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Kärntner Abwehrkampf

Kärntner Abwehrkampf
Datum 5. Januar 1919 bis 6. Juni 1919
Ort Kärnten, Österreich
Ausgang Sieg des SHS-Staats nach Besetzung Klagenfurts
Folgen Am 10. Oktober 1920 für Österreich erfolgreiche Volksabstimmung in Südkärnten
Konfliktparteien

Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen

Land Kärnten

Befehlshaber

Rudolf Maister
Franjo Malgaj 

Arthur Lemisch
Ludwig Hülgerth
Hans Steinacher

Verluste

150 Tote

200-270 Tote
800 Verwundete [1][2]

Der Kärntner Abwehrkampf war nach Ende des Ersten Weltkriegs die bewaffnete Auseinandersetzung von Verbänden der provisorischen Kärntner Landesregierung mit Truppen des SHS-Staates über die staatliche Zugehörigkeit der durch den SHS-Staat beanspruchten Gebiete im Südosten Kärntens, deren Bevölkerung zum großen Teil Slowenisch sprach.

Verlauf

Gedenkplatte eines Denkmals beim Silbersee in Villach, das an den Kärntner Abwehrkampf erinnert. Namentlich genannt werden die Maria Gailer Freiwillige Sturmkompanie, Volkswehrbataillon Nr. 4, Villacher Alarmkompanie und Heimwehrkompanie, sowie Abwehrkämpfer und KHD Einsatzleiter von Villach Oskar Kraus.
22 Abwehrkämpfer sind am Zentralfriedhof Villach beigesetzt

Nachdem Kärnten durch die Kärntner Landesverfassung von 1918 den Beitritt zur Republik Deutschösterreich erklärt hatte, drangen am 5. November 1918 Truppen des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS-Staat) in Südostkärnten ein. Die SHS-Polizei rückte in das Rosen- und untere Gailtal vor. Ferlach und das nördlich der Drau gelegene Völkermarkt und bis in den Süden nach Lavamünd und Sankt Paul im Lavanttal [3] wurden besetzt. Die Kärntner Landesregierung verlegte ihren Sitz angesichts dieser Bedrohung nach Spittal an der Drau.

Am 5. Dezember 1918 beschloss die provisorische Kärntner Landesregierung unter dem Landesverweser Arthur Lemisch den bewaffneten Widerstand gegen ein weiteres Vordringen der SHS-Truppen. Die deutschösterreichische Regierung lehnte den Abwehrkampf offiziell ab – das hungernde Land war auf Lebensmittellieferungen aus dem SHS-Staat angewiesen – unterstützte Kärnten jedoch u. a. durch Material- und Truppensendungen.[4] Die Leitung übernahmen Oberstleutnant Ludwig Hülgerth als Landesbefehlshaber und Oberleutnant Hans Steinacher als Truppenführer. Der Befreiungskampf, auch als Kärntner Abwehrkampf bezeichnet, begann im Gailtal mit der Rückeroberung von Arnoldstein am 5. Januar 1919, einem Vormarsch gegen das Rosental und der Rückeroberung von Ferlach. Am 14. Januar wurde ein Waffenstillstand geschlossen; eine amerikanische Kommission (die sogenannte „Miles-Mission“, benannt nach ihrem Leiter Lt. Col. Sherman Miles) studierte vor Ort die strittigen Gebietsfragen. Am 29. April brachen die Jugoslawen den Waffenstillstand, konnten aber keine Gebietsgewinne erzielen. Bis zum 7. Mai 1919 waren alle bis auf die laut Waffenstillstandsvertrag geräumten Gebiete von Kärntner Truppen besetzt.

Die Abstimmungszonen A und B mit den Bedingungen für das Stimmrecht

Der Friedensvertrag von St. Germain sah eine Volksabstimmung in Südkärnten vor; ohne Abstimmung wurden das Kanaltal Italien und das Mießtal, Unterdrauburg und die Gemeinde Seeland (Kankertal) dem SHS-Königreich zugeschlagen. Sie gehören heute zu Slowenien. Nach dem Beschluss einer Volksabstimmung versuchte der SHS-Staat erneut, durch Waffengewalt vollendete Tatsachen zu schaffen. Reguläre Truppen unter dem Befehl von General Rudolf Maister überschritten am 28. Mai 1919 die Grenze und besetzten am 6. Juni Klagenfurt, das sie aber nach Aufforderung des Obersten Rats der Alliierten in Paris wieder räumen mussten. Von da an unterblieben weitere Kämpfe. Insgesamt hatte es bis zu diesem Zeitpunkt allein auf Seite der Kärntner bei den Kämpfen mehr als 200 Tote und 800 Verwundete gegeben.

In der Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 stimmten in der südlichen „Zone A“ (mit rund 70 % slowenischem Bevölkerungsanteil, und von Truppen des SHS-Staates besetzt) 22.025 Stimmen (59 %) für den Verbleib bei Österreich, 15.279 (41 %) Stimmen gegen Österreich. D. h., fast jeder zweite wahlberechtigte Kärntner mit slowenischer Muttersprache votierte für den Verbleib bei Kärnten, wenn man annimmt, dass alle wahlberechtigten deutschsprachigen Bewohner des Abstimmungsgebietes für den Verbleib bei Österreich stimmten. Hätte sich „Zone A“ für einen Anschluss an das SHS-Reich entschieden, hätte ebenfalls in der kleineren nördlichen, von österreichischen Truppen besetzten „Zone B“ (die auch Klagenfurt beinhaltete) abgestimmt werden müssen.

In der Zeit danach wurde der Abwehrkampf vielfach kontrovers diskutiert bzw. durch die Politik instrumentalisiert. Es kam zu Vereinfachungen und Verzerrungen, die auch durch die sich etablierende Festtagskultur zum 10. Oktober gefördert wurden.[4]

Einzelnachweise

  1. Als man mit Blut die Grenze schrieb (Essay)
  2. Kaleidoskop / Kärntner Abwehrkampf 1918 - 1920
  3. Abwehrkampf im Lavanttal
  4. 1 2 Claudia Fräss-Ehrfeld: Kärnten 1918–1920

Literatur