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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
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1513. April 1841 von da fuhren wir endlich längs des tiber wieder in das neue rom ein, sahen im vorüberfahren die tempel der vesta, den fortuna virilis, die abge- brochene Brücke sublicius, auf welcher horatius cocles den feind aufhielt, den Arcus Iani, und gingen von da zur Cloaca maxima des alten Rom; in dieser fließt nun ein Wasser, welches mineralisch ist und auflösend wirkt, daher täglich von tausenden als sauerbrunnen getrunken wird. dann sahen wir das haus des Pilatus (?), den abgebrochenen Pons palatinus, das thea- trum marcelli, etc. überhaupt habe ich heute soviel sachen und Alterthümer gesehen, daß mein kopf ganz confus ist und ich durchaus nicht dafür bürgen kann, sie nicht vergessen zu haben. Gegen 1/2 4 waren wir zurück; ich flanirte mit Ce- brian, oder suchte eigentlich das Postbureau auf, um eilwagen-Plätze nach Florenz in der Osterwoche zu bestellen; es war aber am Dienstag den 13. nur mehr einer leer; wir loosten, wer ihn nehmen werde, und das Loos traf Cebrian; mir bleibt denn nichts anders übrig, als entweder mit dem Eilwa- gen über forli etc. nach Bologna zu gehen, oder einen vitturino mit noch ein Paar Bekannten nach Florenz zu nehmen; denn wieder den Weg übers Meer zurücknehmen, will ich auf keinen Fall; und noch weniger 12–15 Tage war- ten, bis ein Platz im courier nach florenz leer wird, erstens weil ich meinen urlaub einhalten will, und dann weil ich mich so lange in rom ennuyiren würde; wenigstens die Abende, denn Alles geht dann weg. ich speiste mit h. kolowrat, Wenkheim, Berenji und cebrian bey der Al- lemagne und rauchte nach Tisch bey Wenkheim; Abends war eine Soirée mit concert oder eigentlich miserere bey mrs. Percival, wo ich ziemlich lange blieb, obwohl ich mich gräßlich bey der musick von marcello langweilte, je- doch in froher hoffnung den thee abwartend und hierauf mit einem meiner dampfschiffahrts-gefährten tichatscheff, einem russen und sehr distin- guirt aussehenden menschen, nach hause hinkte. [rom] 3. April heute ließ ich mir endlich wieder wohl seyn und faulenzte bis um 1 uhr zu hause, las, schrieb, nahm ein Bad, etc., dann ging ich aus und begeg- nete h. kolowrat, mit dem ich in der stadt herum stieg, ins Pantheon ging und Raffael’s Grab drinnen besah etc. bis gegen 2 Uhr; dann gingen wir ins caffé du bon gout, dem verabredeten rendez-vous mit cebrian, Wenkheim und Berenji, welche sich auch alle dort einfanden; wir frühstückten dort und gingen dann die Ateliers der berühmten Bildhauer besuchen; und zwar von monti, tenerani, Wolf, van der Wer, canova oder eigentlich dessen nachfol- ger rinaldi, tadolini, macdonald etc., wir fanden da superbe sachen, unter andern bey Wolf eine verwundete Amazone von ihrer gefährtin gehalten, ei- nen jungen schäfer etc., bey tenerani, dem größten der jetzt lebenden Bild-
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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