Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 06.03.2022, aktuelle Version,

Herbert A. Strauss

Herbert Arthur Strauss (geboren 1. Juni 1918 in Würzburg; gestorben 11. März 2005 in New York) war ein deutschstämmiger US-amerikanischer Historiker.

Leben

Herbert Strauss verbrachte seine Jugend in Würzburg. Nach der Mittleren Reife verließ er das Gymnasium und begann eine kaufmännische Ausbildung. 1936 zog er nach Berlin um, wo er bei der Reichsvertretung der Juden in Deutschland das Nationale Jugendbüro leitete. Von 1936 bis zur Schließung 1942 studierte er an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin, um seine Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Im März 1942 holte er das Abitur nach.[1]

Die geplante und bereits genehmigte Auswanderung nach England scheiterte am Kriegsausbruch im September 1939. Vom Herbst 1940 an war er neben dem Studium als Hilfsrabbiner für die jüdische Gemeinde in Berlin tätig. Im Januar 1942 wurde er zur Zwangsarbeit als Straßenkehrer verpflichtet. Um der bevorstehenden Deportation zu entgehen, tauchte er im Oktober 1942 mit seiner Verlobten Lotte Kahle[2] (1913–2020), seiner späteren Frau, in den Untergrund ab. Im Juni 1943 gelang ihm mit Hilfe von Luise Meier in Berlin sowie Elise Höfler und Josef Höfler aus Gottmadingen die Flucht über die grüne Grenze des Kantons Schaffhausen in die Schweiz.[3] Die Jahre der Verfolgung schildern sowohl er (Über dem Abgrund) wie seine Frau (Über den grünen Hügel) in einem Buch. In Bern studierte er Geschichte und promovierte 1946 bei Werner Näf mit dem Thema Staat, Bürger, Mensch. Die Grundrechtsdebatte der Deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt 1848/49.

1946 ging er in die USA und lehrte dort als Professor für Geschichte am City College of New York. 1982 wurde er an die Technische Universität Berlin berufen, um dort als Gründungsdirektor das Zentrum für Antisemitismusforschung aufzubauen. 1990 kehrte er wieder in die USA zurück; sein Nachfolger am Zentrum wurde Wolfgang Benz.

Seine sozialwissenschaftlichen Forschungen beschäftigten sich mit der Judenemanzipation, der Wissenschafts- und Emigrationsgeschichte und der Verfolgungspolitik.

Schriften (Auswahl)

Festschrift für Curt C. Silberman (1969)
  • Staat, Bürger, Mensch: Die Debatten der deutschen Nationalversammlung 1848/1849 über die Grundrechte (= Berner Untersuchungen zur Allgemeinen Geschichte. Heft 15). Sauerländer, Aarau 1946 (= Dissertation, Universität Bern).
  • mit Kurt Grossmann: Gegenwart im Rückblick. Festgabe für die Jüdische Gemeinde zu Berlin 25 Jahre nach dem Neubeginn. Stiehm, Heidelberg 1970.
  • Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. K. G. Saur, München/New York/London/Paris 1980, ISBN 3-598-10087-6 (mit Werner Röder, Band I: Politik, Wirtschaft, öffentliches Leben) Google Books – Digitalisat (auszugsweise).
  • Jewish Emigration from Germany. Nazi Policies and Jewish Responses, Teil I–II. In: Leo Baeck Institute Year Book 25, 1980, S. 313–361, und Leo Baeck Institute Year Book 26, 1981, S. 343–409.
  • Hrsg. mit Norbert Kampe: Antisemitismus: von der Judenfeindschaft zum Holocaust. Bundeszentrale für Polit. Bildung, Bonn 1984 (Schriftenreihe der Bundeszentrale für Politische Bildung).
  • Hrsg. mit Christhard Hoffmann: Juden und Judentum in der Literatur. dtv, München 1985, ISBN 3-423-10513-5.
  • Nationalsozialismus: Emigration. Deutsche Wissenschaftler nach 1933. Entlassung und Vertreibung. List of Displaced German Scholars 1936. Supplementary List of Displaced German Scholars 1937. The Emergency Committee in Aid of Displaced Foreign Scholars, Report 1941. Reprints, Technische Universität Berlin, Berlin 1987.
  • Lerntage des Zentrums für Antisemitismusforschung VII: Lerntag über Ausländerpolitik 1989: Das Ende der Integration? Mit Werner Bergmann und Christhard Hoffmann, gemeinsam mit der Research Foundation for Jewish Immigration, New York – am 12. November 1989. TU Berlin, Berlin 1990.
  • Über dem Abgrund. Eine jüdische Jugend in Deutschland 1918–1943. Campus Verlag, Frankfurt a. M. 1997, ISBN 3-593-35687-2.

Festschrift

  • Rainer Erb, Michael Schmidt (Hrsg.): Antisemitismus und jüdische Geschichte: Studien zu Ehren von Herbert A. Strauss. Grußwort von Shepard Stone. Wissenschaftlicher Autorenverlag, Berlin 1987.

Literatur

Roman

Einzelnachweise

  1. Andreas W. Daum, Hartmut Lehmann, James J. Sheehan (Hrsg.): Andreas W. Daum, Hartmut Lehmann, James J. Sheehan (Hrsg.): The Second Generation. Émigrés from Nazi Germany as Historians. With a Biobibliographic Guide. Berghahn Books, New York 2016, ISBN 978-1-78238-985-9, S. 463465.
  2. „Lotte Kahle (Strauss) (1913)“, Gedenkstätte Stille Helden. Abrufdatum: 23. Februar 2018.
  3. Carsten Arbeiter: Kleine Leute als große Helden. In: Südkurier vom 4. April 2015.