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Wein#

Weinlese in der Wachau. Gemälde von F. Andri, 1930 (Stadtmuseum St. Pölten, NÖ), © Stadtmuseum St. Pölten, für AEIOU
Weinlese in der Wachau. Gemälde von F. Andri, 1930 (Stadtmuseum St. Pölten, NÖ)
© Stadtmuseum St. Pölten, für AEIOU

Schon 5000 v. Chr. lässt sich im Südkaukasus und in Vorderasien der Anbau von Weinreben durch Menschenhand nachweisen. Von dort breitete sich der Weinbau im gesamten Nahen Osten aus, ca. 1700 v. Chr. kultivierten die Minoer Edelreben auf Kreta. Griechische Kolonisten brachten wahrscheinlich im 7./6. Jhd. v. Chr. erstmals Rebstöcke nach Gallien.


Im heutigen Österreich wurde schon von Kelten und Illyrern eine einfache Form des Weinbaus betrieben.

Der älteste Nachweis von Wein(trauben) in Mitteleuropa gelang Archäologen in Stillfried in Niederösterreich: es handelte sich um Traubenkerne von Kulturwein (Vitis vinifera), die nach der Radiokarbonmethode in das 10./9. Jahrhundert v. Chr. datiert wurden. In Franzhausen im Traisental, ebenfalls in Niederösterreich, wurde in einem frühbronzezeitlichen Grab (8. Jahrhundert v. Chr.) ein Weintraubenkern entdeckt.


Unter den Römern kam es zur ersten Hochblüte des organisierten Weinbaus; 280 n. Chr. hob der Soldatenkaiser Probus das von Kaiser Domitian verfügte Anbauverbot für Weingärten nördlich der Alpen auf (angeblich weil die römischen Legionäre sonst nicht mit ihrer täglichen Ration Wein versorgt werden konnten, und so der Wein auch in den Provinzen angebaut werden sollte).

Entlang der Donau, in der Umgebung der damaligen Siedlungen Carnuntum, Vindobona, Aquae (Baden), Augustiana (Traismauer) und Favianis (Mautern), aber auch um den Neusiedler See, in Eisenberg (Südburgenland) und in der Steiermark entstanden Weinkulturen.
Die erste urkundliche Erwähnung von Weinbau in Österreich findet sich in der "Vita Severini".

Das 5. Jahrhundert war europaweit eine sehr unruhige Zeit: das römische Reich war geschwächt, die Römer mussten sich zurückziehen. Zur Zeit der Völkerwanderung wurde der Weinbau zurückgedrängt.

Erst das 8. Jahrhundert brachte ihm vorerst im Rheingau einen neuerlichen Aufschwung, als Karl der Große das Anlegen neuer Weingärten verordnete und auf jedem Weingut drei Schankstätten für das Volk einrichten ließ. Diese Entwicklung breitete sich nach und nach im gesamten Reich aus.


Im Mittelalter waren die Kenntnis von Rebanbau und Kellereitechnik sowie die besten Weinlagen in der Hand von Klöstern und kirchlichen Institutionen. Neben dem geistlichen Weingartenbesitz etablierte sich auch der Adel und teilweise das Bürgertum im Mittelalter zunehmend in dieser Besitzsparte. Aus Mangel an eigenen Arbeitskräften mussten Kirche und Adel einen Teil ihres Besitzes durch Bauern in Halb- oder Drittelbau bewirtschaften lassen.


Aufgrund der gewaltigen Produktionssteigerung im 14. Jahrhundert wurden Einfuhr- und Verkaufsverbote für ortsfremden Wein erlassen. Wien wurde Weinbau- und Weinhandelszentrum im Donauraum.

Der Wohlstand Wiens beruhte auch auf Weinbau und -handel. Die Anbaugebiete reichten vom Wienerwald bis in die Vorstädte (z.B. Landstraße, Laimgrube, Alsergrund). Bürger, Klöster und der Landesherr besaßen Rieden, die Hauer waren zunftmäßig organisiert, Bürger durften ihren Wein selbst ausschenken. Weinimport war bis vor der 2. Türkenbelagerung verboten bzw. hoch besteuert.

Im 16. Jahrhundert erreichte der Weinbau in Österreich seine größte Ausdehnung; auch in Oberösterreich, Kärnten, Tirol, Salzburg und Vorarlberg gab es Weingärten. Österreichischer Wein wurde nach Böhmen, Mähren, Polen, Lettland und Litauen, Bayern, Preußen und Schlesien exportiert.


Danach setzte in Folge von Seuchen und Kriegswirren (30-jähriger Krieg) ein Rückgang des Weinbaus ein; mit zunehmender Bautätigkeit nahmen die Weingartenflächen drastisch ab; erst in der Barockzeit kam es zu einem neuen Aufschwung.

Die Pflege des Weinstocks wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts intensiviert, und erst schwere Kälteschäden (Klimaverschlechterung) sowie die aus Amerika eingeschleppten Pilzkrankheiten Oidium (Echter Mehltau) und Peronospora (Falscher Mehltau) reduzierten die Weinbauflächen neuerlich erheblich. Noch schwerer traf die Verbreitung der Reblaus ab 1872 die österreichische Weinwirtschaft. Innerhalb weniger Jahre wurden die Altkulturen vernichtet, und es dauerte Jahrzehnte, bis die Umstellung auf veredelte Rebsorten abgeschlossen war. Gleichzeitig kam es zur Gründung von Weinbauschulen, Weinbauvereinen und Selbsthilfeorganisationen (Winzergenossenschaften).


Der steirische Weinbau erhielt durch Erzherzog Johann großen Aufschwung, der sich um systematische Förderung und Entwicklung bemühte und z.B. auf einem von ihm geschaffenen Versuchshof 425 verschiedene Rebsorten erproben ließ. Auch in der Kellerwirtschaft wurde die Wichtigkeit einer sorgfältigen Hygiene erkannt sowie der Ausbau des Weines in kleinen Fässern erprobt.

Weinlokal in großem Fass
Große Fässer als Weinlokal betrieben. Photographie, um 1905
© IMAGNO/Archiv Lunzer
Langenlois. Weinlese in der Kellergasse
Langenlois. Weinlese in der Kellergasse. Photographie von Peucker um 1905
© IMAGNO/Archiv Lunzer

Langenlois. Weinlese in der Kellergasse
An den Pressen im Weinkeller. Niederösterreich. Handkoloriertes Glasdiapositiv. Um 1915.
© IMAGNO/Öst. Volkshochschularchiv
Winzerhaus bei Bad Radkersburg
Winzerhaus bei Bad Radkersburg, Steiermark. Handkoloriertes Glasdiapositiv. 1932
© IMAGNO/Öst. Volkshochschularchiv


Im 20. Jahrhundert ist die Geschichte des österreichischen Weinbaus durch ein stärkeres Eingreifen des Gesetzgebers auf dem Gebiet der Weinbereitung und -bezeichnung gekennzeichnet. Veränderungen in den Anbaumethoden (Umstellung von Stockkultur auf Hochkultur) und strukturelle Veränderungen (Rückgang der Zahl der Betriebe, Zunahme der Betriebsgröße) prägten die letzten Jahrzehnte.

Nach dem Weinskandal (1985) wurde 1987 von Bund und weinbautreibenden Ländern die Organisation der Österreichischen Weinmarketingservice-GmbH ins Leben gerufen.


Heute ist das Weinanbaugebiet in Österreich in vier Weinbauregionen ("Weinland Österreich"- Weinanbaugebiete in Niederösterreich und Burgenland, "Steirerland" - Weinanbaugebiete in der Steiermark, "Bergland Österreich" – Weinanbaugebiete in Oberösterreich, Kärnten, Tirol, Vorarlberg und Salzburg und "Wien") und 19 Weinbaugebiete gegliedert.


Von den rund 30 zugelassenen Qualitätsrebsorten dominiert in Österreich der Grüne Veltliner (in Niederösterreich, Burgenland und Wien) vor dem Welschriesling (im Burgenland, in der Steiermark und im östlichen Weinviertel), gefolgt vom Müller-Thurgau, Weißburgunder, Riesling, Neuburger, Muskat-Ottonel, Chardonnay und Traminer sowie Zierfandler und Rotgipfler.

Etwa 25% der Rebfläche ist mit blauen Trauben bepflanzt: Blauer Zweigelt (in allen Weinbaugebieten), Blaufränkisch (speziell im Mittelburgenland), Blauer Portugieser, Blauburgunder, St. Laurent und Blauer Wildbacher (Schilcher, Spezialität der Weststeiermark).


Die zukünftigen Fachleute im Bereich Weinbau und Kellerwirtschaft erwerben ihr Wissen heute neben der Praxis in Hof und Weingarten auch in (Weinbau-)Fachschulen:

  • Höhere Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau mit Institut für Bienenkunde in Klosterneuburg (gegründet 1860, älteste Weinbauschule der Welt), Niederösterreich
  • landwirtschaftliche Fachschule Gumpoldskirchen, Niederösterreich
  • landwirtschaftliche Fachschule Hollabrunn, Niederösterreich
  • landwirtschaftliche Fachschule Krems an der Donau, Niederösterreich
  • landwirtschaftliche Fachschule Mistelbach, Niederösterreich
  • landwirtschaftliche Fachschule Eisenstadt (Burgenland)
  • landwirtschaftliche Fachschule Silberberg (Steiermark)

Weiterführendes#

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl