Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 23.04.2019, aktuelle Version,

Austernschlacht

Die Austernschlacht bezeichnet eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen katholischen und national-freiheitlichen Studentenverbindungen im Jahr 1889 in Wien.

Sie ist die bekannteste Auseinandersetzung des sogenannten Holzkomments in Österreich. Mit dem Aufkommen katholischer Studentenverbindungen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts und im Umfeld des Akademischen Kulturkampfs kam es regelmäßig zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen freiheitlichen und katholischen, österreichtreuen Verbindungsstudenten.

Betroffen waren insbesondere Angehörige der Katholischen akademischen Verbindung Norica Wien und der K.Ö.St.V. Austria Wien.[1] Der Name bezieht sich auf die Angehörigen der Austria, die eben als Wiener Austern angesprochen werden.[2] Die entsprechenden nicht-schlagenden katholischen Korporationen wurden von den schlagenden national-freiheitlichen Verbindungen angefeindet. Am 26. Oktober 1889[3] wurden Angehörige der Austria wie der Norica von 600 bis 800 feindlich gesinnten national-freiheitlichen Studenten der Universität Wien zusammengeschlagen,[4][5] da die beiden katholischen Verbindungen das erste Mal auf dem üblichen Samstags-Bummel der Studenten in Couleur auftraten, jedoch nicht den ihnen zugedachten Platz im Arkadenhof einnahmen, sondern in der Aula Platz nahmen,[6] wie es drei Tage vorher von den beiden Verbindungen beschlossen worden war.[7] Insgesamt gab es 23 Verletzte.[8] Nach Auskunft von Josef Schlegel beschwerten sich die Sprecher der Norica sowie der Austria anschließend bei den akademischen Behörden und nochmals während einer Audienz beim damaligen Unterrichtsminister Paul Gautsch von Frankenthurn, auch über die der Schlägerei folgende Bestrafung; eine Rüge des akademischen Senats wurde dann später vom Unterrichtsministerium schließlich wieder aufgehoben.[9] Die Wiener Auseinandersetzung ist bis heute am bekanntesten. Eine vom ÖCV am 23. Oktober 2009 geplante Gedenkveranstaltung an der Universität Wien führte zu Irritationen, weil die Universität Auftritte der Studentenverbindungen in Couleur bei dieser Veranstaltung untersagen wollte. Sie wurde daraufhin als Demonstration angemeldet und durchgeführt.[10][11]

Der Schwerpunkt dieses „Holzkomments“ in Österreich lag aber in Graz, wo bis zur Tausend-Mark-Sperre 1933 reichsdeutsche Studenten einen großen Anteil ausmachten. Am 14. Mai 1931 kam es zu einem der Austernschlacht ähnlichen Raufhandel in Graz. An diesem Tag versuchten Mitglieder einer ebenfalls Norica genannten katholischen Studentenverbindung beim Rektorat der Universität Graz anzuzeigen, um offiziell zugelassen zu werden. Mitglieder schlagender Studentenverbindungen versuchten dies durch eine Blockade der Eingänge zu verhindern, was zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führte. Der Vorfall fand unter der Schlagzeile Studentenschlacht zu Graz Wahrnehmung in der Presse.[12]

Bekannte Teilnehmer

  • Franz Pauer (1870–1936), österreichischer Verwaltungsbeamter und Bundesminister
  • Josef Schlegel (1869–1955), österreichischer Politiker, Landeshauptmann von Oberösterreich, Reichsratsabgeordneter und Abgeordneter der Provisorischen Nationalversammlung[13]

Literatur & Quellen

  1. Stenographische Protokolle über die Sitzungen des Hauses der Abgeordneten des Österreichischen Reichsrates. Band 6, Wien 1913, S. 7184. Online-Version
  2. Oliver Rathkolb: Gewalt und Antisemitismus an der Universität Wien und die Badeni-Krise 1897. Davor und danach. In: Oliver Rathkolb (Hrsg.): Der lange Schatten des Antisemitismus. Kritische Auseinandersetzungen mit der Geschichte der Universität Wien im 19. und 20. Jahrhundert. Universität Wien 2013, S. 76.
  3. Albert Wiesinger: Das Duell vor dem Richterstuhle der Religion, der Moral, des Rechtes und der Geschichte. Graz 1895, S. 74.
  4. Heinrich Obermüller: Verboten und verfolgt: Von den Anfängen bis 1918. Österreichische Verein für Studentengeschichte, 2003, S. 58.
  5. Gerhard Hartmann: Der CV in Österreich. Lahn-Verlag (= Band 4 der Schriftenreihe der ÖCV-Bildungsakademie), 2001, ISBN 3-7840-3229-X, S. 39.
  6. Oskar Scheuer: Die geschichtliche Entwicklung des deutschen Studententums in Österreich mit besonderer Berücksichtigung der Universität Wien von ihrer Gründung bis zur Gegenwart. Wien 1910, S. 354.
  7. Franz Loidl: Für Kirche und Heimat. Festschrift. Franz Loidl zum 80. Geburtstag. Wien, München 1985, S. 329.
  8. Peter Krause: O alte Burschenherrlichkeit. Die Studentenverbindungen und ihr Brauchtum. Styria Verlag, 1997, ISBN 3-222-12478-7, S. 111.
  9. Stenographische Protokolle über die Sitzungen des Hauses der Abgeordneten des Österreichischen Reichsrates. Band 6, Wien 1913, S. 7184. Online-Version
  10. Cartellverband irritiert über Vorgangsweise der Universität Wien. Abgerufen am 15. Mai 2015.
  11. Academia. Dezember 2009, S. 44. Online-Version (Memento des Originals vom 28. Mai 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oecv.at
  12. Gerhard Popp: CV in Österreich, 1864–1938: Organisation, Binnenstruktur und politische Funktion. Böhlau, 1984.
  13. Franz Loidl: Für Kirche und Heimat. Festschrift. Franz Loidl zum 80. Geburtstag. Wien, München 1985, S. 329.