Mauthe, Jörg#
* 11. 5. 1924, Wien
† 29. 1. 1986, Wien
Journalist, Schriftsteller, Kunsthistoriker
Politiker (ÖVP)
Nach der Matura absolvierte er ein Studium der Kunstgeschichte und Germanistik, das er 1948 mit der Promotion zum Dr. phil (mit einer Arbeit über "Venezianische Hausformen des Mittelalters") abschloss.
Er arbeitete ab 1947 als Journalist, ab 1950 als Kunstkritiker für die Wochenzeitschrift "Die Furche", ab 1955 als Kulturredakteur in der "Presse". Ab 1950 war er Leiter der Abteilung "Wort" beim Sender "Rot-Weiß-Rot", für den er mit Peter Weiser, Walter Davy und Ingeborg Bachmann die Serie "Radiofamilie" sowie die kritisch-satirische Wochensendung "Der Watschenmann" gestaltete.
Ab 1967 arbeitete er als Kulturredakteur und Programmplaner für das ORF-Fernsehen, wo er auch an Drehbüchern mitwirkte (so u.a. für die TV-Serien "Familie Leitner" in den 1960er-Jahren oder "Die Donaugeschichten" und "Familie Merian" in den 1980er-Jahren). Ab 1975 war er als Kolumnist für den Kurier tätig.
1978 ging Jörg Mauthe in die Politik: er war von 1978 bis 1986 Wiener Stadtrat für Kultur (ÖVP), bis 1983 Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderats.
Als Stadtpolitiker setzte sich Jörg Mauthe besonders für die Stadtbilderhaltung und Denkmalpflege ein und war u.a. der geistige Vater der Grätzelfeste, des Stadtfestes oder auch des Altwiener Christkindlmarkts. Während des Konfliktes in der Hainburger Au 1984 stand der bekennende Umweltschützer auf der Seite der Au-Besetzer.
Darüber hinaus war er Gründer des "Wiener Journals" und der "Edition Atelier" und veröffentlichte selbst zahlreiche kritische und humoristische Romane und Essays. In seinen literarischen Werken (insbesondere in den beiden Romanen Die große Hitze und Die Vielgeliebte) setzte er sich immer mit der "Frage nach dem Österreichischen", mit Österreich und speziell mit Wien auseinander.
Dr. Jörg Mauthe starb am 29. Jänner 1986 in Wien; er hinterließ eine Frau und 3 erwachsene Söhne.
1972 hatte er die Burgruine Mollenburg im Waldviertel (Gemeinde Weiten) gekauft und restauriert, in deren Turm heute seine Urne aufbewahrt wird.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Theodor-Körner-Preis
- Enthüllung der Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohnhaus in Wien 9, Günthergasse 1, 1987
- Ausschreibung des Dr.-Jörg-Mauthe-Preises für vorbildliche Leistungen um das Wiener Stadtbild, 1987
- Benennung des Jörg-Mauthe-Platzes im 9. Wiener Gemeindebezirk Alsergrund, 1991
Werke (Auswahl)#
- Wiener Knigge 1956
- Wien für Anfänger, 1959
- Der gelernte Wiener, 1961
- Die große Hitze oder Die Errettung Österreichs durch den Legationsrat Dr. Tuzzi, 1974
- Nachdenkbuch für Österreich, 1975
- Wien – Spaziergang durch eine Stadt, 1975
- Die Vielgeliebte, 1979
- Wiener Lesebuch (Hrsg.), 1983
- Neues Wiener Lesebuch (Hrsg.), 1985
- Demnächst oder Der Stein des Sisyphos, 1986 (Autobiographie; posthum)
- Die Bürger von Schmeggs. Tagebuch eines Ortsunkundigen, 1989 (posthum)
- Der Weltuntergang zu Wien und wie man ihn überlebt, austriakische Einsichten in zukünftige Aussichten, 1989 (posthum)
Literatur#
- J. Mauthe. Sein Leben auf 33 Ebenen, herausgegeben von D. Axmann, 1994
Weiterführendes#
- Schindl, Andreas: Routine in Weltuntergängen (Essay)
- Schindl, Andreas: Versuchsstation für Weltanfänge (Essay)
- Rede über Wien - Mauthes letzter Auftritt im Wiener Gemeinderat am 10.12.1985
Quellen#
- AEIOU
- Edition Atelier
- Marktgemeinde Weiten
- Österreichische Gesellschaft für Literatur
- Wiener Zeitung
Redaktion: I. Schinnerl
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