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vom 05.01.2020, aktuelle Version,

Frankenburger Würfelspiel

Schauplatz des Frankenburger Würfelspiels

Das Frankenburger Würfelspiel im Jahre 1625 war der Auftakt zum Oberösterreichischen Bauernkrieg und fand vor dem historischen Hintergrund der Gegenreformation statt. Es fand am Haushamerfeld in Pfaffing statt (damals gehörte Pfaffing zur Grafschaft Frankenburg). Die Bezeichnung „Würfelspiel“ ist jedoch nicht zeitgenössisch, sondern kam erst im 19. Jahrhundert auf. Die Würfel im örtlichen Wappen spielen auf diesen Vorgang an.

Geschichte

Gedenkstein am Schauplatz des Frankenburger Würfelspiels

Oberösterreich wurde 1620, zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, in Ermangelung eigener finanzieller Mittel für die Kriegskasse von den Habsburgern an den bayerischen Herzog Maximilian I. verpfändet. In der Folgezeit ließ Maximilian neben zahlreichen Steuerbeamten auch katholische Geistliche nach Oberösterreich entsenden, welche dort gemäß dem Rechtsprinzip Cuius regio, eius religio die Gegenreformation durchsetzen sollten. Als im Mai des Jahres 1625 in der protestantischen Pfarrei Frankenburg ein katholischer Pfarrer eingesetzt werden sollte, kam es zum bewaffneten Aufstand. Der Pfarrer wurde verjagt, der Pfleger der Grafschaft im Schloss Frankenburg belagert. Nachdem ihnen Gnade versprochen worden war, gaben sie die Belagerung auf.

Denkmal am Schauplatz des Frankenburger Würfelspiels

Gnade versprach auch der bayerische Statthalter im Lande ob der Enns, Adam Graf von Herberstorff, als er am 15. Mai alle männlichen Bewohner der Grafschaft auf das zwischen Frankenburg und Vöcklamarkt gelegene Haushamerfeld zitierte, um über die Rebellen Gericht zu halten. Insgesamt wurden etwa 5.000 Männer dort zusammengetrieben, unter ihnen befanden sich die 36 mutmaßlichen Rädelsführer der Frankenburger Erhebung. Diese wurden von bayerischen Soldaten abgeschirmt und bekamen von Herberstorff ihre Verurteilung zum Tode mitgeteilt. Herberstorff ließ jedoch die Hälfte von ihnen „begnadigen“, wozu er die 36 Betroffenen paarweise um ihr Leben würfeln ließ. 16 Verlierer des darauf folgenden Würfelspiels wurden gehängt, zwei weitere Verlierer wurden begnadigt. Ein Färbergehilfe wurde später gefangen und auch gehängt, so dass insgesamt 17 Männer gerichtet wurden.

Diese drastische Strafaktion hatte nicht die von Herberstorff erhoffte Wirkung, sondern wurde zum Auslöser eines sorgfältig geplanten Bauernaufstandes in Oberösterreich, der im Mai 1626 losbrach.

Schauspiele

Zinnfigurendiorama aus dem Peuerbacher Bauernkriegsmuseum (Ausschnitt)
  • Seit 1925 wird dieses dramatische Geschehen in einem zweijährigen Zyklus von über 400 Laiendarstellern – unter ihnen zahlreiche Nachfahren der damals Verurteilten – nachgespielt.
  • Im Auftrag von Joseph Goebbels verfasste Eberhard Wolfgang Möller 1936 das im Begleitprogramm der Olympischen Sommerspiele 1936 uraufgeführte Frankenburger Würfelspiel. Dieses Berliner „Würfelspiel“ hat jedoch mit dem Frankenburger Stück bis auf den historischen Hintergrund nichts gemeinsam.

Belletristische Darstellung

  • Karl Itzinger: Das Blutgericht am Haushamerfeld. Aus der Leidens- und Heldenzeit des Landes ob der Enns. Roman, Leopold Stocker Verlag, Graz/Leipzig 1933. Ersterscheinen unter dem Titel Der Bauerntod. Heimatverlag Stocker, Graz 1925.

Literatur

  • Georg Heilingsetzer: 1626. Der oberösterreichische Bauernkrieg. Oberösterreichische Heimatblätter Sonderpublikation 2001, Linz 2001.
  • Hannes Leidinger: Geschichte der Erinnerung. Zur Rezeption des oberösterreichischen Bauernkriegs; in: Karl Vocelka, Rudolf Leeb, Andrea Scheichl (Hgs.): Renaissance und Reformation, OÖ. Landesausstellung 2010; Linz 2010, S. 341–346.

Filme

Alfred JungraithmayrFrankenburger Würfelspiel. Dokumentarfilm. 98 Minuten. Deutschland 1988.

Siehe auch

  Commons: Frankenburger Würfelspiel  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien