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vom 15.05.2022, aktuelle Version,

Jedermann

Jedermann und der Tod, Salzburger Festspiele 2014
Daten
Titel: Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes
Gattung: Tragödie
Originalsprache: Deutsch
Autor: Hugo von Hofmannsthal
Erscheinungsjahr: 1911
Uraufführung: 1. Dezember 1911
Ort der Uraufführung: Zirkus Schumann, Berlin
Personen
  • Gott, der Herr
  • Erzengel Michael
  • Tod
  • Teufel
  • Jedermann
  • Jedermanns Mutter
  • Jedermanns guter Gesell
  • Der Hausvogt
  • Der Koch
  • Ein armer Nachbar
  • Ein Schuldknecht
  • Des Schuldknechts Weib
  • Buhlschaft
  • Dicker Vetter
  • Dünner Vetter
  • Etliche junge Fräulein
  • Etliche von Jedermanns Tischgesellen
  • Büttel
  • Knechte
  • Spielleute
  • Buben
  • Mammon
  • Werke
  • Glaube
  • Mönch
  • Engel

Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes ist ein Theaterstück von Hugo von Hofmannsthal. Es wurde am 1. Dezember 1911 im Berliner Zirkus Schumann unter der Regie von Max Reinhardt uraufgeführt. Das Bühnenbild der Uraufführung entwarf Ernst Stern. Seit 1920 wird das Stück jedes Jahr bei den von Reinhardt und Hofmannsthal begründeten Salzburger Festspielen aufgeführt.

Nach dem Vorbild spätmittelalterlicher Mysterienspiele, Hans SachsVon dem sterbenden reichen Menschen, Hekastus genannt (1549), dem Schulddrama Hecastus (1539) von Georgius Macropedius und anderen dramatischen Bearbeitungen aus der frühen Neuzeit (Elckerlijc/Everyman, Homulus) treten im Jedermann neben den Figuren von Gott und Teufel auch der Tod, der Mammon, der Glaube und andere abstrakte Begriffe als Personifikationen auf. Der wohlhabende Jedermann sieht sich unerwartet mit dem Tod konfrontiert, der ihn vor seinen Schöpfer führen will. Weder sein treuer Knecht noch seine Freunde noch sein Geld wollen ihn ins Grab begleiten. Erst der Auftritt seiner Werke und des Glaubens bringen ihn dazu, sich zum Christentum zu bekennen und als reuiger Bekehrter ins Grab zu steigen.

Inhalt

Tischgesellschaft mit Brigitte Hobmeier als Buhlschaft, Salzburger Festspiele 2014

Als Gott sieht, dass man ihn auf der Erde nicht mehr schätzt, beschließt er, die Menschen durch den Tod wieder an seine Macht zu erinnern. Er trägt dem Tod auf, zu Jedermanns Haus zu gehen und ihn vor das göttliche Gericht zu rufen.

Eines Tages befiehlt Jedermann nun dem Hausvogt, dass er ihm einen Geldsack bringe, damit er das Grundstück, das er kaufen will, bezahlen kann. Er will dort einen Lustgarten anlegen, den er seiner Buhlschaft (seiner Geliebten) schenken will. Auf dem Weg dorthin begegnet Jedermann einem armen Nachbarn, der ihn um Geld bittet. Doch Jedermann gibt ihm nur einen Schilling. Als der Nachbar an seinen christlichen Glauben appelliert und mehr Geld will, weil er selbst einmal reich war, schickt Jedermann ihn fort.

Kurz darauf trifft er auf einen Schuldner von ihm, der ihn bittet, seinen Schuldbrief zu zerreißen. Doch Jedermann verweigert dies und lässt ihn einsperren. Jedermann kennt kein Erbarmen, doch weil die Frau des Schuldners so sehr weint, erklärt er sich bereit, ihr und ihren Kindern Unterhalt und Verköstigung zu zahlen.

Nach der Begegnung vergeht Jedermann die Lust, das Grundstück für den Lustgarten zu besichtigen, und er beschließt, zu seiner Buhlschaft zu gehen. Doch kaum verlässt Jedermann das Haus, trifft er seine Mutter. Diese hält ihm, wie schon oft, sein Verhalten zu Gott vor.

Kaum hat ihn seine Mutter verlassen, kommt ihm seine Buhlschaft entgegen, um ihn zu dem für ihn vorbereiteten Fest abzuholen. Auf dem Feste jedoch fühlt sich Jedermann schwach und krank und hat seltsame Erscheinungen. Keiner kann das Glockenläuten hören, das Jedermann hört. Als er plötzlich sagt, er höre jemanden seinen Namen rufen, denken sie, dass er Fieber habe. Doch Jedermann hat es mit der grausamen Wirklichkeit zu tun. Als er sich umblickt, steht ein ihm unbekannter Mann hinter ihm, der sich als Tod zu erkennen gibt und ihn auffordert, sich für den letzten Weg bereit zu machen. Erst jetzt wird Jedermann sein schlechter Charakter bewusst, und er fleht den Tod an, ihm nur eine kurze Frist zu gewähren, damit er sich einen Freund suchen kann, der mit ihm vor das Gericht Gottes tritt. Nach langem Bitten gewährt der Tod ihm eine Frist von einer Stunde.

Zuerst fragt er seinen guten Freund, den Gesellen, ob er ihm nicht einen Gefallen tun will, denn er muss eine weite Reise antreten. Der Gesell ist bereit, ihm jeden Gefallen zu tun, doch als er hört, dass er ihn vor das göttliche Gericht begleiten soll, weigert er sich. Kaum anders handeln die beiden Vettern Jedermanns und deren Bedienstete (Knechte). Da er sich nun von allen verlassen fühlt, will er wenigstens sein Geld in die Ewigkeit mitnehmen. Aber aus seiner Geldtruhe kommt Mammon und erklärt sich nicht bereit, mit ihm zu gehen.

Nun ist Jedermann völlig einsam und der Verzweiflung nahe. Da hört er aus dem Hintergrund eine leise Stimme, die seinen Namen ruft. Als er sich umdreht, sieht er eine gebrechliche Frau, die ihm sagt, dass sie seine „guten Taten“ sei und ihn gern ins Jenseits begleiten will. Sie ist aber zu schwach, da er sie immer so vernachlässigt hat. Sie ist aber bereit, ihre Schwester, den Glauben, darum zu bitten.

Der Glaube weist Jedermann nun auf die unendliche Liebe Gottes hin und rät ihm, den Herrn um Gnade zu bitten. Jedermann ergreift die letzte Hoffnung auf Rettung und versucht nach Jahren der Ungläubigkeit, wieder zu Gott zu finden, wobei ihm ein Mönch hilft.

Inzwischen kommt der Teufel, um die schuldbeladene Seele Jedermanns, derer er sich ganz sicher ist, zu holen und mit ihr zur Hölle zu fahren, doch er muss zu seinem Verdruss sehen, dass sie ihm durch die Gnade Gottes entrissen wurde.

Des Teufels letzte Worte, nachdem er den Jedermann nicht bekommen hat:

Die Welt ist dumm, gemein und schlecht
Und geht Gewalt allzeit vor Recht,
Ist einer redlich, treu und klug,
Ihn meistern Arglist und Betrug. (Geht ab.)

Wenig später kehrt Jedermann völlig gereinigt zurück und kann nun mit ruhigem Gewissen in Begleitung des Glaubens und der guten Werke vor Gottes Richterstuhl treten.

Entstehung

Hugo von Hofmannsthal 1910

Ein englisches Mysterienspiel diente Hofmannsthal als Vorlage: Everyman. A Morality Play, gedruckt in London im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts. Er übernahm auch Elemente aus der Comedi vom sterbend reichen Menschen von Hans Sachs sowie Lieder des mittelalterlichen Minnesangs. Charakteristikum des Mysterienspiels des späten Mittelalters ist es, dass nicht Individuen auftreten, sondern Personifikationen: etwa der Sensenmann, der Mammon (Geld), der Glaube. Die Handlung des Mysterienspiels ist demnach eine Allegorie des christlichen Weltgefüges, vor dem sich der Mensch – „jedermann“ – verantworten muss. Der Jedermann-Stoff gelangte in Salzburg auf der Bühne der Benediktineruniversität bereits 1632 zur Aufführung. Das Theaterstück mit dem Titel Anastasius fortunae pila, terrae piaculum, orci monstrum – „Anastasius, Spielball des Glücks, Opfer der Welt, Schaubild der Hölle“ wurde vom Benediktinerpater Thomas Weiss († 1651) verfasst; in der Titelrolle glänzte der Universitätspedell Wolfgang Braumiller (1600–1683), ein barocker Schauspielstar.[1]

Hofmannsthals Drama ist vollständig in Versen gehalten; das Versmaß ist durch die nicht immer gleiche Zahl von unbetonten Silben dem Knittelvers ähnlich, der für die mittelhochdeutsche und frühneuhochdeutsche Dichtung typisch ist. Die Sprache hat insgesamt eine mittelhochdeutsche Färbung. Man kann annehmen, dass Hofmannsthal hier, wie im fast zeitgleich entstandenen Rosenkavalier eine Art „imaginäre Sprache“ schaffen wollte, die eine bestimmte Stimmung der Vergangenheit heraufbeschwört, ohne diese historisch rekonstruieren zu wollen. Selbst die Bühne der ersten Inszenierung, ein einfaches dreistöckiges Gerüst, war angelehnt an die altenglische Bühne.

Vielmehr ging es Hofmannsthal darum, ein „Zeitstück“ zu schaffen, in dem die Gegenwart in der Vergangenheit sichtbar wird. Die Wiederbelebung des Mysterienspiels war ein außergewöhnlicher Versuch, das Theater zu erneuern. Er entschied sich für die Allegorie als Stilmittel, weil es „in der Idee des Dramas“ sei, „das zerfließende Weltwesen in solcher Art zu festen Gegensätzen zu verdichten“ (1911). Damit wird die Allegorie zum zeitgemäßen Mittel, die wirre Welt der Gegenwart überhaupt erst wieder begreifbar zu machen.

Frühere Fassungen

Das Projekt Jedermann zog sich über acht Jahre hin. Mit den ersten Entwürfen begann Hofmannsthal im April 1903. Eine frühe Fassung des Stoffs von 1905 ist erhalten; sie unterscheidet sich jedoch sehr stark von dem späteren Stück. Beendet wurde es erst im September 1911. Hofmannsthal schreibt, er habe den Stoff über Jahre hinweg mit sich herumgetragen; schließlich habe der Wunsch gesiegt, dem alten Stoff Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, ihn „gewähren lassen ohne Einmischung, wiederherstellen ohne Willkür“ (1911).

Die von 1905 erhaltene Fassung ist nicht in Reimen gehalten, sondern in Prosadialogen; auch die Sprache ist noch nicht altertümelnd; die Dialoge noch im hohen Ton von Hofmannsthals Frühwerk gehalten. Der Schauplatz des Spiels ist genau angegeben: „Ein Garten bei Wien“. Jedermann ist gezeichnet als „ein reicher Hausbesitzer“, der Mammon als sein Bediensteter. Das Fragment besteht aus vier Dialogen, die Jedermann mit dem Mammon, dem Tod; der Verwandtschaft und dem Freund führt.

Das Fragment scheint sehr dicht Hofmannsthals eigene biographische Situation zu reflektieren. Im Sommer 1901 hatte er geheiratet und mit seiner Frau ein Haus bezogen. Finanziell war er durch das Vermögen seines Vaters unabhängig. Der erste Dialog zwischen Jedermann und dem Mammon lässt das Herrschaftsverhältnis zwischen beiden hervortreten. Jedermann hadert mit dem Mammon, seinem Knecht, dessen Dienstfertigkeit ihm unerträglich ist.

Zentral ist auch Jedermanns innerer Konflikt zwischen unstillbarem Lebensdurst und unausweichlicher Vergänglichkeit: „Es ist eine wütende Qual: Ich bin da, ich einzelnes Leben, und da ist die Welt, funkelt herauf durch die Stämme, Tal an Tal. Nicht auszuschöpfen! Und ich, ich schwinde hin, ich bin schon halb dahin!“ Als der Tod ihn holen will, bittet Jedermann um weitere Lebenszeit, jedoch nicht wie in der späteren Fassung, um Begleitung für den Gang vor seinen Schöpfer zu finden, sondern um sich, wie der Tod ihm aufträgt, zu „trösten“, um „Jedermann und mein Gesicht ertragen lernen“.

Deutlich ist der Bezug zum Tod von Hofmannsthals Mutter im Jahr 1904. Ihr gilt der Selbstzweifel des autobiographischen Jedermann/Hofmannsthal: er erinnert sich daran, am Sterbebett der Mutter in ihren Augen eine „angstvolle, antwortlose Frage“ gelesen zu haben, die ihm gegolten habe – doch er sei aus dem Zimmer gegangen. „(I)ch muß doch im Stande gewesen sein zu verstehen, was ihre Augen vor dem Sterben sagen wollten. – Wenn ich es nicht verstanden habe – für was leben wir denn dann – für was haben wir dann Augen im Kopf und einen Mund und eine Zunge und ein Gehirn und Gedanken und Gefühle?“

Der Dialog mit dem Freund spielt mit Sicherheit auf die Freundschaft mit Stefan George an, die zu diesem Zeitpunkt bereits fast zerstört war. Er beginnt als nostalgische gemeinsame Erinnerung an „die Pracht unserer Jugend“. Nun sei es an der Zeit, die „üppigen Träume“ der Jugend wahrzumachen; der Dialog endet mit dem Bruch der Freundschaft. Ein Jahr später, im März 1906, sollten Hofmannsthal und George tatsächlich ihre 15 Jahre andauernde Freundschaft beenden.

„Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen

Engel im Jedermann, Salzburger Festspiele 2014
Besprechung zwischen Teufel und Glauben

Premiere hatte der Jedermann bei den Salzburger Festspielen am 22. August 1920 in der Inszenierung von Max Reinhardt. Reinhardts Idee war es, das Stück auf dem Platz vor dem Salzburger Dom aufzuführen, wo es nach Hofmannsthal seinen „selbstverständlichen Platz“ gefunden zu haben schien. Mittelalter und Barockzeit, Kirche und Friedhof, Mönche und Musikanten schienen hier in der Gegenwart präsent:

„Wie ein Selbstverständliches wirkten die marmornen fünf Meter hohen Heiligen, zwischen denen die Schauspieler hervortraten und wieder verschwanden, wie ein Selbstverständliches die Rufe ‚Jedermann‘ von den Türmen der nahen Kirche, von der Festung (Hohensalzburg) herab, vom Petersfriedhof herüber, wie ein Selbstverständliches das Dröhnen der großen Glocken zum Ende des Spiels, das Hineinschreiten der sechs Engel ins dämmernde Portal, die Franziskanermönche, die von ihrem Turm herunter zusahen, die Kleriker in den hundert Fenstern des Petersstiftes, wie ein Selbstverständliches das Sinnbildliche, das Tragische, das Lustige, die Musik.“

Max Reinhardt, 1920

Bei schlechtem Wetter weicht die Aufführung aus in das Große Festspielhaus, wo zwar deutlich bessere akustische Bedingungen herrschen, aber das Stück nach Ansicht vieler Beobachter viel von seiner Wirkung verliert.

Bis 2001 hielten sich die Inszenierungen der verschiedenen Regisseure – siehe unten – an das ursprüngliche Konzept Reinhardts, nur Leopold Lindtberg wich deutlich davon ab. Seit 2002 wird der Jedermann nun in einer modernisierten Inszenierung von Christian Stückl gezeigt, der 2003 auch abendliche Vorstellungen mit künstlichem Licht einführte. Am 5. August 2003 fand die 500. Vorstellung des Jedermann im Rahmen der Salzburger Festspiele statt. Seit 2013 gibt es vor jeder Vorführung einen Umzug vom Festspielhaus zum Domplatz.

Die Titelrolle des Jedermann gilt in der Theaterwelt als eine Ehre, die nur den berühmtesten Theaterschauspielern zuteil wird. Auch die übrigen Rollen des Stücks, zumal jene der Buhlschaft, werden traditionell hochkarätig besetzt. Den Jedermann spielten bei den Salzburger Festspielen:[2]

Als Buhlschaft waren in Salzburg zu sehen:

Brian Mertes
Julian Crouch

Die Regisseure des Salzburger Jedermann:

Weitere „Jedermann“-Aufführungen

Seit 1922 wird der Jedermann in Mondsee im Juli und August aufgeführt. Es handelt sich dabei um die Mundartversion von Franz Löser. Diese Version wird auch seit 1956 alle drei Jahre in Faistenau am Dorfplatz unter der 1000-jährigen Linde aufgeführt.

Von 1994 bis 2018 wurde das Stück in einer Fassung von Michael Batz jeden Sommer in Hamburg im „Theater in der Speicherstadt“ aufgeführt.[11] Seit 1999 spielt man das Stück alljährlich im Burghof der Festung Hohensalzburg,[12] seit 2001 im Bamberger Dom.

Das Schauspielensemble am Eduard-von-Winterstein Theater in Annaberg-Buchholz führt seit 2011 den Jedermann, ausgenommen 2017, jeden Sommer vor der St. Annenkirche auf. Jedermann wird von Nenad Žanić gespielt, der bis dato mit 10 jahren der längst gespielte Jedermann Darsteller ist (2011-2016, 2018-2011).

2014 hat auch Wismar seinen Jedermann bekommen. Das Stück soll künftig alljährlich im Sommer in der Kirche St. Georgen aufgeführt werden. Im Gründungsjahr spielten Sascha Gluth die Titelrolle, Charlotte Sieglin die Buhlschaft, Achim Wolff den Tod und Andreas Conrad den Mammon.[13] In der Saison 2015 waren in den Hauptrollen erneut Sascha Gluth (Jedermann), Charlotte Sieglin (Buhlschaft), Robert Glatzeder (Teufel) und Andreas Conrad (Mammon) zu sehen, neu hingegen war Reinhard von Hacht in der Rolle des Tod. Regie führte Holger Mahlich.

2014 spielte der Berliner Schauspieler Claudio Maniscalco den Jedermann bei den Sommerfestspielen der Clingenburg in Klingenberg am Main.[14]

Am 3. September 2021 findet unter dem Titel frauJEDERmann die Premiere einer Jedermann-Aufführung an der „Geburtsstätte“ des Textes in Rodaun statt. Im Schatten der Bergkirche Rodaun hat Hugo von Hofmannsthal in seinem Garten-Salettl immer wieder an dem Text gearbeitet. In Rodaun soll sein Originaltext in einer modernen Inszenierung gespielt werden, allerdings ist Jedermann im Jahr 2021 Frau Jedermann und die Buhlschaft ein Buhler.[15]

Auch von einer Reihe weiterer Bühnen und Amateurtheatergruppen wird der Jedermann aufgeführt, zum Teil in Dialektbearbeitungen.

Historische Produktionen

Leopoldine Konstantin als Buhlschaft, Berlin 1912
Jedermann im Berliner Dom mit Brigitte Grothum, Winfried Glatzeder und Debora Weigert, Oktober 2010

Von 1925 bis 1969 wurde bis auf wenige Ausnahmen Jedermann bei den Freilichtspielen Schwäbisch Hall aufgeführt, die bis zum Zweiten Weltkrieg auch Jedermann-Festspiele genannt wurden. Seither wird das Stück noch in den Jubiläumsjahren der Festspiele gespielt, so zur 850-Jahr-Feier der Stadt im Jahr 2006, mit einer Wiederaufnahme im Folgejahr.[16] 2019 fand eine Neuinszenierung unter Christian Doll statt, die 2020 wieder aufgenommen wurde.[17]

In Berlin gab es von 1987 bis 2014 die jährlichen Berliner Jedermann-Festspiele.[18] Die Inszenierungen leitete Brigitte Grothum, sie übernahm auch in allen Aufführungen die Rolle des Glaubens. Spielstätte war zuerst die Kreuzberger Südsternkirche, später die Marienkirche, aber auch die Gethsemanekirche und die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. 1993 inszenierte Brigitte Grothum das Mysterienspiel mit Musik von Johann Bach neu. Seither war der Berliner Dom die Spielstätte. Den Jedermann spielten unter anderem Travestiestar Georg Preuße alias „Mary“, Winfried Glatzeder, Rüdiger Joswig und Francis Fulton-Smith, die Rolle der Buhlschaft übernahmen Mariella Ahrens (2008), die frühere Eiskunstläuferin Katarina Witt (2009), Eva Habermann (2010), sowie die Fernsehstars Barbara Wussow (2012) und Jeanette Biedermann (2013). Weitere namhafte Darsteller waren Herbert Feuerstein in der Rolle des Teufels, Achim Wolff als Tod oder Ilja Richter als Mammon.[19][20]

Die Jedermann-Inszenierung der Hinterwinkler Kulturbühne von Peter Willy Willmann († 2012) war ab den 1990er Jahren in Österreich und Deutschland an verschiedenen Orten zu sehen, etwa neun Sommer lang im Brunnenhof der Münchner Residenz, 2004 und 2011 bei den Thurn und Taxis Schlossfestspielen in Regensburg, 2005 beim Rheingau Musik Festival und 2007 bei den Mannheimer Schlossfestspielen. Willmann verwendete dabei eine eigene, gestraffte Textversion, spielte die Hauptrolle selbst und konnte zunehmend aus Film und Fernsehen bekannte Schauspieler für das Projekt gewinnen – wie Christine Neubauer als Buhlschaft und Hanna Schygulla, Lis Verhoeven oder Jutta Speidel als Mutter. Die Stimme Gottes wurde von Otto Sander gesprochen. Gespielt wurde in den historischen Kostümen der Salzburger Inszenierung von 1959.

Bearbeitungen des „Jedermann“

In Anspielung auf die Titelfigur wurde die deutschsprachige Übersetzung des Romans The Salzburg Connection (1968) von Helen MacInnes auch unter dem Titel In Salzburg stirbt nur Jedermann herausgebracht.

Der 1958 erschienene, von Gerhard Bronner verfasste und von Helmut Qualtinger interpretierte Jedermann-Kalypso (musikalisch eine Coverversion des damals populären Banana Boat Song) kommentiert satirisch die Vermarktung des Jedermann und unveränderte Aufführung. Der bayerische Liedermacher Georg Ringsgwandl veröffentlichte auf seinem Album Das Letzte (1986) das Lied Jedermann, das heutige Zeitgenossen beschreibt, die charakterlich der Hofmannsthalschen Figur entsprechen. Der Tod, ein Lied der Gruppe Erste Allgemeine Verunsicherung aus dem Album Liebe, Tod und Teufel (1987), nimmt ebenfalls auf das Stück Bezug.

100 Jahre „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen

Am 22. August 2020 wurde das Jubiläum mit einem "Jedermann"-Tag und einer abendlichen Festaufführung mit Tobias Moretti in der Titelrolle gefeiert — wegen der Corona-Pandemie unter strikten Hygienebestimmungen. Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen und sein deutscher Amtskollege Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier waren zu Gast.[25]

Siehe auch

Literatur

  • Max Reinhardt: Regiebuch zu Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“. Band I: Faksimile. Hg. vom Salzburger Festspielfonds. Band II: Edition & Kommentare. Hg. von Harald Gschwandtner, Evelyn Annuß, Edda Fuhrich und Norbert Christian Wolf für den Salzburger Festspielfonds. Hollitzer Verlag, Wien 2020 ISBN 978-3-99012-622-6.
Commons: Jedermann  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Christoph Brandhuber und Franz Witek: Der erste Salzburger „Jedermann“. In: Grazer Beiträge, Zeitschrift für die Klassische Altertumswissenschaft. Bd. 27 (2010), S. 91–129.
  2. Spielplanarchiv der Salzburger Festspiele (Memento des Originals vom 1. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.salzburgerfestspiele.at (Suche nach „Jedermann“ ergibt Aufführungsdaten und Besetzungen seit 1946)
  3. 1 2 orf.at – Buhlschaft hört schon wieder auf. Artikel vom 30. August 2016, abgerufen am 30. August 2016.
  4. Bernhard Flieher & Hedwig Kainberger: Lungenentzündung: Moretti fällt aus, Philipp Hochmair übernimmt "Jedermann". Salzburger Nachrichten, 8. August 2018, abgerufen am 9. August 2018.
  5. 1 2 Eidinger und Altenberger neues „Jedermann“-Duo. In: ORF.at. 4. Dezember 2020, abgerufen am 4. Dezember 2020.
  6. Tscheplanowa wird neue Buhlschaft. 13. November 2018, abgerufen am 13. November 2018.
  7. Caroline Peters ist die "Jahrhundertbuhlschaft" der Salzburger Festspiele. 7. November 2019, abgerufen am 7. November 2019.
  8. Julian Crouch. In: salzburgerfestspiele.at, abgerufen am 6. Juni 2013.
  9. Bernhard Flieher: Der Jedermann muss das Loslassen lernen. In: salzburg.com, 5. Juni 2013, abgerufen am 6. Juni 2013.
  10. Biografie Michael Sturminger. In: Salzburger Festspiele. Salzburger Festspielfonds, August 2021, abgerufen am 7. September 2021.
  11. Der Hamburger Jedermann 1994-2018 (Memento vom 10. April 2019 im Internet Archive)
  12. Jedermann Aufführung des Vereins Burgspiele im Burghof der Festung Hohensalzburg
  13. Jedermann Festspiele Wismar
  14. Website der Rodauner Jedermann Theaterproduktion frauJEDERmann.at, abgerufen am 25. Juli 2019
  15. Philosophie auf der Internetseite der Freilichtspiele Schwäbisch Hall.
  16. Freilichtspiele Schwäbisch Hall: Sommer 2020. Abgerufen am 3. November 2018.
  17. Jedermann-Festspiele in Berlin
  18. TrendJam Magazin: Berliner Jedermann Festspiele 2012 mit Francis Fulton-Smith, Barbara Wussow, Ursula Karusseit und Herbert Köfer, 8. Oktober 2012
  19. Berliner Jedermann Festspiele
  20. 01 09 2021 um 11:12 von Teresa Schaur-Wünsch: Der Jedermann kehrt als Frau nach Hause zurück. 1. September 2021, abgerufen am 3. September 2021.
  21. Aufführung am 7. und 8. Mai 2010 in der Neuen Kirche zu Emden .
  22. Regie: Wolfgang Kaus – Open Air – – mit Helmut Markwort, Ralf Bauer u. a. – 17–27. Juli 2010
  23. Mitteldeutscher Jedermann
  24. Salzburg feiert 100 Jahre "Jedermann" mit Bundespräsidenten. 22. August 2020, abgerufen am 22. August 2020.

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Portrait von Brian Mertes während der »Jedermann«-Probe bei den Salzburger Festspielen Eigenes Werk Francisco Peralta Torrejon
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Es folgt die historische Originalbeschreibung , die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Leopoldine Konstantin Leopoldine Constantin als "Buhlschaft" in dem von Hugo von Hofmannsthal erneuerten alten Stück "Jedermann", das von Reinhardt aufgeführt wird. Abgebildete Personen: Konstantin, Leopoldine : Schauspielerin, Deutsches Theater Berlin, GND 116331577 Dieses Bild wurde im Rahmen einer Kooperation zwischen dem deutschen Bundesarchiv und Wikimedia Deutschland aus dem deutschen Bundesarchiv für Wikimedia Commons zur Verfügung gestellt. Das deutsche Bundesarchiv gewährleistet eine authentische Bildüberlieferung nur durch die Originale (Negative und/oder Positive), bzw. die Digitalisate der Originale im Rahmen des Digitalen Bildarchivs . Unbekannt Unknown
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Jedermann, Salzburger Festspiele 2014, Besprechung zwischen Teufel und Glauben. Mit Simon Schwarz (links) und Hans Peter Hallwachs (rechts). Regie: Julian Crouch und Brian Mertes Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird angenommen, dass es sich um ein eigenes Werk handelt (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben). Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Francisco Peralta Torrejón als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben).
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Elisabeth Reichberger - angel at Jedermann, staged by Brian Mertes and Julian Crouch, Salzburg Festival 2014 Eigenes Werk Christian Michelides
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Szene aus dem „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal, Jedermann-Festspiele mit Brigitte Grothum, Winfried Glatzeder und Debora Weigert (v.l.n.r.), Berliner Dom Eigenes Werk GraceKelly
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Szene aus Jedermann Inszenierung von Brian Mertes und Julian Crouch. Salzburger Festspiele 2014. Jedermann: Cornelius Obonya, Tod: Peter Lohmeyer. Eigenes Werk Francisco Peralta Torrejón
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