Zuckerkandl, Emil#
* 1. 9. 1849, Györ, Ungarn
† 28. 5. 1910, Wien
Anatom
Bruder von Otto Zuckerkandl, Ehemann von Berta Zuckerkandl-Szeps
Emil Zuckerkandl studierte ab 1867 Medizin an der Universität Wien, war Schüler von Josef Škoda, Josef Hyrtl und Karl Langer.
Er ging einige Monate als Prosektor nach Amsterdam und trat nach seiner Rückkehr 1873 eine Assistenz bei Carl Rokitansky und Josef Hyrtl an.
1882 lehrte er als ordentlicher Professor in Graz, übersiedelte 1888 in das damals modernst ausgestattete Anatomische Institut der Universität Wien und übernahm als Nachfolger von Karl Langer die Lehrkanzel für Anatomie.
1898 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften.
Er erwarb sich große Verdienste um die topographische und vergleichende Anatomie sowie um die Morphologie. Er stellte Untersuchungen über die Anatomie des Gehörorgans, der Nasenhöhle, der Zähne und über das chromaffine Gewebe an und entdeckte die nach ihm benannten Zuckerkandl'schen Körperchen.
In den Jahren 1890 bis 1900 entstand sein fünfbändiges Hauptwerk "Atlas der topographischen Anatomie des Menschen". Spezialgebiete seiner Forschungen waren das Gehörorgan, die Nasenhöhle und die Zähne.
Er ist damit der Begründer der modernen Rhinologie. Er galt auch als ausgezeichneter Beobachter und verfasste Handbücher u.a. für Rhinologen, Laryngologen, Stomatologen und Urologen.
Seine Frau Bertha Zuckerkandl-Szeps war eine herausragende Persönlichkeit in der Wiener jüdischen Intellektuellenschicht. Als Schriftstellerin und Journalistin engagierte sie sich für moderne Kunst, so war sie z.B. Mitbegründerin der Salzburger Festspiele und Vorkämpferin der Sezession. Das Haus der Zuckerkandls war Treffpunkt der künstlerischen Avantgarde und wissenschaftlichen Elite.
Er ist in einem Ehrengrab auf dem Döblinger Friedhof (Gr.isr.1/1/11) bestattet (Grabdenkmal von Josef Hoffmann).
Sein Denkmal von Anton Hanak steht im Arkadenhof der Universität Wien. Im Anatomischen Institut, Wien 9, Währinger Straße 13, ließen ihm seine Schüler 1914 eine Gedenktafel anbringen (Wiederenthüllung einer Kopie von Ludwig Kyral und Martin Schmeiser 2003). Im 19. Wiener Bezirk ist eine Gasse nach ihm benannt.
Werke (Auswahl)#
- Zur Morphologie des Gesichtsschädels, 1877
- Normale und pathologische Anatomie der Nasenhöhle, 2 Bände, 1882/92
- Atlas der topographischen Anatomie des Menschen, 5 Bände, 1900-04
Quellen#
- AEIOU
- F. Czeike: Historisches Lexikon Wien
- W. Kleindel: Das Große Buch der Österreicher
- 625 Jahre Universität Wien
- Universität Wien, Online Archiv
Redaktion: R. Lenius
Andere interessante NID Beiträge