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vom 20.06.2020, aktuelle Version,

Baumgartner Friedhof

Baumgartner Friedhof

Der Baumgartner Friedhof ist ein Friedhof im 14. Wiener Gemeindebezirk Penzing.

Lage

Der Baumgartner Friedhof liegt im Südosten des Penzinger Bezirksgebietes und gehört zum Bezirksteil Baumgarten (Katastralgemeinde Unterbaumgarten), Waidhausenstraße 52. Der Friedhof wird im Norden vom Flötzersteig, im Westen von der Waidhausenstraße, im Osten von der unregelmäßig verlaufenden Linie Donhartgasse-Wawragasse-Stauffergasse-Donhartgasse und im Süden von einem Grünstreifen begrenzt. Der Friedhof umfasst eine Fläche von 236.362 Quadratmeter und beherbergt 33.339 Grabstellen.[1]

Geschichte

Der heutige Friedhof geht auf eine Anlage zurück, die 1786 im Zuge der josephinischen Reformen im Bereich der heutigen Hütteldorfer Straße und Seckendorfstraße von den Gemeinden Ober- und Unterbaumgarten errichtet wurde. Die Gemeinden statteten den Friedhof mit einer Friedhofsmauer und einem Kreuz aus und ließen ihn am 15. Jänner 1786 weihen. Die erste Beisetzung fand am 10. Februar statt. 1839 wurde eine neue Totenkammer erbaut und die Mauer instand gesetzt. Die Erweiterung des Friedhofs um das Ried Unter-Waidhausen weihte am 31. Oktober 1874 Dechant Emanuel Paletz, der damaligen Pfarrer von Hütteldorf, ein. 1877 wurde der Friedhof neuerlich erweitert. Nach der Schließung des Schmelzer Friedhofs kauften die Gemeinden Fünfhaus, Sechshaus und Rudolfsheim ein Grundstück im Ausmaß von "sechs Joch 486 Quadratklaftern", das teilweise auf dem Baumgartner Friedhof, teilweise an ihn angrenzend lag, um hier in Zukunft ihre Toten zu bestatten. In einem Abkommen beschlossen die Gemeinden Baumgarten, Fünfhaus, Sechshaus und Rudolfsheim 1884 die Schaffung eines gemeinsamen Friedhofs. 1888 wurden daraufhin die Leichen aus dem Schmelzer Friedhof (Neulerchenfelder Ortsfriedhof) exhumiert und in ein Massengrab nach Baumgarten überführt.

Für den Bau der Hütteldorfer Straße wurde 1884 ein Teil des Friedhofs aufgelöst. 1896 räumte man diesen Teil ab und ebnete ihn ein. Im Gegenzug wurde der Friedhof in den 1890er Jahren noch drei Mal um insgesamt rund 54.000 m² erweitert. Der Friedhof erhielt 1902/03 ein Totengräberhaus und eine gedeckten Halle (Wartesaal und Aufbahrungshalle). Stadtbaumeister Josef Münster spendete 1903 eine große Christusstatue. Auch Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Friedhofsareal laufend, teilweise auch durch Enteignungen, erweitert. Die Friedhofsgebäude musste mehrmals umgestaltet und renoviert werden. Mitte 1945 musste die Neuvergabe von Gräbern aus Platzgründen eingestellt werden. Mehrere Maßnahmen wurden zur Neuvergabe von Gräbern ergriffen. Ab 1947 wurden heimgefallene Gräber neu zugewiesen, 1948/49 Urnengräber angelegt und Anfang der 50er Jahre Schachtgräber aufgelassen und Erweiterungsflächen neu gewidmet. 1964 folgte die Eröffnung eines eigenen Urnenhains.

Nach den Erweiterungen der Friedhofsanlage begannen Arbeiter im August 1966 mit dem Abriss der bestehenden Aufbahrungsgebäude. Der Neubau wurde nach den Plänen des Architekten Josef Strelec ausgeführt. Die Innenausstattung erfolgte nach Plänen des Architekten Erich Boltenstern, die künstlerische Ausgestaltung durch den Maler Hermann Bauch. Die neue Halle konnte 1967 eröffnet werden. 1993 bis 1995 wurde die Aufbahrungshallen gemeinsam mit den Zeremonienräumen renoviert und neu gestaltet. 1995 erfolgte die Enthüllung des Mahnmals für die Opfer des Faschismus, das von Leopold Grausam geschaffen wurde und in der Gruppe 1 des Friedhofs gelegen ist.

Am 23. Juli 2008 ereignete sich auf dem Friedhofsgelände ein tödlicher Unfall, bei dem eine Frau von einem rund 200 kg schweren Grabstein erdrückt wurde.[2] Dieser Todesfall inspirierte die in Penzing lebende Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek zu dem Text „Wenigstens die Erde sei ihr leicht und lieb“.[3]

Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten

Ehrenhalber gewidmete Gräber

Ehrenhalber gewidmetes Grab von Willy Hesch

Der Baumgartner Friedhof weist 24 ehrenhalber gewidmete Gräber sowie eine historische Grabstelle auf.[4]

Name Lebensdaten Tätigkeit
Franz Binder 1911–1989 Fußballspieler
Leopold Brauneis 1847–1920 Stadtrat
Josef Gangl 1868–1916 Schriftsteller, Schauspieler
Franz Glaserer 1904–1983 Politiker
Karl Glossy 1848–1937 Literaturhistoriker
Willy Hesch 1860–1908 Opernsänger
Kurt Horeischy 1913–1945 Chemiker und Widerstandskämpfer
Ernst Jirgal 1905–1956 Lehrer und Schriftsteller
Josef Ferdinand Künstler 1792–1857 Pfarrer von Reindorf
Trude Mally 1928–2009 Sängerin und Dudlerin
Rudolf Much 1862–1936 Germanist
Dionys Schönecker 1888–1938 Fußballspieler und -funktionär
Friedrich Schönpflug 1873–1951 Maler und Karikaturist
Friederike Seidl 1936–1987 Politikerin
Heinrich Swoboda 1861–1923 Theologe und Kunsthistoriker
Johann Tabarelli 1898–1956 Schriftsteller und Journalist
Karl Terkal 1919–1996 Opernsänger (historische Grabstelle)
Gerhard Weißenberg 1920–1980 Politiker
Maria Weith 1884–1950 Malerin
Heinrich Zita 1882–1951 Bildhauer

Gräber weiterer Persönlichkeiten

Weitere bedeutende Persönlichkeiten, die am Baumgartner Friedhof begraben sind:

Name Lebensdaten Tätigkeit
Hanns Abele 1941–2016 Wirtschaftswissenschaftler
Wilhelm Alzinger 1928–1998 Archäologe
Edmund Daniek 1892–1966 Schriftsteller
Leopold Deutsch 1853–1930 Schauspieler
Auguste Dick 1910–1993 Mathematikhistorikerin
Louis Dité 1891–1969 Komponist
Irmgard Egger 1953–2015 Germanistin
Anton Figl 1895–1963 Politiker
Alfred Eduard Forschneritsch 1872–1917 Schriftsteller
Anton Frisch 1889–1963 Politiker
Franz Glaserer 1904–1983 Politiker
Karl Hirschbold 1908–1994 Sprachpfleger
Erich Hofstetter 1912–1987 Politiker
Oskar Huemer 1916–1993 Politiker
Erich Kabesch 1905–1992 Politiker
Götz Kauffmann 1949–2010 Schauspieler
Johann M. Kauffmann 1910–1965 Orgelbauer
Rupert Karner 1896–1928 Motorradrennfahrer
Ernst Klimt 1864–1892 Maler, Bruder von Gustav Klimt
Josef Kohout 1915–1994 KZ-Überlebender
Alfred Körner 1926–2020 Fußballspieler
Robert Körner 1924–1989 Fußballspieler
Franziska Krämer 1899–1988 Politikerin
Wolfgang Kummer 1935–2007 Physiker
Fritz Leitermeyer 1925–2006 Komponist und Violinist
Hannes Lintl 1924–2003 Architekt
Gerhard May 1898–1980 evangelisch-lutherischer Bischof
Gerhard May 1940–2007 evangelisch-lutherischer Kirchenhistoriker
Armin Medosch 1962–2017 Medienkünstler
Maria Mizzaro 1925–2009 Grafikerin und Fotografin
Anton Moser 1872–1909 Sänger
Wilhelm Neusser 1924–1994 Politiker, Stadtrat
Rudolf Nussgruber 1918–2001 Regisseur
Camillo Öhlberger 1921–2013 Fagottist und Autor
Bobby Pirron 1918–2007 Musiker, Duo Pirron und Knapp
Gunter Schnaubelt 1942–2012 Fußballschiedsrichter
Karl Schwerzek 1848–1918 Bildhauer
Mimi Stelzer 1900–1957 Schauspielerin
Joe Trummer 1922–2007 Schauspieler
Walter Zeman 1927–1991 Fußballnationaltormann
Heinz Zemanek 1920–2014 Computerpionier

Einzelnachweise

  1. Friedhof Baumgarten@1@2Vorlage:Toter Link/www.friedhoefewien.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf den Seiten der Friedhöfe Wien GmbH, abgerufen am 30. November 2008
  2. ORF Wien - Frau von Grabstein erschlagen
  3. Elfriede Jelinek: Wenigstens die Erde sei ihr leicht und lieb
  4. Friedhöfe Wien GmbH – Ehrenhalber gewidmete Gräber des Friedhofs Baumgarten, Februar 2016 (PDF, abgerufen am 22. Juli 2016; 54 kB)

Literatur

  • Herta Wohlrab: Penzing. Geschichte des 14. Wiener Gemeindebezirkes und seiner alten Orte. Jugend und Volk, Wien 1985, ISBN 3-224-16209-0, S. 153–154
Commons: Baumgartner Friedhof  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Baumgartner Friedhof Selbst fotografiert ( Originaltext: selbst fotografiert ) Madmaxx2 in der Wikipedia auf Deutsch
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Christusstatue von Andreas Halbig, ursprünglich geschaffen für den Dom von Gran, am Baumgartner Friedhof. Die Statue kam in den Besitz des Stadtbaumeisters Josef Münster, der sie schließlich für den Friedhof spendete. Eigenes Werk Herzi Pinki
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Grab von Willy (Wilhelm) Hesch am Baumgartner Friedhof in Wien, Oesterreich Eigenes Werk Wocet
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Ehrengrab Heinz (Heinrich Josef) Zemanek, Baumgartner Friedhof, Gruppe 21, Nummer 219 Eigenes Werk Herzi Pinki
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Ehrengrab des Chemikers und Univ-Assistenten am Ersten Chemischen Institut Kurt Horeischy am Baumgartner Friedhof in Wien-Penzing, Gruppe E1, Grab 170. Kurt Horeischy war im 2. Weltkrieg Mitglied der Widerstandsgruppe "Tomsk", und wurde am 5.4.1945 beim Versuch eines der beiden österreichischen Elektronenmikroskope vor der Zerstörung (im Zuge des Rückzugs vor den anrückenden Russen) zu bewahren durch den Institutsdirektor Jörn Lange erschossen. 1 Eigenes Werk Herzi Pinki
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Datei:Grave of Kurt Horeischy 01.jpg
Das Grab von dem Bildhauer Andre (Andreas) Roder (1900–1959) mit dem Denkmal der Mütter auf dem Baumgartner Friedhofes im 14. Wiener Gemeindebezirk Penzing. Das „Denkmal der Mutter“ hat er selbst geschaffen und erhielt dafür 1928 einen Ehrenpreis der Stadt Wien. Eigenes Werk C.Stadler/Bwag
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Datei:Wien - Baumgartner Friedhof, Denkmal der Mutter und Grab von Andre Roder.JPG
Die Grabstätte der Familie Zeman und Götzinger auf dem Baumgartner Friedhofes im 14. Wiener Gemeindebezirk Penzing, in der auch der Fußballer Walter Zeman (1927–1991) beigesetzt ist. Eigenes Werk C.Stadler/Bwag
CC BY-SA 4.0
Datei:Wien - Baumgartner Friedhof, Grabstätte von Walter Zeman.JPG
Der nordwestliche Teil des Baumgartner Friedhofes mit einer Christusstatue im 14. Wiener Gemeindebezirk Penzing. Der Friedhof wurde 1874 angelegt und ist nach mehreren Erweiterungen heute der fünftgrößte der Stadt Wien. Die Christusstatue, ein Werk von dem Bildhauer Andreas Halbig (* 24. April 1807 in Donnersdorf; † 3. Mai 1869 in Penzing), war ursprünglich für den Dom in Gran (Ungarn) bestimmt. In Auftrag gab sie Janos Simor, Erzbischof von Gran und Primas von Ungarn. Sie wurde jedoch von seinem Nachfolger nicht übernommen und so wurde sie in einem Gastgarten (14., Hadikgasse 20) aufgestellt. 1903 erwarb die Statue der Stadtbaumeister Josef Münster und spendete sie letztendlich dem Baumgartner Friedhofː 1 . Eigenes Werk C.Stadler/Bwag
CC BY-SA 4.0
Datei:Wien - Baumgartner Friedhof mit Christusstatue.JPG