Jesuitenkirche (Wien)
Die Jesuitenkirche ist eine barocke römisch-katholische Kirche im 1. Wiener Gemeindebezirk, Innere Stadt. Sie befindet sich am Dr.-Ignaz-Seipel-Platz neben der Alten Universität, weshalb sie auch als Universitätskirche bekannt ist.
Geschichte
Nachdem König Ferdinand I. die Jesuiten Mitte des 16. Jahrhunderts nach Wien holte, übergab er ihnen das Karmeliterkloster am Hof, da dieser Orden wegen der Reformation allmählich ausstarb.[1] Im Jahre 1623 erhielten die Jesuiten die philosophischen und theologischen Lehrstühle an der Universität Wien, und sie errichteten an der Stelle einer Kapelle, die dem heiligen Benedikt geweiht war, eine Kirche. Diese wurde von einem unbekannten Baumeister – zwischen 1623 und 1631 – in einfacher Ausstattung errichtet, entsprechend den Verhältnissen in der damaligen Kriegszeit. Geweiht wurde die Kirche den Jesuitenheiligen Ignatius von Loyola und Franz Xaver, gestiftet wurde sie von Kaiser Ferdinand II. Zur Unterscheidung von der Jesuitenkirche am Hof, der „Oberen Jesuitenkirche“, erhielt die neue Kirche die Bezeichnung „bei den unteren Jesuiten“.[1]
1703 holte Kaiser Leopold I. den in Rom bereits berühmten Maler und Bildhauer Andrea Pozzo zur Umgestaltung der Kirche nach Wien. Der Jesuit Pozzo fügte die beiden Türme hinzu und brachte die Fassade in die gegenwärtige Form. Das Innere wurde ebenfalls opulent ausgestattet. Über den acht Seitenkapellen zog Pozzo Emporen ein, die miteinander verbunden sind und von geraden und geschwungenen Säulen, von Stuckmarmor überzogen, getragen werden. Die Orgel wurde in eine zweigeschoßige Empore über dem Eingang integriert. Ebenfalls von Pozzo stammt der Maria Himmelfahrt gewidmete Hochaltar.
Pozzo, vor allem für seine perspektivisch-illusionistische Malerei bekannt, dekorierte auch die Decke der Kirche. Besonders die Trompe-l’œil-Scheinkuppel vermag das Auge zu täuschen und dem Betrachter einen räumlich-realistischen Eindruck der Kuppel zu vermitteln. Im Boden des Langhauses ist ein Stein farblich markiert, von dem aus die Scheinkuppel am besten auf den Betrachter wirkt. Selbst über der mit Stoffen behangenen Marienkrone hat Pozzo einen Effekt eingebaut. So scheint es, dass das Kreuz auf der Krone von Händen, welche aus dem Deckenfresko herausragen, umklammert wird.
Nach der Aufhebung des Jesuitenordens ging die Kirche in den Besitz des Staates über. Nach der Wiederzulassung sind seit 1856 neuerlich Jesuiten in der Kirche tätig.
Unter der Kirche befindet sich eine Gruft, in der nach wie vor die verstorbenen Mitbrüder des Jesuitenklosters beigesetzt werden,[2] so u. a. der 2013 verstorbene langjährige Rektor der Kirche P. Leo Wallner SJ und auch der 2013 verstorbene Philosoph Johannes Schasching. Die Gruft ist zu bestimmten Zeiten öffentlich zugänglich.[3]
Inneres
- Hochaltar
Dieser bildet einen markanten Raumabschluss. Das Altarbild „Maria Himmelfahrt“ malte Andrea Pozzo, wobei er dem Apostel Andreas links unten seine eigenen Züge gab.[1]
- Linke Seitenaltäre
Das Altarbild der Kapelle der Philosophischen Fakultät (Katharinenaltar, links vom Eingang) stellt die „mystische Hochzeit der hl. Katharina von Alexandrien“ dar, das der Stanislauskapelle „Franz Borja empfängt Stanislaus Kostka in Rom“, das der Schutzengelkapelle „Schutzengel“ und das der Ignatiuskapelle „Die Aussendung des hl. Franz Xaver“.
- Rechte Seitenaltäre
Das Altarbild der Kapelle der Theologischen Fakultät (Kreuzaltar; rechts beim Eingang) zeigt eine „Kreuzigung“, das der Annenkapelle „Anna, Maria und ein Engel“, das der Leopoldkapelle „Apotheose des hl. Leopold“ und das der Josefskapelle „Tod Josefs“. Alle acht Altarbilder der Seitenkapellen kommen aus der Werkstatt Andrea Pozzos.[4]
- Kanzel
Die Kanzel aus Nussholz ist ein Werk vom Anfang des 18. Jahrhunderts. Am Kanzelkorb sind die vier Evangelisten dargestellt, auf dem Schalldeckel die allegorischen Figuren Glaube, Hoffnung und Liebe. Die Bekrönung bildet die Statue des heiligen Franz Xaver, der einen Heiden tauft. Die Einlegearbeit besteht aus Perlmutt.[5]
- Fresken im Gewölbe
Zentral im zweiten und dritten Joch befindet sich die Scheinkuppel mit der Darstellung Gottvaters. Die Fresken im ersten Joch zeigen den „Kampf der Engel“, im vierten die „Engelchöre“, über der Empore die „Anbetung der Hirten“ und darunter „Glaube, Hoffnung, Liebe“. Im Presbyterium ist das Thema „Rast der Heiligen Familie auf der Flucht“ und über dem Hochaltar die „Trinität“.[4] Die Fresken des Langhausgewölbes sind Kopien nach Andrea Pozzo von Johann Peter Krafft aus dem Jahr 1827, sie wurden 1899 überarbeitet.[1]
Orgel
Die Orgel wurde 2003 bis 2004 von dem Freiburger Orgelbauer Hartwig Späth erbaut. Das Instrument hat 41 Register (2745 Pfeifen) auf drei Manualen und Pedal. Die Disposition orientiert sich an französischen romantischen Orgeln im Stile von Aristide Cavaillé-Coll, insbesondere an der Orgel von 1880 in St. François-de-Sales in Lyon. Die Spieltrakturen sind mechanisch, der Spieltisch ist einem Cavaillé-Coll-Spieltisch nachempfunden.
Das Orgelgehäuse, das sich mit einer Höhe von über 12 Metern über zwei Emporen erstreckt, ist ebenfalls neu erbaut worden, wobei in weiten Teilen Elemente des historischen Gehäuses verwandt wurden.[6]
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- Koppeln:
- Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
- Suboktavkoppel:: III/I
Bildergalerie
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Linke Seitenaltäre und Kanzel
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Orgel ( HDRI)
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Innenansicht mit Scheinkuppel
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Kanzel, Chor
Weblinks
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 Universitätskirche im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- ↑ Gruft - unsere verstorbenen Mitbrüder (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ https://jesuitenkirche-wien.at/kirchenraum/#oeffnungszeiten
- 1 2 Jesuiten: Kleiner Führer durch die Jesuitenkirche; abgerufen am 14. Sep. 2014
- ↑ Jesuiten: Kleiner Führer durch die Jesuitenkirche; abgerufen am 10. Okt. 2015
- ↑ Details zur Orgel (PDF-Datei; 1,1 MB)
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Mittagsgeläute der Jesuitenkirche in Wien, 12. 2. 2015 | Eigenes Werk | Hubertl | Datei:2015-02-12 - Mittagsgeläute Jesuitenkirche Wien.ogg | |
Jesuitenkirche , Dr.-Ignaz-Seipel-Platz, Wien | Eigenes Werk | Hubertl | Datei:AT 119587 Jesuitenkirche Wien Innenansicht 9332.jpg | |
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Jesuitenkriche Wien, HDRI | eigenproduktion, www.ninc.at | Philipp Hummer, www.ninc.at. Der ursprünglich hochladende Benutzer war Kaeau in der Wikipedia auf Deutsch | Datei:Jesuiten v2 01branded.jpg | |
Jesuitenkirche, Wien (senkrechtes Panoramabild aus 2 Bildern) | Eigenes Werk | Welleschik | Datei:Jesuitenkirche Vienna1.jpg | |
Jesuitenkirche, Wien Dieses Bild zeigt das in Österreich unter der Nummer 119587 denkmalgeschützte Objekt. ( Commons , de , Wikidata ) | Eigenes Werk | Welleschik | Datei:Jesuitenkirche Vienna4.jpg | |
Innenansicht der Jesuitenkirche , auch Universitätskirche bezeichnet, im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt . Die Kirche wurde von 1623 bis 1627 von einem unbekannten Architekten errichtet. Von 1703 bis 1707 wurde der Kirchenbau von dem Jesuiten, Maler und Architekten Andrea Pozzo wesentlich umgebaut und umgestaltet. Unter anderem errichtete er die Türme. Über den acht Seitenkapellen zog er Emporen ein, die miteinander verbunden sind und von geraden und geschwungenen Säulen getragen werden. Er gestaltete auch die Fresken und schuf das Hochaltarbild sowie bis auf eines alle Seitenaltarbilder. Die Deckenfresken wurden 1827 und 1899 überarbeitet. | Eigenes Werk | C.Stadler/Bwag | Datei:Wien - Jesuitenkirche, Innenansicht.JPG | |
Kanzel der Jesuitenkirche , auch Universitätskirche bezeichnet, im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt . Die Kanzel wurde aus Nussholz gefertigt und ist ein Werkt aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Am Kanzelkorb sind die Evangelisten dargestellt und auf dem Schalldeckel die allegorischen Figuren Glaube, Hoffnung und Liebe. Die Bekrönung bildet die Statue des heiligen Franz Xaver, der einen Heiden tauft. Die Einlegearbeit besteht aus Perlmutt. | Eigenes Werk | C.Stadler/Bwag | Datei:Wien - Jesuitenkirche, Kanzel.JPG | |
Die zweigeschossige Orgelempore der Jesuiten- bzw. Universitätskirche mit der Späth-Orgel im 1. Wiener Gemeindebezirk (Dr.-Ignaz-Seipel-Platz). Im Jahr 2004 wurde von dem Freiburger Orgelbauer Hartwig Späth (Opus 983) eine neue Orgel installiert, die gegenüber der Vorgängerorgel beinahe doppelt so groß ist und mit einer Höhe von rund 12 Meter sich über beide Emporgeschosse erstreckt: 1 . Die Vorgängerorgel mit 2 Manuale und Pedal aus dem Jahr 1926 stammte von Johann Marcell Kauffmann und hatte 28 Register. Von dieser wurden nur ein paar Schleierbretter und ein IHS mit Strahlenkranz wieder verwendet. Die neue Orgel hat 41 Register mit 2745 Pfeifen auf drei Manualen und Pedal (Quelle: Günter Lade (Hrsg.): Die Orgel der Wiener Jesuitenkirche-Universitätskirche (Festschrift zur Weihe der Orgel); Wien 2004). | Eigenes Werk | C.Stadler/Bwag | Datei:Wien - Jesuitenkirche, Orgelempore.JPG | |
Westansicht des Stephansdoms in der österreichischen Bundeshauptstadt Wien . | Eigenes Werk | C.Stadler/Bwag | Datei:Wien - Stephansdom (1).JPG |