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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
Seite - 156 -
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Tagebücher156 zu sehen, und dann weiter, um die cascatelle und cascatelline zu sehen, welche unmittelbar unter tivoli sind, aber nur von dem felsen vis-à-vis gut gesehen werden können; mich erinnerten diese vielen kleineren und größe- ren cascaden lebhaft an den fall des kerka bey scardona in dalmatien, wel- cher aber ohne vergleich schöner ist. nach tivoli zurück gekommen, welches ein armseliges nest ist, aber doch 7000 einwohner zählt, nahmen wir ein ziemlich passables déjeuner à la fourchette ein und fuhren dann nach Hause; es wurde grimmig kalt, jedoch hatten wir auch nicht einen moment regen. noch ist bey den cascatelline die schöne villa des mäcenas, ziemlich gut erhalten, zu bemerken, so wie das Haus des Catullus; melancolisch ist das Costume der Tivolinerinnen, und es sind meistens superbe gesichter. vor 6 uhr waren wir wieder in rom, spei- sten Alle mit Wenkheim und cebrian beym restaurant leyre, und als es in strömen zu regnen anfing, und nebstdem der französische Botschafter, des- sen tag heute war, nicht empfing wegen der charwoche, wie die meisten an- dern salons, so ging ich blos mit den übrigen zu Wenkheim hinüber, rauchte dort eine Pfeife und kam um 9 uhr nach hause, um mich, da ich sehr müde bin, bey Zeiten schlafen zu legen. [rom] 7. April Bald nach dem frühstück kam heute karaczonji zu mir, und um 11 uhr fuhren wir (da er mit mir für den miethwagen moitié macht, welchen ich für die ganze charwoche zu 4 scudi des tags, das trinkgeld ungerechnet, neh- men mußte) in die galerie farnese, wo es superbe und sehr lüsterne fres- ken von Annibale Caracci, Domenichino, etc. gibt; der Pallast ist von einer magnifiquen Architectur und gehört dem könig von neapel als erben des Hauses Farnese; von da in den Palazzo Spada, wo die Statue des Pompe- jus steht, an deren fuße Julius caesar ermordet wurde, und wo es mehrere schöne gemälde gibt, darunter die carità romana von caracci, die berühmte dido auf dem scheiterhaufen von guercino, die Judith und die lucrezia von guido reni, etc., dann fuhren wir in die gallerie corsini, eine der größten und schönsten Roms; die vorzüglichsten Bilder darin scheinen mir ein Ecce homo von guido reni und einer von guercino, eine sacra famiglia von Ba- rocci, die ehebrecherin von titian, die himmlische madonna von murillo, eine herodias von guido reni, eine heilige Apollinaria von carlo dolce, ein gelehrter von Albrecht dürrer [sic], eine Annunziata von maratta etc. hier empfand ich es wieder, wie viel genuß einem durch das bloße flüchtige An- sehen solcher meisterwerke verloren geht. dann fuhren wir in die farnesina mit den berühmten fresken von raffael, geschichte der Psyche und die ga- lathée, dann ein al fresco gemalter superber kopf von michelangelo, den er, während er auf die frau vom hause warten mußte, gemahlt haben soll.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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