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Alt, Rudolf von#

* 28. 8. 1812, Wien

† 12. 3. 1905, Wien


Maler, Aquarellist


Rudolf Alt wurde am 28. August 1812 als eines von acht Kindern des Malers Jakob Alt geboren.

Rudolf von Alt, Stock im Eisen. Aquarell, 1843
Rudolf von Alt, Stock im Eisen. Aquarell, 1843
© Historisches Museum der Stadt Wien
Wie sein jünger Bruder Franz Alt ergriff er den Beruf seines Vaters. Die Söhne begleiteten den Vater auf Reisen und erlernten die ersten technischen Grundlagen der Aquarellmalerei und kolorierte schon früh Lithographien seines Vaters.

Er studierte an der Wiener Akademie bei Joseph Mössmer. Nach 1830 unternahm er - zusammen mit seinem Vater - etliche Reisen; im Auftrag des Kaisers reisten sie über zehn Jahre lang durch die österreichische Monarchie, durch Italien, Ungarn und Dalmatien und skizzierten direkt vor dem Motiv ihre "Veduten".


Zu Beginn der Zusammenarbeit übte der Vater enormen Einfluss auf den Sohn aus, später war es umgekehrt, da fand Jakob von Alt, beeinflusst vom herausragenden Talent des Sohnes, zu neuen Darstellungsweisen. Mitunter ist heute nicht mehr festzustellen, welcher der beiden Alts ein Blatt gemalt hat.


1867 lehnte er eine Professur an der Wiener Akademie ab; in seinen späten Jahren wieder vorwiegend Darstellung des Wiener Stadtbildes.


Er erhielt zahlreiche Ehrungen und Preise, war Gründungsmitglied des Wiener Künstlerhauses, 1897 Ehrenpräsident der Wiener Secession.


In den ersten Jahren widmete er sich der detailgetreuen Wiedergabe der Natur, später wurde er freier und malerischer. Er versuchte zum Teil durch lasierende Malweise Licht, Farbe und Stimmung einzufangen und näherte sich dadurch dem Impressionismus.

Rudolf von Alt-Denkmal am Wiener Minoritenplatz
Rudolf von Alt-Denkmal am Wiener Minoritenplatz.
Foto: P. Diem
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Rudolf von Alt ist auf dem Zentralfriedhof in einem Ehrengrab (Gr.14A/52) bestattet.
Im 3. Bezirk ist ihm ein Platz gewidmet, an seinem Wohnhaus in Wien 8, Skodagasse 11 ist eine Gedenktafel angebracht.


Text aus dem Buch "Große Österreicher"#


Rudolf von Alt 1812-1905

Eine abschüssige Altwiener Gasse. Im rechten Vordergrund ein Sessel, auf dem ein schwarzgekleideter alter Herr sitzt, den steifen Hut - ist es ein Zylinder? - auf dem Kopf. Der Greis ist vornübergebeugt, seine Beschäftigung ist nicht zu erkennen. Schläft er? Liest er? Ein Knabe sitzt rittlings auf einer Steinbrüstung und blickt dem Alten über die Schulter. Die Szene, eine Photographie aus dem Jahr 1885, sagt nichts aus und doch alles. Sie ist eine kunsthistorische Dokumentation. Der Greis im Vordergrund ist Rudolf Alt, ein Amateurphotograph hat ihn bei der Arbeit geknipst, als er gerade das Faßzieherhaus am Spittelberg malt. Das Aquarell ist erhalten, befindet sich im Besitz der Albertina, ist eine der zahllosen wunderschönen Ansichten, die Alt von seiner Vaterstadt Wien geschaffen hat - und zeigt so eindrucksvoll wie kaum ein anderes Dokument, mit welch einfachen Mitteln wahre Kunstwerke entstehen können. Mit Worten hat viele Jahre später ein Besucher des Altschen Ateliers das gleiche beschrieben: "Originell ist die Aquarellpalette Alts. Einige Ackermannsche Farben, kaum erkennbar, denn sie sind zumeist vom Durcheinander, also vom Schmutz der übrigen Farben bedeckt, ein einziger Pinsel und ein kleines Töpfchen Wasser, das einer graugrünen Jauche gleicht, bilden das übrige Werkzeug. Schon daraus mag man ersehen, welch geringen Apparats eigentlich ein Kunstwerk bedarf."


Rudolf Alt - erst 1897, im hohen Alter, sucht er um die Erhebung in den Adelsstand an und darf seinem Namen das "von" voranstellen - ist oft mit seinem deutschen Kollegen Menzel verglichen worden. Es ist verwunderlich, daß man ihm nicht einen anderen Großen der Landschafts- und Gebäudemalerei an die Seite stellte: Canaletto. So wie dieser, ist auch Alt nicht durch Menschenbildnisse, sondern durch Ansichten bekannt und berühmt geworden. So wie dieser hat auch Alt ein Zeitalter kulturhistorisch zu dokumentieren verstanden. Aber Rudolf Alt ist ebensowenig ein "Ansichtskartenmaler" gewesen, wie er in eine Epoche gepreßt werden darf. Er dürfe, argumentiert einer seiner klügsten Kenner, Schätzer und Biographen, Walter Koschatzky, der langjährige Leiter der Albertina in Wien, "nicht länger zum sentimentalen Zeugen des ewigen Biedermeier gestempelt, sondern sollte zeitlos gesehen werden". Tatsächlich ist ja Rudolf Alt schon allein durch sein überlanges Leben dazu berufen gewesen, künstlerisches Bindeglied zwischen den Stilepochen zu sein. Drei Kaiser hat er miterlebt, er war Augenzeuge des Begräbnisses Beethovens, er hat die Verwandlung seiner Heimatstadt von einer Festung zur Weltmetropole erlebt. Als Rudolf Alt geboren wurde, ist Napoleon in Rußland gewesen. Als er starb, kündigte das Wetterleuchten am Horizont das Heraufdämmern des Ersten Weltkriegs an. Daß Alt dennoch stets dem Neuen aufgeschlossen war, daß er, wie er einmal formulierte, sich jung genug fühle, um stets von vorne anzufangen, gibt diesem reichen, langen, großen Leben erst den wirklich historischen Bogen. Rudolf Alt war - ebenso wie sein Bruder Franz, der bisweilen als Künstler anerkannter und gesuchter war als Rudolf - erblich belastet. Jakob Alt, der Vater, aus Hessen gebürtig, ein junger Maler, spürte wie viele Künstler seiner Zeit den Drang nach Süden, in die Wärme, ins Licht - er wollte nach Italien und blieb in Wien.

Von seinen Kindern hatten Rudolf und der jüngere Franz sein Talent mitbekommen. Schon als Zwölfjähriger begann Rudolf Alt zu malen, später zog er mit dem Vater durch die Lande, malte, zeichnete, skizzierte - er durchwanderte die österreichischen Kronländer, auch Oberitalien, aber er blieb doch zeit seines Lebens Wien verhaftet, auch wenn ihn die Kunst später durch halb Europa führte, bis nach Rußland und auf die Krim. Aristokraten luden ihn ein, ihre Besitzungen zu malen - und Alt, ebenso wie sein Bruder Franz, war dafür berühmt, daß er solche Aufträge zur Zufriedenheit erledigte: "Seit Dürer hat kaum ein Künstler in Aquarellen den Detailreichtum der sichtbaren Welt mit solcher Treue und Genauigkeit festgehalten", schrieb Koschatzky. Dem entspricht auch die Tatsache, daß Vater und Sohn Alt eine große Zahl von sogenannten Guckkastenbildern schufen - für eine Apparatur, die der Kronprinz und nachmalige Kaiser Ferdinand überaus schätzte und für die er beträchtliche Summen aufzuwenden bereit war.


Also doch Ansichtskartenmalerei? Gewiß hat Rudolf Alt - Koschatzky nennt ihn den "österreichischesten Maler des Jahrhunderts" - auch seine Schwächen gehabt. Den Stephansdom hat er zum erstenmal 1831 und seither unzählige Male zu Papier gebracht. Seine Ansichten vom Michaelerplatz, seine Wiener Stadtansichten - auch aus der Vogelperspektive - sind Legion. Man bezeichnet ihn bisweilen abschätzig als Gebrauchsgraphiker - und es gab doch keinen, außer vielleicht seinem Bruder Franz, der ihm an Können nahegekommen wäre. Gewiß, Rudolf Alt hat auch so skurrile Aufträge erfüllt wie die Illustration des von der Gemeinde Wien herausgebrachten Sammelwerks »Die Wiener Wasserleitung von der Quelle bis zur Stadt«; er hat dafür jedes einzelne Aquädukt abkonterfeit.

Und er stellte für ein Werk anläßlich der Eröffnung der Bahnlinie Lemberg-Stanislau 1873 das Aquarell einer Lokomotive bei, heute Traum jedes Eisenbahnliebhabers. Aber er mußte leben, mußte für Geld malen - und wurde doch nie reich. "Ich möchte es doch auch gerne so weit bringen und mir Hunderttausende verdienen, wie es Künstler in Paris und London zuwege bringen. Es soll allerdings viel Schwindel dabei getrieben werden", schrieb er einmal.

Rudolf Alt hat nie Schwindel getrieben. Er war von unbändiger Arbeitslust getrieben, selbst im hohen Alter. Es hat ihn geschmerzt, daß er, der seiner Vaterstadt so verbunden war, ihr mit jeder Faser seines Künstlerherzens anhing, das miterleben mußte, was er spöttisch "Zerschönerung" nannte. Er hat den Fall der Basteien, das Werden der Ringstraße gesehen, er beobachtete, wie die Bauten der Gründerzeit wuchsen, er malte - als eines seiner Hauptwerke - die personengetreue Eröffnung des Akademiegebäudes am Schillerplatz und fand zwischendurch doch immer wieder Zeit, ins Ausland zu reisen; seine römischen Aquarelle sind seinen Wiener Bildern ebenbürtig. Er kehrte immer gern zurück - und grantelte dann, schimpfte, wie jeder Wiener, über die Neuerungen, die »Regulierungen«, die er verdammte, weil sie »mit dem Lineal« vorgenommen würden. "Ich gehe gar nimmer in die Stadt, weil ich weinen müßt', was da alles niedergerissen und demoliert wird!"

Aber Rudolf Alt ist dennoch kein Konservativer gewesen. Als sich ein Großteil der jüngeren Maler und Bildhauer von der verknöcherten »Genossenschaft bildender Künstler Wiens« lossagte und die Secession gründete, war der greise Maler, obwohl schon weit über 80 Jahre, an der Spitze mit dabei. Sein letztes Aquarell malte er als Zweiundneunziger:"Blick ins Atelier" heißt es und zeigt das Zimmer in der Skodagasse, in dem er fast sein ganzes Leben lang gearbeitet hat. Nur dort, wo sich Alt selbst zeigen wollte, arbeitend am Tisch sitzend, ist ein weißer Fleck. Er hat das sonst in allen Details fertiggestellte Bild nicht mehr vollenden können.

Literatur#

  • W. Koschatzky, Rudolf von Alt, 1975

Quellen#

  • AEIOU
  • Albertina
  • Große Österreicher, ed. Th. Chorherr, Verlag Ueberreuter, 256 S.

Weiterführendes#


Redaktion: I. Schinnerl


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