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vom 24.10.2022, aktuelle Version,

Dietrich Mateschitz

Porträt Dietrich Mateschitzs, Collage von Danor Shtruzman (2017)

Dietrich Markwart Eberhart „Didi“ Mateschitz (* 20. Mai 1944 in Sankt Marein im Mürztal, Steiermark; † 22. Oktober 2022) war ein österreichischer Unternehmer. Er machte die Marke Red Bull international bekannt und galt als reichster Österreicher. Außerdem gründete er das Red Bull Media House, das den Fernsehsender ServusTV betreibt.

Leben

Mateschitz’ Mutter Auguste aus der Steiermark und sein aus Maribor stammender Vater ließen sich früh scheiden.[1][2] Er hatte eine vier Jahre ältere Schwester, Helgard.[1] Mateschitz absolvierte die Hochschule für Welthandel in Wien als Diplomkaufmann. Danach war er unter anderem als Handelsvertreter für Jacobs Kaffee und den Zahnpastahersteller Blendax im Marketing tätig.[3]

1984 gründete er zusammen mit der thailändischen Unternehmerfamilie Yoovidhya die Red Bull GmbH. Nach einer Abwandlung der Rezeptur des thailändischen Energydrinks Krating Daeng und der Entwicklung eines Marketingkonzepts wurde Red Bull 1987 im Markt eingeführt. In der Folgezeit wurde das Getränk zum Weltmarktführer bei Energydrinks. Mateschitz galt als Marketingspezialist, sein Unternehmen ist bekannt für kreative Werbung. Zudem sammelte er Flugzeuge, die er als sogenannte „Flying Bulls“ auch als Werbeträger einsetzte. Für seine Flugzeuge ließ er in seiner Wahlheimat Salzburg den von Architekt Volkmar Burgstaller geplanten Hangar-7 errichten. Red Bull ist seit Jahren die gewinnbringendste österreichische Unternehmensmarke.[4]

Als Tochter der Red Bull GmbH fasst Red Bull Media House mehrere Subfirmen zusammen, die sich der Produktion und dem Vertrieb unterschiedlicher Medien, insbesondere dem Fernsehsender ServusTV und auch von Musik, widmen. Mateschitz trat als Sponsor von zahlreichen Extremsportarten und -veranstaltungen wie dem Red Bull Dolomitenmann, dem Red Bull Stratos und der Red Bull Cliff Diving World Series auf.

Mateschitz’ einziges Kind ist sein 1993 geborener Sohn Mark Mateschitz (geboren als Mark Gerhardter). Dessen Mutter ist die ehemalige Skilehrerin Anita Gerhardter. Mutter und Sohn bekleiden Führungspositionen in Mateschitz’ Unternehmensgruppe.[5][6][7][8] Seit 2009 war er mit Marion Feichtner liiert.[9]

Mateschitz starb im Oktober 2022 im Alter von 78 Jahren nach langer Krankheit.[10][11]

Vermögen

Mateschitz war mit 49 Prozent an der Red Bull GmbH beteiligt. Sein Vermögen betrug laut der Forbes-Liste The World’s Billionaires von 2020 16,5 Milliarden US-Dollar, womit er der reichste Österreicher war und weltweit Platz 57 belegte.[12] Forbes schätzte sein Vermögen 2021 auf 26,9 Milliarden US-Dollar.[13] Laut dem Bloomberg Billionaires Index belegte er im Februar 2022 mit einem geschätzten Vermögen von 15,4 Milliarden US-Dollar den 132. Platz auf der Rangliste der reichsten Menschen der Welt.[14]

Gesellschaftliches Engagement

2004 gründete Mateschitz mit seinem Freund Heinz Kinigadner die Stiftung Wings for Life, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Querschnittlähmung heilbar zu machen.[15]

Im Jahr 2012 wurde bekannt, dass Mateschitz 70 Millionen Euro für die Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) zu spenden beabsichtigte. Es ist die bis dahin drittgrößte Privatspende in der Geschichte Europas. Von den 70 Millionen flossen 20 Millionen in die Errichtung eines Querschnitt- und Geweberegenerationszentrums am Bildungscampus „Competence Park“ in Salzburg. Von 2013 bis 2023 fließen von den restlichen 50 Millionen jährlich 5 Millionen an die PMU für die Rückenmarks-Forschung. Dazu kamen ab 2009 jährlich 350.000 Euro für verschiedene Forschungsprojekte.[16][17]

Mateschitz finanzierte über seine Quo Vadis Veritas Privatstiftung das Medienprojekt Addendum.[18]

Kontroversen

Mateschitz wurde eine Nähe zum Rechtspopulismus[19] bzw. Rechtskonservatismus vorgeworfen.[20] 2017 äußerte er sich in einem Interview in der Kleinen Zeitung vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise 2015 kritisch über die österreichische Flüchtlingspolitik. Im Interview kritisierte er „das unverzeihliche Ausmaß der politischen Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen bei der Nichtbewältigung der Flüchtlingswelle oder, besser gesagt, der Auswanderungswelle“, und es sei schon zu Beginn der Flüchtlingskrise „für jedermann erkennbar“ gewesen, „dass der Großteil der Menschen nicht der Definition des Flüchtlings“ entspreche, weshalb es ein Fehler gewesen sei, die Grenzen nicht zu schließen.[21] Man müsse „taub und blind“ gewesen sein, um dies nicht zu erkennen.[21] Diese Aussagen erregten große öffentliche Kritik.[22] Die Süddeutsche Zeitung wertete sie als Verspottung.[23] Mehrere Flüchtlingshelfer veröffentlichten einen offenen Brief an Mateschitz, in dem sie die Aussagen scharf kritisieren.[24] Wegen der Vorwürfe des Rechtspopulismus gegenüber Mateschitz beendete das Berliner Label und Künstlerkollektiv Live From Earth im Oktober 2018 die Zusammenarbeit mit der Red Bull Music Academy zur Kuratierung der offiziellen Abschlussveranstaltung des Red Bull Music Festivals.[25][26][27] Bei seinem Auftritt auf dem Red-Bull-Music-Festival im Oktober 2018 wurde dem Klangkünstler Nik Nowak das Mikro abgestellt, als er über fragwürdige Äußerungen Mateschitz’ und die Positionierung des Red-Bull-Konzerns gegenüber Felix Baumgartners rechtsextremen Äußerungen sprechen wollte.[28]

Auch Mateschitz’ Fernsehsender ServusTV und sein Medienprojekt Addendum, das durch die Quo Vadis Veritas Privatstiftung von Mateschitz finanziert wurde, wurde wiederholt aufgrund der rechtspopulistischen Ausrichtung der Medienorganisationen kritisiert.[26][29] ServusTV wurde während der COVID-19-Pandemie für Corona-Verharmlosung kritisiert. Mehrfach gab der Sender Verschwörungstheoretikern und Impfgegnern eine Bühne.[30][31]

Zu Diskussionen führten auch die im Rahmen der Werbekampagne „Red Bull verleiht Flügel“ gedrehten Filme mit Extremsportlern, von denen mehrere bei den Aufnahmen schwer verletzt wurden oder ums Leben kamen.[32] In österreichischen Medien wurde darüber weniger berichtet; ein österreichischer Journalist wurde einmal von Mateschitz mit den Worten bedroht: „solange in Moskau eine perforierte Kniescheibe 500 Dollar kostet“ – später entschuldigte er sich für dafür.[33]

Literatur

  • Dietrich Mateschitz im Munzinger-Archiv, abgerufen am 25. März 2021 (Artikelanfang frei abrufbar).
  • Wolfgang Fürweger: Die Red Bull Story – Der unglaubliche Erfolg des Dietrich Mateschitz, Ueberreuter, Berlin 2019, ISBN 978-3800077267.
Commons: Dietrich Mateschitz  – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. 1 2 Dossier: Red Bull – Ungesüßte Geschichten. Band 2, Nr. 4. Dossier GmbH, 2021 (Online kein öffentlicher Zugang).
  2. Dietrich Mateschitz im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  3. Dietrich Mateschitz – Munzinger Biographie. Abgerufen am 25. März 2021.
  4. Ranking der wertvollsten österreichischen Unternehmen nach ihrem Markenwert im Jahr 2020. Abgerufen am 21. Mai 2021.
  5. Stefan Verderber: Erster Auftritt von Mark Mateschitz. 31. August 2019, abgerufen am 12. Februar 2021.
  6. Mateschitz macht Sohn zum Bier-Boss. oe24 GmbH, 31. August 2018, abgerufen am 12. Februar 2021.
  7. Mateschitz braut jetzt Bier: Brauerei eröffnet. Krone Multimedia GmbH & Co KG, 31. August 2019, abgerufen am 12. Februar 2021.
  8. Gespräch Dietrich Mateschitz: «Das Original ist das Mass aller Dinge», Bilanz.ch, 31. März 2004
  9. Das Privatleben von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz. In: t-online.de, 23. Oktober 2022.
  10. tagesschau.de: Red-Bull-Gründer Mateschitz gestorben. In: tagesschau.de. 23. Oktober 2022, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  11. Dietrich Mateschitz verstorben, ots.at, 22. Oktober 2022: „Wir müssen euch informieren, dass Dietrich Mateschitz heute verstorben ist.“
  12. Mateschitz auf Forbes-Liste auf Platz 57 abgerutscht kurier.at, 9. April 2020
  13. Die reichsten Österreicher 2021. In: forbes.at. 19. Mai 2021, abgerufen am 24. November 2021.
  14. Bloomberg Billionaires Index. In: bloomberg.com. Abgerufen am 19. Mai 2021.
  15. Wings for Life, abgerufen am 11. Oktober 2015.
  16. „Vision Selbstheilung“ bei Querschnittslähmung. In: derstandard.at, 5. Februar 2012.
  17. Stefan Veigl: Salzburg im Zeichen des roten Bullen: Wie Red Bull das Land veränderte (Memento vom 11. November 2017 im Internet Archive), Salzburger Nachrichten, 9. April 2017
  18. Aktivitäten von Addendum werden eingestellt. Abgerufen am 4. August 2020.
  19. Red-Bull-Milliardär Mateschitz plant Recherche-Plattform Mitarbeiter wehren sich gegen Rechtsaußen-Vorwürfe Focus-Video 28. April 2017
    RB Leipzig und Red-Bull-Boss Mateschitz: Auch die Nähe zur rechten Szene ist ein Problem, von Niklas Noack, bw24.de, 3. August 2022
    Umstrittenes Sponsoring von Red-Bull-CEO Verständnis für Rechtsextreme, von Ralf Leonhard, taz 5. Oktober 2018
    Nach Mateschitz-Äußerungen: Vorwurf Rechtspopulismus: Künstler bleiben Red Bull Music Festival fern von Hannes Soltau, Der Tagesspiegel 12. Oktober 2018
    Pop und Politik Der rechte Flüüügel, von Jan Kedves, Süddeutsche Zeitung 12. Oktober 2018
    Red Bull und der Rechtsruck in Österreich Klangkünstler sendet ein unerwünschtes Interview, Nik Nowak im Gespräch mit Stephan Karkowsky, Deutschlandfunk, 4. Dezember 2018
    Mit Bullenkraft nach rechts von Frank Jödicke, telepolis, 17. Mai 2018
  20. Red Bull Music Academy Musikförderung mit Beigeschmack, Christoph Möller im Gespräch mit Adalbert Siniawski, Deutschlandfunk 17.September 2018</ br>Das neue Medienprojekt des Red-Bull-Gründers Addendum: Recherche von rechts?, von Susanne Lettenbauer Deutschlandfunk 10. Oktober 2017</ br>Süddeutsche Zeitung: Red Bull und Rechtspopulismus: Der rechte Flüüügel. Abgerufen am 30. August 2020.</ br>Vorwurf Rechtspopulismus: Künstler bleiben Red Bull Music Festival fern. Abgerufen am 30. August 2020.
  21. 1 2 Von Hubert Patterer und Gerhard Nöhrer | 08 23 Uhr, 8 April 2017: Dietrich Mateschitz im Interview: Red Bull-Chef rechnet mit Österreichs Flüchtlingspolitik ab. 8. April 2017, abgerufen am 30. August 2020.
  22. 10 08 Uhr, 06 November 2018: Interview in Kleiner Zeitung : Red Bull: Shitstorm nach Aussagen von Mateschitz. 6. November 2018, abgerufen am 30. August 2020.
  23. Red Bull und Rechtspopulismus: Der rechte Flüüügel. In: Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 30. August 2020.
  24. Flüchtlinge – Willkommen in Salzburg. Abgerufen am 30. August 2020.
  25. Hannes Soltau: Vorwurf Rechtspopulismus: Künstler bleiben Red Bull Music Festival fern. 12. Oktober 2018, abgerufen am 30. August 2020.
  26. 1 2 Berliner Label „Live from Earth“ kündigt Kooperation mit Red Bull Music Academy. 12. Oktober 2018, abgerufen am 30. August 2020.
  27. Süddeutsche Zeitung: Red Bull und Rechtspopulismus: Der rechte Flüüügel. Abgerufen am 30. August 2020.
  28. deutschlandfunkkultur.de: Red Bull und der Rechtsruck in Österreich – Klangkünstler sendet ein unerwünschtes Interview. Abgerufen am 15. Juli 2022.
  29. Peter Münch: Onlinemagazin "Addendum": "Breitbart" aus den Alpen? Abgerufen am 30. August 2020.
  30. Das Recht, Unsinn zu senden, oe1.at, 1. November 2021, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  31. Ein Milliardär geht an Grenzen. In: faz.net, 22. Dezember 2021, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  32. Für Red Bull scheuen Sportler nicht mal den Tod. In: Focus online, undatiert.
    Dietrich Mateschitz. Mit ihm kam alles anders. t-online, 23. Oktober 2022.
    Jenny Wagner: Höher, schneller, weiter. Die schlimmsten Todesfälle der Red-Bull-Extremsportler. In: Blick, 23. Oktober 2022.
    Marcel Grzanna: Geld aus der Dose. In: Süddeutsche Zeitung, 2. September 2020.
    Günter Herkel: Red Bull und der Sport. Lebensgefährliches Marketing eines Energy Drinks. In: Deutschlandfunk Kultur, 5. Juli 2020.
    Diese Red-Bull-Athleten starben bei ihrem Sport. In Heute, 19. April 2019.
    Jan Ehrhardt: „Selbst der Tod wird noch instrumentalisiert.“ In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. Januar 2019.
    Todesfälle bei Red-Bull-Extremsportlern finden traurige Fortsetzung. Basejumper Waleri Rosow letzter Verunglückter einer langen Liste. In: Der Standard, 15. November 2017.
    Fabian Sangines: «Sterben für Red Bull?» Extremsportler setzen sich immer grösseren Gefahren aus. Nach einem schweren Unfall formiert sich erstmals Widerstand. In: Tages-Anzeiger, 11. Januar 2017.
    Sportsponsor Red Bull. Als hätte es die Toten nie gegeben. In: Der Spiegel, 2. Januar 2017.
    Thomas Gehringer: Red Bull: Der Tod fliegt mit. Der Deutsche Guido Gehrmann ist der achte Extremsportler von Red Bull, der sein Leben verloren hat. In: Der Tagespiegel, 6. Mai 2013.
    Marcus Hellwig: Achter tödlicher Unfall. Das Red-Bull-Drama. In: Bild, 5. Mai 2013.
    Die dunkle Seite von Red Bull. Wenn ein Getränk doch keine Flügel verleiht. In: ARD – Das Erste, Sendung am 29. April 2013.
    Alle abgerufen am 24. Oktober 2022.
  33. Alexander Kühn Der Bulle. Ein Nachruf In: Der Spiegel, 23. Oktober 2022.
    Didi Mateschitz: Der bekannte Unbekannte. In: puls24, 22. Okt. 2022.
    Martin Gantner: Die Sendung mit dem Stier. In: Falter, 25. August 2009.
    Alle abgerufen am 24. Oktober 2022.