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vom 06.05.2022, aktuelle Version,

Filialkirche Winzendorf

Filialkirche Winzendorf (2022)

Die römisch-katholische Filialkirche Winzendorf ist eine Kirche im Ort Winzendorf der Marktgemeinde Winzendorf-Muthmannsdorf in Niederösterreich. Die Filialkirche Mariä Himmelfahrt der Pfarrkirche Winzendorf gehört zum Dekanat Wiener Neustadt in der Erzdiözese Wien. Die ehemalige Pfarrkirche steht unter Denkmalschutz. Im Sommer finden regelmäßig Gottesdienste statt.

Geschichte

Langhaus zum Chor
Epitaph des Wolf Mathias Teufel gefallen 1587 in Krakau
Epitaph der Susanne Teufel geb. Weispriach (1528–1590)
Epitaph des Erasmus Teufel † 1552
Epitaph des Christoph Teufel † 1570
Langhaus zum Eingang

Um ca. 1300 wurde in Winzendorf die Kirche, Filiale der Mutterkirche hl. Ägidius in St. Egyden am Steinfeld, errichtet. Die Bauherren sind unbekannt, doch dürfte die Kirche entweder vom steirischen Adelsgeschlecht der Stubenberger oder vom ritterlichen Geschlecht Teufel errichtet worden sein. Der Kirche, die damals zur Erzdiözese Salzburg gehörte, wurde später das Begräbnisrecht für die Pfarre eingeräumt. Dafür wurde sie mit einem Karner ausgestattet. 1776 wurde auf der Verlängerung des Langhauses ein überdimensionierter Kirchturm aufgesetzt, der im Volksmund die Bezeichnung „Mugl-Trumm-Thurm“ erhielt. 1882 musste der Turm wegen Baufälligkeit abgetragen werden, da er sich um ca. 60 cm geneigt hatte.[1] 1885 wurde der heutige Kirchturm errichtet. Im 19. Jahrhundert wurde die Kirchhofmauer abgetragen. Nach Errichtung der neuen Pfarrkirche St. Josef der Arbeiter wurde die Kirche durch eine Initiative der Bürger vor dem Verfall gerettet, ab 1985 restauriert und am 15. August 1990 (Mariä Himmelfahrt) als Filialkirche neu geweiht. Für die vorbildliche Restaurierung unter der Leitung von Erwin Reidinger wurde Winzendorf 1991 der Europa-Nostra-Preis verliehen.[2]

Architektur

Die Kirche war ehemals von einer Wehrmauer umgeben. Die Saalkirche wurde vom 13. bis 15. Jahrhundert mehrmals umgebaut. Der gerade Chorschluss stammt aus dem dritten Drittel des 13. Jahrhunderts. An der Chornordseite ist eine spätgotische Kapelle angebaut. Im Nordwesten steht der vor die Fassade gesetzte Turm aus 1885. Der Karner steht im Südwesten der Kirche.

Das anfangs zweijochige Langhaus wurde später um ein weiters Joch nach Westen erweitert. Der Übergang vom zweiten zum dritten Joch, ursprünglich die Westfassade, ist innen an einem eingezogenen Rundbogen und im Süden außen an einer hinausstehenden Wandverlängerung erkennbar. Das Langhaus hat ein Kreuzrippengewölbe über Konsolen aus dem dritten Drittel des 15. Jahrhunderts. Der leicht längsrechteckige Chor hat ein Kreuzrippengewölbe mit einfach gekehlten Rippen aus dem dritten Drittel des 13. Jahrhunderts. Im Norden des Chores führt ein verstäbtes Schulterportal aus dem vierten Viertel des 15. Jahrhunderts zum Kapellenanbau, bzw. der Sakristei mit einem Kreuzrippengewölbe.

Ausstattung

Die Einrichtung wurde bei der letzten Restaurierung von 1988 bis 1991 neu gestaltet. Der gemauerte Kastenaltar birgt ein Reliquienkästchen mit elf Stoffbeuteln und Seidengewebe aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts. Das Altarbild, eine Kopie eines gotischen Tafelbildes Marientod aus dem Ende des 15. Jahrhunderts wird vor einer Rückwand mit barocker Scheinarchitektur gezeigt. Das Bild war ursprünglich das Altarbild der Burgkapelle der nahen Emmerburg.[3] Schon im 19. Jhdt. wurde sein Wert erkannt. Das Original des Altarbildes befindet sich seit 1900 im Wiener Dom- und Diözesanmuseum.

Eine Glocke goss 1757 Christoph Packendorff, der auch für die Kirche in Grünbach am Schneeberg tätig war.

Begräbnisstätte der Freiherrn von Teufel

In der Kirche befindet sich die Familiengruft der Teufel, an die auch eine Reihe von Epitaphien erinnert. Herz und Eingeweide der 1594 in Wiener Neustadt verstorbenen Herzogin Elisabeth von Sachsen wurden hier beigesetzt. Prachtvoll ist das Epitaph für Wolf Mathias Teufel gefallen am 24. September 1587 bei der Belagerung von Krakau. Der Sohn des Christoph von Teufel und seiner Gattin Susanna leistete seinen Kriegsdienst als Fähnrich im Heer von Erzherzog Maximilian III. (der Deutschmeister), dem in einer Doppelwahl gewählten polnischen König, der dann seinem Gegenkandidaten Prinz Sigismund Wasa von Schweden (später Sigismund III.) unterlag.[4] Das von seinen Brüdern errichtete lebensgroße Nischendenkmal in der Kirche zeigt den Verstorbenen als Marmorfigur im Küraß mit Degen und Dolch, goldbeschlagenem Rock mit Halskrause in "Ewiger Anbetung" vor einem Holzkreuz.

Darunter rechts ist der Epitaph seines Onkels Erasmus von Teufel, Herr auf Landsee. Er war kaiserlicher „Rat Spann und Hauptmann zu Ödenburg“ und „oberster Feldhauptmann der leichten Reiterei in Ungarn“.[5] Der obere Abschluss des Inschriftensteins aus Kelheimer Marmor, eng in Kapitalis beschrieben und eingefasst mit rotem Marmor, ist das in einem Halbkreis dargestellte Wappen der Teufel.[4] Das Denkmal wurde 1561 von seinen Brüdern Christoph, Andreas und Georg errichtet. Erasmus war als Abgesandter des Kaisers bei Verhandlungen in Siebenbürgen, wo er 1552 von Türken gefangen genommen und von Janitscharen hingerichtet wurde. Nach einer anderen Erzählung wurde er in einem Sack im Schwarzen Meer versenkt.

Auf der gegenüberliegenden Wand befindet sich der Epitaph der Susanna Teufel geb. von Weisspriach (Salzburger Uradel). Die plastische Darstellung der Verstorbenen aus Kelheimer Marmor zeigt sie mit halbem Leibe, am Kopf ein Tuch zu einem Gugl gebunden, in der Hand ein Paar Handschuhe als Zeichen von Vornehmheit und Reichtum.[6] Sie heiratete 1547 Christoph von Teufel und war Mutter von neun Kindern. Durch ihren Reichtum an Grundbesitz und Barvermögen, sie war die Letzte ihres Geschlechts und die Erbtochter der Herren von Weisspriach, erhöhte sich das Vermögen der Teufel beträchtlich. Sie und ihr Gatte waren eifrige Protestanten, zogen 1560 das Kloster zu Katzelsdorf ein, vertrieben die Mönche und gründeten dort eine evangelische Schule. Nach 1570, als Witwe und Grundherrin, benutzte sie ihr Patronatsrecht in Winzendorf, um alle 14 Tage lutherisch predigen zu lassen und den katholischen Glauben zurückzudrängen. Auch in den ihr zustehenden Pfarren Maria Laach und Aggsbach setzte sie protestantische Pfarrer ein.[7]

Literatur

Commons: Filialkirche Mariae Himmelfahrt, Winzendorf  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Drohender Thurmeinsturz. In: Neuigkeits-Welt-Blatt, 21. November 1882, S. 5 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb
  2. Wilhelm J. Wagner: Hohe Wand-Steinfeld. Natur-Kultur-Geschichte. Eigenverlag. Verein Region Schneebergbahn-Hohe Wand-Steinfeld, Bad Fischau-Brunn, 1999, S. 6667.
  3. P. Benedict Kluge, O. Cist. Pfarrer in Würflach: Eine Kunstreliquie aus der Burg Emmerberg. In: Das Vaterland, 11. Oktober 1882, S. 1 f. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vtl
  4. 1 2 Christopher R. Seddon: Die alte Pfarrkirche Maria Himmelfahrt zu Winzendorf als Begräbnisstätte der Freiherrn von Teufel. Studia Minora Facultatis Philosophicae Universitatis Brunensis/Sborník Prací Filozofické Fakulty Brněnské Univerzity 49, 2002, abgerufen am 26. März 2022.
  5. Erwin Reidinger: Mariä Himmelfahrt zu Winzendorf, NÖ. „Freiherrlich Teufel’sches Erbbegräbnis“ (Memento vom 12. März 2022 im Internet Archive) Folder anlässlich der Restaurierung 1986 bis 1990, Winzendorf 1990.
  6. Erwin Reidinger: Die Teufel zu Winzendorf (Memento vom 12. März 2022 im Internet Archive), Winzendorf 1977.
  7. Matthias Glatzl: Die Freiherrn von Teufel in ihrer staats- und kirchenpolitischen Stellung zur Zeit der Reformation und Restauration. Wien, 1950. Dissertation, Universität Wien.