Universitätskirche (Jesuitenkirche) #
Die Universitätskirche auf dem Dr.-Ignaz-Seipel-Platz (Wien 1) ist den hll. Franz Xaver und Ignatius von Loyola geweiht. Im Zuge der Gegenreformation berief Kaiser Ferdinand I. Ordensangehörige der Gesellschaft Jesu nach Wien und überließ ihnen das frühere Karmelitenkloster und die Kirche am Hof. 1623 übersiedelten sie in die Gegend der alten Universität, ein unbekannter Architekt baute das Gotteshaus. Ihre markante Gestalt verdankt sie Andrea Pozzo (1642-1709), der sie 1703-1707 umbaute, Fresken und Altarbilder schuf. Der Laienbruder der Jesuiten war ein genialer Barockkünstler (Architekt, Bildhauer und Maler) und hatte schon San Ignazio in Rom freskiert.
Das Äußere der Universitätskirche zeigt eine streng gegliederte, zweigeschossige Frühbarockfassade mit zwei Türmen, die Pozzo mit mächtigen Helmen entwarf. Den Längsraum verwandelte er in einen hochbarocken Zentralraum und malte auch die Deckenfresken. Besonders bemerkenswert ist die Scheinkuppel. Ein weißer Stein im Mittelgang markiert den Blickpunkt, von dem aus sich die richtige Perspektive entfaltet. Dazu schuf Pozzo acht Kapellen, die er durch rhythmisch abwechselnde, glatte und gedrehte Säulenpaare aus Stuckmarmor gliederte. Als Hochaltarbild malte er die Aufnahme Mariens in den Himmel, wobei ein Apostel seine Gesichtszüge trägt. Raffiniert sind auch die Lichterker, durch die das Gemälde beleuchtet wird.
Nach der Ordensaufhebung fiel die Kirche an den Staat, seit 1857 ist sie wieder im Besitz der Jesuiten. Als es in den 1970er Jahren in Wien noch keine kulturellen Sommerattraktionen gab, veranstalteten sie in der Kirche das "Spectaculum" mit Barockopern. In jüngster Zeit werden mutige Versuche mit der Integration moderner Kunstwerke unternommen.
Quellen#
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens.
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