hatte ich bald weg; sie ist ziemlich ernsthaft und von wenig Worten und hat zuweilen Anflüge von übler laune, und ich verlange aufgeheitert zu werden, weil ich es mehr als Jemand brauche; zudem hatte sie den Fehler, der mir bey einem Weibe der unangenehmste ist, nämlich einen großen eigensinn, welcher sich mit mir, der ich absolut dominiren will, nicht vertragen hätte, und schon gegenwärtig zu manchem Zank Anlaß gab. trotz allen dem habe ich in diesem Augenblick mehr sinn für das Angenehme, welches mir entgeht, und welches ich mir be- reits im Geiste ausgemahlt hatte; eine ruhige liaison mit einem ganz jungen, unverdorbenen mädchen, wo sowohl für meine phisischen besoins als für mein tägliches Bedürfniß von désossement und plaudern gesorgt gewesen wäre, hoc erat in votis. daß sie in mich verliebt war, glaube ich nicht, denn sie hat überhaupt ein sehr kaltes, ruhiges Temperament, nach meinem Geschmacke viel zu sehr; aber ich glaube, daß sie auf dem Weg war es zu werden; man erzählt mir nun alle möglichen horreurs von ihr, welche ich aber zum theil falsch weiß, zum Theil nicht glauben kann; sie müßte denn ein monstre von Verstellung und falschheit seyn, und das mit 15 Jahren! wäre auch nur der hundertste theil dessen wahr, so würde es mich wahrhaft betrüben, weit mehr noch als mich unsere trennung betrübt hat. ich gehe künftige Woche nach rom und nach der charwoche vielleicht nach neapel, doch glaube ich letzteres kaum, weil ich diesen sommer wieder meine geliebte schweitz besuchen und dafür jetzt nicht gar zu lange ausbleiben will. [mailand] 18. märz ich war diese tage über mit Anstalten zur Abreise beschäftigt, welche heute hätte stattfinden sollen, aber mehrere unvorhersehbare hindernisse zwan- gen mich, diese und zwar wahscheinlich auf Montag den 22. zu verschieben; erstlich bekam ich meinen urlaub und Paß nicht zu rechter Zeit, wofür ich unserem delegaten, der selbst ein fauler hund ist aber immer über seine entsetzliche Arbeit klagt, dabey aber nichts thut, verbunden bin, und dann habe ich einen ebenso faulen und unlustigen Practicanten, de’capitani, wel- chem ich endlich, nachdem er sich beinahe ein monath nicht hatte sehen
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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