Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 04.07.2021, aktuelle Version,

Ferdinand Hanusch

Republikdenkmal: Hanusch-Büste von Mario Petrucci nach einem Entwurf von Carl Wollek

Ferdinand Hanusch (* 9. November 1866 in Oberdorf bei Wigstadtl, Österreichisch-Schlesien[1]; † 28. September 1923 in Wien) war ein sozialdemokratischer Politiker, Gründer der Arbeiterkammer und prägender Mitgestalter der österreichischen Sozialpolitik in der Ersten Republik.

Leben

Ferdinand Hanusch wuchs mit seinen drei Brüdern bei seiner Mutter auf; sein Vater war kurz nach seiner Geburt verstorben. Seine Kindheit war geprägt durch die Not und das Elend der Hausweber in Schlesien. Hanusch arbeitete als Hilfsarbeiter an den mechanischen Webstühlen einer Bandfabrik. Nach Jahren der Walz, in denen er immer wieder aufgegriffen und nach Schlesien zurückgebracht wurde, fand er in seiner Heimatstadt Arbeit in einer Seidenfabrik.

Urnengrab Feuerhalle Simmering

Mit 25 Jahren engagierte er sich aktiv in der Arbeiterbewegung. 1897 wurde er Gewerkschafts- und Parteisekretär in Sternberg, damals ein Textilindustriezentrum in Nordmähren. Nachdem er 1903 nach Wien geholt und dort zu einem der Vorsitzenden der Reichskommission der Freien Gewerkschaften gewählt worden war, wurde er 1907 als Sozialdemokrat mit 41 Jahren Abgeordneter zum Reichsrat und blieb dies bis zum Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie. 1908 trat Hanusch dem Bund der Freimaurer bei. In seiner Loge, Lessing zu den drei Ringen, bekleidete er u. a. das Amt des Logenmeisters und wurde zum Großbeamten der Wiener Großloge gewählt.[2][3]

Ab dem 21. Oktober 1918 war er Mitglied der Provisorischen Nationalversammlung für Deutschösterreich. Am 16. Februar 1919 wurde er bei den ersten Wahlen, bei denen auch Frauen wahlberechtigt waren, in die Konstituierende Nationalversammlung gewählt.

Vom 30. Oktober 1918 bis zum 22. Oktober 1920 war Hanusch in den von der Nationalversammlung gewählten Staatsregierungen Renner I, Renner II, Renner III und Mayr I Staatssekretär (= Minister) für soziale Fürsorge bzw. ab 1919 soziale Verwaltung. Als solcher legte er der Nationalversammlung das von ihr am 26. Februar 1920 beschlossene Arbeiterkammergesetz vor.[4] Mit seinem Wirken sind viele weitere soziale Errungenschaften und Regelungen zum Schutz der Interessen der Arbeitenden verbunden.

Hanusch, nach wie vor auch einer der Gewerkschaftsvorsitzenden, wurde nach dem am 22. Oktober 1920 erfolgten Ausscheiden der Sozialdemokraten aus der Regierung 1921 erster Direktor der Arbeiterkammer in Wien. 1920 bis 1923 war er für die SDAP Abgeordneter zum Nationalrat.

Hanusch starb 1923. Sein ehrenhalber gewidmetes Grab befindet sich in Wien im Urnenhain der Feuerhalle Simmering (Abteilung MR, Gruppe 45, Grab Nr. 1G).

Meilensteine der Sozialpolitik

Während seiner zweijährigen Tätigkeit baute er eine Sozialgesetzgebung auf, die als Vorbild für andere Staaten diente. Ihm zu verdanken ist ein zeitgemäßes Krankenkassenwesen und ein großer Ausbau der Sozialversicherung, Urlaubsanspruch für Arbeiter, der durch Kollektivvertrag garantierte Mindestlohn, die 48-Stunden-Arbeitswoche, das Verbot der Kinderarbeit für Kinder unter 12 Jahren, die Arbeitslosenversicherung, das Betriebsrätegesetz, die sechswöchige Karenzzeit für gebärende Frauen und die Errichtung der Kammern für Arbeiter und Angestellte. Er legte den Grundstein für die nachmalig eingeführte Alters- und Invaliditätsversicherung der Arbeiter.

Publikationen (Auswahl)

Ferdinand Hanusch publizierte neben theoretischen Schriften wie Parlament und Arbeiterschutz (1913) und Sozialpolitik im neuen Österreich (1923) auch Theaterstücke und Erzählungen mit sozialreformerischem und kämpferischem Inhalt.

  • Die Namenlosen. Geschichten aus dem Leben der Arbeiter und Armen. Verlag der Wiener Volksbuchhandlung, Wien 1911.
  • Der kleine Peter. Verlag der Wiener Volksbuchhandlung, Wien 1912.
  • Auf der Walze. Eigenverlag, Wien 1907.
  • Der Agitator. Ernste und heitere Episoden aus dem Leben unserer Agitatoren. Verlag der Schlesischen Volkspresse, Wien 1907.
  • Lazarus. Liebe und Ehe. Verlag der Wiener Volksbuchhandlung, Wien o. J.
  • Aus der Heimat. Geschichten in schlesischer Mundart. Verlag Josef Emmer, Mährisch-Schönberg 1916.

Ehrungen

Der 1925 fertiggestellte Wiener Gemeindebau am Ludwig-Koeßler-Platz 2–4 wurde ihm zu Ehren als Hanuschhof benannt.

Seit dem 12. November 1928 wird Ferdinand Hanuschs mit dem Republikdenkmal neben dem Parlament in Wien gedacht: Er ist einer der drei Politiker, die dort mit einer Büste geehrt werden.

Im Jahr 1924 wurde in Wien Innere Stadt (1. Bezirk) die Hanuschgasse nach ihm benannt. Ebenfalls nach ihm benannt ist in Wien das Hanusch-Krankenhaus, in Brunn am Gebirge die Ferdinand-Hanusch-Gasse und in Salzburg der Ferdinand-Hanusch-Platz am Salzachkai. Im St. Pöltner Stadtteil Stattersdorf finden sich Hanuschgasse und Hanuschplatz, auf dem nach ihm benannten Platz steht ein Denkmal mit einem Bronzerelief.[5] Ferdinand-Hanusch-Straßen gibt es in Knittelfeld, Leoben, Steyr und Wimpassing im Schwarzatale.

Literatur

Commons: Ferdinand Hanusch  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. digi.archives.cz – Taufbuch Veselka (Vítkov), Österreichisch-Schlesien, 1859–1877, Seite 129, 1. Zeile
  2. Robert A. Minder: Freimaurer Politiker Lexikon. Innsbruck 2004, (ISBN 3-7065-1909-7)
  3. Marcus G. Patka: Freimaurerei und Sozialreform. Wien 2011, (ISBN 978-3-85409-594-1)
  4. StGBl. Nr. 100 / 1920 (= S. 171)
  5. Manfred Wieninger: St. Pöltner Straßennamen erzählen. Loewenzahn, Innsbruck 2002, ISBN 3-7066-2208-4, S. 150: Einträge zu Hanuschgasse sowie Hanuschplatz.

License Information of Images on page#

Image DescriptionCreditArtistLicense NameFile
Wappen der Republik Österreich : Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist: Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone …. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“ Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt. Heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 2 B-VG , in der Fassung BGBl. Nr. 350/1981 , in Verbindung mit dem Bundesgesetz vom 28. März 1984 über das Wappen und andere Hoheitszeichen der Republik Österreich (Wappengesetz) in der Stammfassung BGBl. Nr. 159/1984 , Anlage 1 . Austrian publicist de:Peter Diem with the webteam from the Austrian BMLV (Bundesministerium für Landesverteidigung / Federal Ministry of National Defense) as of uploader David Liuzzo ; in the last version: Alphathon , 2014-01-23.
Public domain
Datei:Austria Bundesadler.svg
The Wikimedia Commons logo, SVG version. Original created by Reidab ( PNG version ) SVG version was created by Grunt and cleaned up by 3247 . Re-creation with SVG geometry features by Pumbaa , using a proper partial circle and SVG geometry features. (Former versions used to be slightly warped.) Reidab , Grunt , 3247 , Pumbaa
CC BY-SA 3.0
Datei:Commons-logo.svg
Ferdinand Hanusch (1866-1923), Urnengrab, Wien, Feuerhalle Simmering Eigenes Werk Walter Anton
Public domain
Datei:Hanusch-Ferdinand-urngrave-2008.jpg
Dieses Foto zeigt das im digitalen Kulturgüterverzeichnis der Gemeinde Wien (Österreich) unter der Nummer 60979 ( commons , de ) aufgeführte Objekt. Eigenes Werk C.Stadler/Bwag
CC BY-SA 4.0
Datei:Wien - Denkmal der Republik, Ferdinand-Hanusch-Büste.JPG