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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
Seite - 146 -
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Tagebücher146 dann ein Paar Toscaner und ein junger Lord, dessen Nahmen ich vergaß; das diner war recht gut, nur etwas lang, die Weine aber ziemlich schlecht und karg; die Botschafterin, die übrigens recht liebenswürdig ist, scheint etwas heilig zu seyn, wenigstens machte sie mir eine lange, ziemlich ernsthaft ge- meinte Predigt, als ich mich darüber wunderte, daß die eigentliche römische société sich jetzt schon, ihrer religiösen Andachtsübungen wegen, von den Salons etc. zurückziehe; ihre Tochter St laurent ist eine capricieuse suran- née, welche gerne heirathen möchte; Graf Lützow ist ein ganz einfacher, na- türlicher Mann und gefiel mir sehr gut; nach Tisch rauchte ich eine Cigarre bey litta und ging dann mit ihm zum französischen Botschafter latour- Maubourg, wo heute Rout war; es waren ziemlich viel Leute, fast ausschließ- lich Fremde und Engländer, aus dem eben berührten Grunde; übrigens ist die einheimische gesellschaft heuer überhaupt durch mehrere todesfälle sehr geschmälert gewesen, besonders durch den tod der liebenswürdigen Gräfin Borghese-Talbot, um die noch jetzt Stadt und Land trauert; in allen läden hängt noch ihr portrait, darstellungen des trauerzugs, etc. die grä- fin latour-maubourg ist eine sehr distinguirte hübsche junge frau aus der Pariser fashion, etwas leidend. ich sprach da mit mrs. nugent und miss gal- veston, welche ich Beyde im vorigen July in triest bey lady sorell gesehen hatte, mit Potemkin, dem russischen gesandten und seiner frau, etc. [rom] 31. märz heute während ich mich ankleidete, kam nach echter römersitte die „fa- miglia“ des österreichichen Botschafters um die buona mano1 wegen des gestrigen diners. ich beschränkte heute meine obligaten Besuche auf das museo capitolino. in dem flügel der statuen und inscriptionen fesselten mich besonders die famose venere del campidoglio, der sterbende gladiator, nach meiner meinung das schönste kunstwerk des Alterthums, der faunus von Praxiteles, der berühmte Antinous, eine Buste von marcus Brutus, etc. in der gemälde galerie eine sibylla persica von guercino, eine sibylla cu- mae von dominichino, eine Agar und ismael von maratta, ein Johann Bap- tist von guercino, eine Anima beata von guido reni, den raub der europa von demselben, ein san sebastiano von demselben, ein san sebastiano von guercino, eine santa cecilia von caracci, eine lucrezia von guido reni, etc., überhaupt eine fülle von herrlichen sachen, die werth wären wieder und wieder angesehen zu werden; ein solcher flüchtiger Besuch läßt nur regrets zurück. in dem palazzo der conservatoren, welcher auch zum museum gehört, wenigstens daran stößt, aber eigentlich das rathaus des neuen roms, und 1 trinkgeld.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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