Kirchschlag bei Linz
Kirchschlag bei Linz
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Wappen | Österreichkarte | |
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Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Oberösterreich | |
Politischer Bezirk: | Urfahr-Umgebung | |
Kfz-Kennzeichen: | UU | |
Fläche: | 16,78 km² | |
Koordinaten: | 48° 25′ N, 14° 17′ O | |
Höhe: | 896 m ü. A. | |
Einwohner: | 2.174 (1. Jän. 2019) | |
Postleitzahl: | 4202 | |
Vorwahl: | 07215 | |
Gemeindekennziffer: | 4 16 13 | |
NUTS-Region | AT312 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Kirchschlag 44 4202 Kirchschlag bei Linz |
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Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeisterin: | Gertraud Deim (ÖVP) | |
Gemeinderat: (2015) (25 Mitglieder) |
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Lage von Kirchschlag bei Linz im Bezirk Urfahr-Umgebung | ||
![]() Gemeindeamt |
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Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Kirchschlag bei Linz ist eine Gemeinde in Oberösterreich im Bezirk Urfahr-Umgebung im oberen Mühlviertel mit 2174 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2019). Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Urfahr.
Geografie
Kirchschlag bei Linz liegt auf einer Höhe von 896 m ü. A. Höhe im oberen Mühlviertel, 10 km von der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz entfernt. Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 8,0 km und von West nach Ost 3,7 km. Die Gesamtfläche beträgt 16,78 km².
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst folgende Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2019[1]):
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Nachbargemeinden
Zwettl an der Rodl | Sonnberg im Mühlkreis | |
Eidenberg |
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Hellmonsödt |
Lichtenberg | Linz | Altenberg bei Linz |
Flächenverteilung

Geschichte
Im Jahr 1349 wird der Ort in Zusammenhang mit der Chappelln in dem Chirchslag erstmals urkundlich erwähnt, wobei es sich dabei um eine Filialkirche von Hellmonsödt handelt.[2]
Die Bründl-Kapelle wurde 1693 über einer Heilquelle errichtet und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einer Brunnenstube umgebaut. Sie beherbergt eine Nische mit Pietà aus der Mitte des 18. Jahrhunderts (heute ist die Bründlkapelle in das Gebäudeensemble der Villa Teutschmann integriert).
Zu Ende des 17. Jahrhunderts setzte ein regelrechter Badebetrieb in Kirchschlag ein. Die Gäste konnten zu diesem Zweck das starhembergische Land- und Badhaus mit der Heinrichskapelle benutzen.
In den Jahren 1745 bis 1748 wurde die einschiffige Kirche Sankt Anna vom Baumeister Johann Matthias Krinner im barocken Stil weitgehend umgebaut.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Kirchschlag zum vielbesuchten sommerlichen Erholungs- und Ausflugsort der Linzer. Das bezeugt unter anderem das Gästebuch des Badhauses, das Franz Haiböck senior im Jahre 1838 auflegte und das die Namen zahlreicher bekannter Linzer Bürgersfamilien aufweist. Neben Malern und Zeichnern wie Joseph Löw (1770–1842; 1809 bis 1825 Zeichenlehrer an der Linzer Normalschule)[3], Johann Hardinger, Joseph Edlbacher (1817–1868)[4], Ludwig Haase (1827–1907)[5] und Hugo von Grienberger (1827–1902) zog Kirchschlag auch die Naturforscher an. Der Linzer Stadtarzt Johann Duftschmid (1804–1866) betrieb botanische Studien in Kirchschlag, deren Ergebnisse er 1855 in der Österreichischen botanischen Zeitschrift unter dem Titel Die Flora von Kirchschlag veröffentlichte.
Das erste bürgerliche Landhaus in Kirchschlag erbaute der Linzer Baumeister Johann Metz im Jahr 1858 am Südrand des Rudolfswaldes, das er 1871 an eine Linzer Offiziersgattin veräußerte (Kirchschlag Nr. 25). Im Jahre 1861 kaufte Baumeister Metz am Südrand des Schauerwaldes den Baugrund für eine zweite Villa, die obere oder auch kleine Metz-Villa auf Nr. 27, die er oberhalb der Kirche erbaute und 1873 an Fürst Camillo Starhemberg verkaufte. Ebenfalls am Südrand des Schauerwaldes erwarb die Linzer Seifensieder- und Buchhändler-Familie Haslinger 1861 einen Baugrund vom Blümelgut, wo der junge lungenkranke Buchhändler Kamillo Haslinger erfolgreich seine Krankheit kurierte. In den 1870er Jahren entstand zwischen Kirche und Bründl-Haus die Villenzeile Nr. 32–34. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts tritt dem sommerlichen Ausflug die winterliche Wanderung an die Seite. Gleichzeitig findet die erste Etappe des Villenbaues ihr Ende, da durch den Eisenbahnverkehr die Alpengebiete Oberösterreichs als Erholungsraum leichter erreichbar geworden waren und viele Linzer Familien ihren Sommersitz dorthin verlegten.
- Kurgast Adalbert Stifter
Adalbert Stifter war der berühmteste Kurgast Kirchschlags. Zwischen Herbst 1865 und 1867 wohnte er fünfmal auf dem „Berg Kirchschlag“:
- vom 16. Oktober 1865 bis 31. März 1866 wohnte er mit kurzen Unterbrechungen während der Wintermonate in Kirchschlag, was für die damalige Zeiten sehr unüblich war. Weil das ihm angebotene Gästezimmer in der Villa Nr. 25 nicht wintertauglich war, quartierte er sich im Gasthaus Haiböck (Badhaus) ein. Das Zimmer Nummer 1 befindet sich in der Südwestecke des ersten Stockwerkes. Schon am 17. Oktober wurde ihm ein Holzofen im Zimmer installiert, und am 31. Oktober wurde vor seiner Zimmertür zum Schutz vor der Kälte eine Vortür montiert.
- vom 22. Juli bis 2. August 1866
- vom 30. November bis 2. Dezember 1866
- vom 19. bis 25. Juni 1867
- vom 19. bis 28. September 1867
Zum Spazieren ging Stifter am liebsten nach Glasau, wo er Briefe an seine Gattin Amalie aufgab und deren Briefe abholte, und weiter nach Hellmonsödt, wo er alten Möbeln für seine Linzer Wohnung nachspürte. Er schrieb an seinem Roman Witiko, und seine „Winterbriefe“ wurden in der Linzer Zeitung veröffentlicht.
Kirchschlag, das bis dahin zum Gemeindegebiet von Hellmonsödt gehört hatte, wurde am 1. Jänner 1921 zur selbständigen Ortsgemeinde erhoben und erhielt 1924 ein Gemeindehaus.
Das Land Oberösterreich erwarb das Haus Nr. 34 (Villa Grienberger) und eröffnete dieses am 1. Juni 1925 als Kindererholungsheim. Am 20. Dezember 1929 kaufte das Land Oberösterreich die anschließende Deißinger-Villa (Nr. 33) und am 27. Mai 1930 die Scheindler-Villa (Nr. 26), das einstige Landhaus der Familie Haslinger, für denselben Zweck.
Zwischen den beiden Weltkriegen erlebten die Linzer Hausberge den Höhepunkt ihrer Geschichte als sommerliche und winterliche Wanderlandschaften. An den Sonntagen stiegen endlose Kolonnen von Ausflüglern zwischen Lichtenberg und Breitenstein empor.
1953 ging der Heinrichshof (Nr. 31) aus dem Besitz der Republik Österreich in jenen des Landes Oberösterreich über, das ihn als weiteres Kindererholungsheim einrichtete. 1955 wurde der Skiklub Kirchschlag gegründet. 1961 begann der Bau eines neuen Gemeindehauses. Die Anna-Kirche wurde nach Abtragung des Pesendorferschen Benefiziatenhauses gegen Osten hin erweitert.
Wappen

Blasonierung: „In Blau ein silberner Hügel, darin eine blaue Scheibe, belegt mit einem silbernen Schneekristall. Aus dem rechten Obereck hervorbrechend eine goldene Sonne; links eine halbe, vom Schildrand ausgehende, silberne Kirche mit einem Strebepfeiler und beiderseits davon je einem schwarzen Rundbogenfenster, der links eingebaute Turm das Kirchendach überragend mit einem schwarzen Rundbogen- und darüber einem runden Fenster sowie mit einem geschwungenen Helmdach, einer Kuppel und einem Kreuz.“
Die Gemeindefarben sind Blau-Weiß.
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner | Veränderung | prozentuelle Veränderung |
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2001 | 1906 | +223 | +13,3 % |
1991 | 1683 |
332 Einwohner hatten zusätzlich hier ihren Zweitwohnsitz.
Politik
Der Gemeinderat hat 25 Mitglieder.
- Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 2003 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 15 ÖVP, 8 SPÖ und 2 FPÖ.
- Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 2009 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 16 ÖVP, 6 SPÖ und 3 FPÖ.
- Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 2015 hat der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 ÖVP, 5 GRÜNE, 4 FPÖ, 2 SPÖ und 2 NEOS.
- Bürgermeister
- bis 2007 Johann Kaiser (ÖVP)
- seit 2008 Gertraud Deim (ÖVP)
Kultur und Sehenswürdigkeiten

- Burg Wildberg
- Katholische Pfarrkirche Kirchschlag bei Linz hl. Anna
- Stiftervilla: 1861 erbaute Villa. Der Dichter Adalbert Stifter war hier Gast bei seinen Aufenthalten zur Erholung und Kur.
- Sternwarte Davidschlag: oberösterreichische, 1978/79 erbaute Privatsternwarte, auch in der Forschung tätig
Freizeit und Sport
- Hochseilgarten Kirchschlag
- Amonwarte auf dem Breitenstein: Die Amonwarte ist ein Aussichtsturm, der sich auf dem Breitenstein befindet und durch mehrere Wanderwege erschlossen ist.
Weblinks
- 41613 – Kirchschlag bei Linz. Gemeindedaten, Statistik Austria.
- Weitere Infos über die Gemeinde Kirchschlag bei Linz auf dem Geo-Infosystem des Bundeslandes Oberösterreich.
- Sternwarte Davidschlag
- Karte im Digitalen Oberösterreichischen Raum-Informations-System (DORIS)
- Literatur zu Kirchschlag im Forum OoeGeschichte.at
- Franz Pfeffer: Kirchschlag. Das Bergdorf am Breitenstein. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 16, Linz 1962, S. 30–54, online (PDF) im Forum OoeGeschichte.at
Einzelnachweise
- ↑ Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2019 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2019), (CSV)
- ↑ Karl Hohensinner und Peter Wiesinger: Ortsnamenbuch des Landes Oberösterreich 10. Die Ortsnamen des politischen Bezirks Urfahr-Umgebung (Mittleres Mühlviertel).Wien 2006
- ↑ Löw, Joseph. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950. 2. überarbeitete Auflage (nur online).
- ↑ Edlbacher, Joseph. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950. 2. überarbeitete Auflage (nur online).
- ↑ Haase, Ludwig. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950. 2. überarbeitete Auflage (nur online).