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vom 14.04.2022, aktuelle Version,

Dom von Wiener Neustadt

Dom von Wiener Neustadt
Südostansicht des Domes
Blick aus dem Mittelschiff zum Chor, bedingt durch den Achsknick Pfingstsonntag 1193 (16. Mai) ist der Hochaltar nach rechts verschoben sichtbar
Chor mit Hochaltar

Der Dom von Wiener Neustadt (auch: Liebfrauendom) ist ein im Kern spätromanisches Bauwerk in Wiener Neustadt in Niederösterreich.

Der römisch-katholische Dom, damals noch Pfarrkirche, wurde 1279 dem Patrozinium der hl. Jungfrau Maria und des hl. Rupert unterstellt. Von 1468 bis 1785 war er Kathedrale des Bistums Wiener Neustadt.[1]

Bei der Gründung der Stadt gehörte Wiener Neustadt zum Herzogtum Steiermark und somit zum Fürsterzbistum Salzburg, weshalb die Kirche auch das Patrozinium des hl. Rupert erhielt.

Seit 1990 ist Wiener Neustadt ein Titularbistum.

Geschichte

Die Lage und Orientierung des Domes ist Teil der mittelalterlichen Stadtplanung. Seine Achse (Langhaus) schneidet die Nord- und Westseite genau in der Mitte und zeigt dorthin, wo am Pfingstsonntag (24. Mai 1192) die Sonne aufgegangen ist. Dieser Termin entspricht dem Tag, an dem Herzog Leopold V. durch Kaiser Heinrich VI. mit der Steiermark belehnt worden ist. So wurde dieses Ereignis im Grundriss der Stadt verewigt. Ein Jahr später, am Pfingstsonntag 1193 (16. Mai), wurde der Chor ebenfalls nach der aufgehenden Sonne orientiert und der Grundriss des Domes vom Portalpunkt P aus abgesteckt. Die Lage des Portalpunktes wurde als Schnittpunkt zweier Geraden definiert, und zwar der Achse Langhaus mit der Verbindungslinie zwischen dem Absteckpunkt der Stadt A am Hauptplatz und dem NW-Eckpunkt der Stadt (Reckturm). Die Punkte A und P sind heute durch beschriftete Metallmarken lagetreu kenntlich gemacht. Durch die unterschiedlichen Orientierungstage erklärt sich der auffällige Achsknick im Dom zwischen Langhaus und Chor, der nach Süden zeigt. Er wurde bei der Errichtung des gotischen Chores als „heilige Linie“ vom romanischen Bau übernommen.[2]

Im Jahre 1207 wurden die führenden Pfarrrechte der Mutterpfarre der Pfarrkirche Lanzenkirchen hl. Nikolaus in Lanzenkirchen nach Wiener Neustadt übertragen. Etwa zur gleichen Zeit begann der Bau der Pfarrkirche, die ursprünglich aus dem heutigen Langhaus und den Westtürmen bestand. Anstelle der romanischen Apsis wurde im 14. Jahrhundert ein Querschiff und ein Chor im gotischen Stil errichtet. Außerdem wurde die Sakristei angebaut. Ende des 15. Jahrhunderts wurde der Dom mit lebensgroßen Holzstatuen der 12 Apostel von Lorenz Luchsperger ausgestattet. Ein bemerkenswertes Modell dieser Apostelgruppe ist in der Pfarrkirche Hausmannstätten erhalten.

Von 1588 bis 1630 war Melchior Khlesl Administrator des Bistums Wiener Neustadt. Er stiftete die frühbarocke Kanzel. Der spätbarocke Hochaltar mit dem Hochaltarbild von Gianbettino Cignaroli, das die Himmelfahrt Mariens darstellt, wurde 1776 eingeweiht.

Im Jahr 1870 wurde der südlich des Domes stehende romanische und gotische Karner Wiener Neustadt hl. Michael abgetragen.

Nach mehreren Erdbeben wurden die 64 Meter hohen Türme im 19. Jahrhundert baufällig. 1886 wurden sie abgetragen und nach den alten Plänen unter der Leitung des Wiener Architekten Richard Jordan von 1892 bis 1899 wieder aufgebaut.

Beim Erdbeben vom 16. April 1972 Vormittag (EMS = 7) mit einem Epizentrum unter Seebenstein fielen während einer Messe Mauerteile herab. Es wurde jedoch niemand verletzt.[3]

Von 1975 bis 1999 wurde der gesamte Dom zunächst innen unter Bischof Florian Kuntner, dann außen unter Dompropst Heinrich Hahn vollständig renoviert.[4] Mit 1. September 2020 wurde Franz Xaver Brandmayr Dompropst von Wiener Neustadt. Er folgte Karl Pichelbauer nach, der in den Ruhestand trat.[5]

Brand 2012

Am 6. März 2012 brach aufgrund von Brandstiftung[6] in einer Seitenkapelle (ehemalige Taufkapelle) durch einen 15-Jährigen ein Feuer aus, welches einen alten Betstuhl, die in der Kapelle abgestellte Erntekrone sowie eine Weihnachtskrippe völlig zerstörte. Der Feuerwehr gelang es, ein Übergreifen der Flammen auf den Dachstuhl zu verhindern. Durch die starke Rauchentwicklung und den Löschwassereinsatz wurde der Dom stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Schaden in der Kirche belief sich auf mehr als eine Million Euro, so musste unter anderem die gesamte Domorgel in die kleinsten Einzelteile zerlegt und gesäubert werden. Für die Sanierungsarbeiten war der Dom für sechs Monate gesperrt, als Ersatzort diente in dieser Zeit die Vorstadtkirche St. Leopold.[7]

Am 20. April 2012 wurde bekannt, dass der 15-jährige Brandstifter gefasst wurde.[8] Bei der Gerichtsverhandlung leugnete der Angeklagte jedoch die Brandstiftung.[9] Am 21. November 2012 wurde der Jugendliche zu 20 Monaten bedingter Haft verurteilt.[10]

Orgel

Orgel des Wiener Neustädter Doms

Die Orgel des Wiener Neustädter Doms wurde 1989 von Gerhard Hradetzky errichtet. Das Schleifladen-Instrument hat 41 Register auf drei Manualen und Pedal.[11]

I Hauptwerk C–
Quintaton 16′
Principal 8′
Spitzflöte 8′
Violgambe 8′
Octav 4′
Flöte 4′
Quint 223
Super Octav 2′
Terz 135
Mixtur major IV-V 2′
Mixtur minor II 1′
Fagotto 8′
Tremulant
II Schwellwerk C–
Bourdon 16′
Holzflöte 8′
Violon-Principal 8′
Undamaris 8′
Diapason 4′
Gemshorn 4′
Nasard 223
Disdiapason 2′
Terz 135
Mixtur IV-V 2′
Contrafagotto 16′
Oboe 8′
Tremulant
III Continuo-Werk C–
Copel 8′
Holzflöte 4′
Viola 4′
Flageolet 2′
Quint 113
Acuta 45
Cimbel III 1′
Vox humana 8′
Tremulant
Pedalwerk C–
Profonda acustica 32′
Principal-Bass 16′
Sub-Bass 16′
Octav-Bass 8′
Gedeckt-Bass 8′
Choral-Bass 4′
Mixtur IV 223
Groß-Posaune 16′
Posaune 8′

Turmmuseum im Dom

Im Südturm des Domes werden Bilder, Dokumente und Objekte zur Baugeschichte des Domes und zu den Aufgaben der Feuerwache gezeigt.[12] Für einen Besuch ist die Anmeldung im Stadtmuseum erforderlich.[13]

Literatur

  • Gertrud Gerhartl: Der Dom zu Wiener Neustadt: 1279–1979. Böhlau Verlag, Wien u. a. 1979, ISBN 3-205-07138-7.
  • Erwin Reidinger: Planung oder Zufall. Wiener Neustadt 1192. 2. Auflage. Böhlau Verlag, Wien 2001, ISBN 3-205-99339-X (mit Beilage Wiener Neustadt 1192. Gründungsvermessung). (zur Orientierung der Kirche)
  • Die Kunstdenkmäler Österreichs. Dehio Niederösterreich südlich der Donau 2003. Wiener Neustadt, Sakralbauten, Propstei- und Hauptpfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Liebfrauenkirche, ehemals Dom des Bistums Wiener Neustadt (1469–1785), S. 2602–2614.
  • Georg Niemetz: Dom Wiener Neustadt. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2003.
Commons: Wiener Neustädter Dom  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Propstei- und Hauptpfarre Wiener Neustadt (Memento vom 27. Januar 2016 im Internet Archive) Geschichte in Kurzfassung des Domes von Wiener Neustadt, abgerufen am 27. Januar 2016.
  2. Erwin Reidinger: Planung oder Zufall – Wiener Neustadt 1192. Wiener Neustadt 1995/Wien 2001 (Planbeilage), ISBN 3-900844-33-X/ISBN 3-205-99339-X, S. 267–389; Erwin Reidinger: Stadtplanung im hohen Mittelalter, Wiener Neustadt – Marchegg – Wien. In: Europäische Städte im Mittelalter, Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte. Band 52, Wien 2010, ISBN 978-3-7065-4856-4, S. 155–176.
  3. Vor 40 Jahren: Letztes starkes Erdbeben in Niederösterreich und Wien — ZAMG. Abgerufen am 1. Dezember 2020.
  4. Propstei- und Hauptpfarre Wiener Neustadt (Memento vom 22. März 2016 im Internet Archive) Das Bauwerk des Domes von Wiener Neustadt, abgerufen am 28. September 2009.
  5. Mit September Leitungspositionen in Kirche neu besetzt. In: kathpress.at. 1. September 2020, abgerufen am 2. September 2020.
  6. Dombrand geklärt: 15-jähriger zündelte. noe.orf.at, abgerufen am 20. April 2012.
  7. Website der Dom- und Propsteipfarre, abgerufen am 24. März 2012.
  8. Feuer im Neustädter Dom: Brandstifter gefasst. kurier.at, abgerufen am 20. April 2012.
  9. Dombrand-Prozess: „Ich war es nicht“. noe.orf.at, abgerufen am 5. September 2012.
  10. 15-Jähriger verurteilt. Abgerufen am 21. November 2012.
  11. Informationen zur Orgel (Memento vom 27. Mai 2015 im Internet Archive)
  12. Turmmuseum im Dom von Wiener Neustadt
  13. Museen - Turmmuseum im Dom