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vom 31.07.2021, aktuelle Version,

Gertrud Burgsthaler-Schuster

Gertrud Burgsthaler-Schuster geb. Schuster (22. Februar 1916 in Wien28. Oktober 2004 ebenda) war eine österreichische Opernsängerin in den Stimmfächern Mezzosopran und Alt sowie Gesangspädagogin. Sie war fünf Jahre lang an der Wiener Staatsoper engagiert und fünfzehn Jahre lang am Landestheater Linz.

Leben und Werk

Gertrud Schuster studierte von 1935 bis 1938 Gesang an der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst, der heutigen Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Im Jahre 1938 heiratete sie den Oberstleutnant Hugo Burgsthaler. Das Paar hatte zwei Söhne, Peter und Heinz. Aufgrund der Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland, des Zweiten Weltkriegs und der damit verbundenen Einschränkung der Theaterbetriebe sowie ihrer kleinen Kinder fand bzw. suchte die Sängerin vorerst kein Engagement. 1944 fiel ihr Ehemann in der Normandie.

Wiener Staatsoper

Die Wiener Staatsoper, das Haus am Ring, wurde am 12. März 1945 durch einen Bombentreffer zerstört. Die Stunde Null der Staatsoper begann ab Mai 1945 in den Ausweichquartieren Volksoperngebäude und Theater an der Wien. Das Debüt von Gertrud Burgsthaler-Schuster erfolgte am 29. Juli 1945 im Rahmen der Matinée Beliebte Opernfiguren, in welcher sie die Kartenarie und die Habanera der Carmen gab, Arien einer Rolle, die sie nie szenisch sang. Zwei Tage später übernahm sie den jungen Hirten in Puccinis Tosca, eine Rolle, die hinter der Bühne gesungen wird. Ihr eigentliches Debüt in Kostüm und Maske erfolgte erst im September 1945 als Aiblers Frau in Der Evangelimann, an der Seite berühmter Kollegen und Kolleginnen wie Rosette Anday, Alfred Jerger, Sena Jurinac und Alois Pernerstorfer.[1] Bereits im Dezember 1945 folgte ihr Rollendebüt als Prinz Orlofsky in der Fledermaus von Johann Strauß. Die Hosenrolle des Schwerenöters vom Dienst sollte zu ihrer Paraderolle an der Staatsoper werden, laut Bach Cantatas sang sie diese Rolle an diesem Haus 60-mal.[2]

Burgsthaler-Schuster übernahm an der Staatsoper insgesamt 28 Rollen, überwiegend kleine und mittlere, und bestritt laut Bach Cantatas insgesamt 328 Vorstellungen. Sie sang dort aber auch zentrale Partien wie die alte Buryja (in Janáčeks Jenůfa), die Ulrica (in Verdis Maskenball) und die Kundry (Wagners Parsifal). 1950 ging sie nach Linz, gastierte jedoch 1955 erneut an der Staatsoper, als Amneris und Erste Magd, jeweils im Theater an der Wien. Im Haus am Ring, welches nach dem Wiederaufbau im November 1955 erneut eröffnet wurde, ist sie nie aufgetreten.

In Wien sang sie unter anderem unter der musikalischen Leitung von Otto Ackermann, János Ferencsik, Herbert von Karajan, Josef Krips, Wilhelm Loibner, Rudolf Moralt, Felix Prohaska und Franz Salmhofer und Kurt Tenner.

Linzer Landestheater

Im Jahr 1950 heiratete die Sängerin Horst Granzner, einen Mediziner aus Linz, und nahm danach ein Engagement am Landestheater Linz an. Sie sang dort über sechzig Rollen und blieb dem Hause 14 Spielzeiten lang verbunden, unter den sieben Intendanzen von Brantner, Walleck, Fischer-Colbrie, Schroer, Krahl und Wöss/Stögmüller/Holschan. Sie zeigte in Linz ihr enorm breites Spektrum sowohl gesanglicher Fähigkeiten, als auch dramatischer Darstellungskunst, sang sowohl die tragische Küsterin in Janáčeks Jenůfa als auch die humoristisch angelegte Gräfin in Lortzings Wildschütz oder als Halbweltsdame Metella in der Offenbach-Operette Pariser Leben. Sie sang am Landestheater Linz insgesamt sechzig Rollen, die stimmlich auch extrem variierten, von der tiefen Erda im Ring des Nibelungen bis zur deutlich höher und heller liegenden Lady Macbeth.

„Eigentlich habe ich bis ins hoch-dramatische Fach hinein alle schönen Partien gesungen, vor allem alle Verdi-Partien.[3]

Die Frage, was sie nicht gesungen habe, beantwortet sie mit einer Rolle: „Die Carmen!“ Insbesondere ihre Verdi- und Wagner-Darstellungen evozierten Jubel und enthusiastische Kritiken. Die Ortrud ließ den Kritiker schreiben: „Dass diese Künstlerin nach Bayreuth gehört, stellen wir hiermit nicht zum ersten Mal fest.“ Die Azucena wurde so kommentiert: „Ihre dämonisch-tragische Zeichnung dieser Frauengestalt erinnerte an die Glanzzeit von Elisabeth Höngen.“

Die Sängerin war auch in zwei Uraufführungen vertreten. Im Jahre 1960 sang sie die Jokaste in Helmut Eders Ödipus, 1964 kreierte sie das Monodrama Regen am Sonntag von Bert Rudolf. Wiederum begeisterte Kritiken: „Ihre Stimme beherrschte die großen technischen Anforderungen souverän.“. Weiters war Burgsthaler-Schuster an zahlreichen österreichischen Erstaufführungen beteiligt – darunter Bizets Ivan IV, Martinůs Griechische Passion, Hindemiths Mathis der Maler, Kreneks Pallas Athene weint, Egks Zaubergeige und Liebermanns Leonore 40/45.

Ein Hüftleiden erschwerte die Auftritte, worauf sie sich 1965 zum Rückzug von der Bühne entschloss. Sie verabschiedete sich mit einer fulminanten Prinzessin Eboli in Verdis Don Carlos, kehrte jedoch 1967 noch einmal auf die Bühnen des Landestheaters zurück, als Waltraute in Wagners Götterdämmerung.

In Linz sang sie unter anderem unter der musikalischen Leitung von Giuseppe Patanè und Kurt Wöss.

Gastspiele

Wiewohl die Sängerin in Wien und Linz ein treues Ensemblemitglied war, gastierte sie doch fallweise an anderen Bühnen im In- und Ausland. 1949 übernahm sie am Teatro San Carlo in Neapel die Mary im Fliegenden Holländer, 1950 sang sie beim Musikfest von Perugia, 1951 gastierte sie erneut in Neapel. 1957 wurde Burgsthaler-Schuster von den Seefestspielen Mörbisch eingeladen, an der Seite von Helge Rosvaenge, die Rolle der Czipra im Zigeunerbaron von Johann Strauß zu übernehmen. Dieselbe Rolle sang sie ebendort auch im Jahre 1966. Publikum und Presse waren voll des Lobes: „Hervorragend die Czipra der Gertrud Burgsthaler, die nicht nur prachtvoll singt, sondern auch demonstrierte, wie man auf einer Freilichtbühne die Prosa überzeugend bewältigt“.

Im Konzertsaal

Über ihre Konzerttätigkeit ist relativ wenig bekannt. Kutsch/Riemens schreiben im Band 4 ihres Großen Sängerlexikons: „Neben ihrem Wirken auf der Opernbühne hatte sie eine zweite erfolgreiche Karriere als Konzert- und Oratorienaltistin. Als solche trat sie u. a. 1949 beim Wiener Bruckner-Fest auf.“ Weiters erwähnen Kutsch/Riemens Auftritte bei den Salzburger Festspielen in den Jahren 1956, 1964 und 1965. In Salzburg debütierte sie 1956 in zwei Konzerten geistlicher Musik mit dem Mozarteumorchester Salzburg in der Aula academica, geleitet von Joseph Messner. Aufgeführt wurden Werke Mozarts und Bruckners. Freilich führen Kaut/Jaklitsch die Künstlerin dort als Gertrude Burgstaller. In den 1960er Jahren sang sie in Salzburg zweimal das Altsolo in Mozarts Requiem, wiederum mit dem Mozarteumorchester Salzburg unter Joseph Messner.

Es bestehen Einspielungen von Bachs h-Moll-Messe (mit den Wiener Symphonikern unter Leitung von Hermann Scherchen aus dem Jahr 1950), von Mozarts Krönungsmesse, KV 317, und des Heinrich-Schütz-Oratoriums La résurrection.[4]

Als Gesangspädagogin

Von 1963 bis 1980 wirkte Gertrud Burgsthaler-Schuster als Gesangslehrerin am Linzer Bruckner Konservatorium: „Im Lehrfach sehe ich die Fortsetzung des Bühnenberufs.“ Sie wurde eine hoch geschätzte Gesangspädagogin. Zu ihren Schülern zählten Alois Aichhorn und Manfred Pilsz. Im Jahr 1976 verlieh ihr der Bundespräsident der Republik Österreich den Berufstitel Professor.

Ihr Mann verstarb im Jahr 1998, woraufhin sie in ihre Heimatstadt Wien zurückkehrte. Dort verstarb sie im Jahre 2004 im Alter von 88 Jahren.

Rollen (Auswahl)

Bizet:

Gluck:

Gounod:

Engelbert Humperdinck:

Janáček:

  • Die alte Buryja und Küsterin in Jenůfa

Lortzing:

Mozart:

Offenbach:

Puccini:

Smetana:

Johann Strauß:

 

Richard Strauss:

Tschaikowski:

Verdi:

Wagner:

Weber:

Weinberger:

Tondokumente

Opern und Operetten

Oratorien und Messen

Bilddokumente

Die Website musiktheater.at zeigt neben dem Besetzungszettel vom Maskenball 1947 an der Wiener Staatsoper vier Szenenbilder der Sängerin aus dem Landestheater Linz: alleine als Glucks Orpheus (1955) sowie mit den Partnern Pavel Mirov (im Troubadour, 1953), Otto Lagler (in Euryanthe, 1956) und Hans Lättgen (in Hänsel und Gretel, 1964).

Quellen

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Das Archiv der Wiener Staatsoper listet die Sängerin als Gertrude Schuster-Burgstaller, es besteht jedoch auch ein Abendplakat des Maskenballs aus 1947, in dem sie als Gertrude Schuster angekündigt wurde.
  2. Das Online-Archiv der Wiener Staatsoper listet bis 21. Oktober 2016 nur 33 Vorstellungen, jedoch wurde dort erst der Datenbestand sämtliche Opern-Aufführungen seit der Wiedereröffnung des Hauses im Jahr 1955 bis in die Gegenwart aufgearbeitet, sowie ein Teil der historischen Aufführungen seit 1869. Die Daten der historischen Aufführungen werden laufend ergänzt.
  3. Interview mit der Sängerin in der Linzer Theater Zeitung, September 1965
  4. Zahlreiche Editionen ihrer Tonaufnahmen finden sich auf WorldCat, Stichwort: au:Burgsthaler-Schuster, Gertrud., abgerufen am 22. Oktober 2016.
  5. Weitere Tondokumente in kleineren Rollen bestehen aus Wien (Salome, Der fliegende Holländer und Die Walküre), alle 1948.