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vom 19.04.2016, aktuelle Version,

Peter Paul Rubens

Peter Paul Rubens (niederländisch: [ˈrybə(n)s]; auch Pieter Pauwel Rubens oder Petrus Paulus Rubens, * 28. Juni 1577 in Siegen; † 30. Mai 1640 in Antwerpen) war ein Maler flämischer Herkunft. Er war einer der bekanntesten Barockmaler und Diplomat der spanisch-habsburgischen Krone.

Peter Paul Rubens mit seiner Frau Isabella, um 1609
( Alte Pinakothek, München)
Portrait aus der Schule des Anthonis van Dyck ( Rijksmuseum Amsterdam)

Leben

Jugend und Elternhaus

Geburtshaus von Rubens in der Altstadt von Siegen
Rubenshaus in Antwerpen
Rubensdenkmal in Antwerpen
Selbstporträt, um 1629
Porträt Hélène Fourment mit zweien ihrer Kinder (um 1636)

Peter Paul Rubens wurde vermutlich am 28. Juni 1577 als Sohn von Jan Rubens und Maria Pypelincks in Siegen (Grafschaft Nassau-Dillenburg) geboren. Er hatte sechs Geschwister. Das Geburtsdatum ist nicht zweifelsfrei bezeugt, da nur ein Kupferstich, der neun Jahre nach Rubens’ Tod entstand, auf den 28. Juni verweist. Möglich wäre ebenfalls der 29. Juni als Gedenktag der römisch-katholischen Kirche für Peter und Paul.

Sein Vater war ein in Italien ausgebildeter Rechtsanwalt und Schöffe in Antwerpen. 1568 musste er mit seiner Familie im Zuge der Religionsunruhen – Jan Rubens war reformiert – nach Köln fliehen, wohnte in der Sternengasse 10 und arbeitete als Berater von Anna von Sachsen, der Gemahlin Wilhelms von Oranien. Anna wollte ihr Wittum einklagen, da ihr Mann sie nicht mehr finanziell unterstützte. Wilhelm klagte jedoch Jan Rubens an, eine Affäre mit Anna zu haben, um die Scheidung von der ungeliebten Gattin einreichen zu können. Jan Rubens wurde gefoltert und kam 1571 in das Gefängnis auf der Festung Dillenburg. Nur die beharrliche Fürsprache seiner Frau Maria befreite ihn. Künftig stand er unter Hausarrest in Siegen. 1578, ein Jahr nach Peter Pauls Geburt, durfte die Familie wieder nach Köln umsiedeln.

Nach dem Tod des Vaters 1587 zog seine Mutter mit den Kindern nach Antwerpen. Nachdem er gemeinsam mit anderen Söhnen der Antwerpener Oberschicht die Lateinschule von Rumoldus Verdonck (1541–1620) besucht hatte, wurde Peter Paul Rubens einige Monate als Page an den Hof von Marguerite de Ligne (1552–1611) gegeben, der Witwe von Philip de Lalaing (1537–1582), dem Gouverneur des Hennegau.

Lehrzeit

Seit 1592 widmete er sich der Kunst und hatte nacheinander die Maler Tobias Verhaecht (auch T. Verhaegt), Adam van Noort und Otto van Veen als Lehrer. 1598 schloss er die Lehre ab und wurde in die Malergilde zu Antwerpen aufgenommen.

Aufenthalt in Italien und Spanien

Im Mai 1600 ging er nach Italien, um dort Tizian, Veronese und andere zu studieren. Hier wurde der Herzog Vincenzo Gonzaga von Mantua auf ihn aufmerksam, der ihn als Hofmaler nach Mantua holte.

Die Kunstschätze des Herzogs, die Fresken Giulio Romanos, die Arbeiten Mantegnas in Mantua, boten ihm die reichste Anregung für sein Schaffen. Nach längerem Aufenthalt in Rom begab sich Rubens 1603 als Überbringer kostbarer Geschenke des Herzogs an den spanischen Hof nach Madrid. 1604 zurückgekehrt, malte er ein Triptychon mit der heiligen Dreifaltigkeit für die Jesuitenkirche in Mantua. 1605 ging er nach Rom, wo er ein in drei Teilen auf Schiefertafeln ausgeführtes Altarbild für Santa Maria in Vallicella (Madonna mit sechs Heiligen) zu malen begann (1608 vollendet). 1607 besuchte er mit dem Herzog Genua, wo er die Marchesa Spinola malte, und Mailand.

Rückkehr in die Niederlande

Die Nachricht von der Krankheit seiner Mutter rief ihn im Herbst 1608 nach Antwerpen zurück. Die Trauer über ihren Tod sowie das Versprechen der Statthalter der spanischen Niederlande, Erzherzog Albrecht und Isabella, ihn zum Hofmaler zu ernennen, hielten ihn dort fest. Rubens wichtigster Mäzen wurde der mehrfach amtierende Bürgermeister von Antwerpen, Nicolaas Rockox (Rubens’ Bruder Philipp war dessen Sekretär). In Rockox’ Haus lernte Rubens Isabella Brant (* 1591; † 1626) kennen, mit der er sich am 3. Oktober 1609 vermählte.[1] Die Aufträge des Bürgermeisters („Die Anbetung der Heiligen Drei Könige“, 1609, für das Antwerpener Rathaus, unmittelbar folgend „Samson und Delila“ für sein privates Wohnhaus) verhalfen Rubens dazu, sein Können in kürzester Zeit bekannt zu machen und weitere lukrative Aufträge der Oberschicht zu erhalten. Am 9. Januar 1610 erfolgte schließlich Rubens’ Vereidigung zum Hofmaler der Erzherzöge,[2] schon am 23. September war er ernannt worden.[3] 1611 gründete Rubens ein eigenes prächtiges Heim, in dem er seine reiche Sammlung unterbrachte. In demselben Jahr wurde auch seine erste Tochter Clara geboren, die Motiv seines Werkes wurde.

Sein Atelier füllte sich bald mit Schülern. Die ersten Bilder dieser Periode sind: die Anbetung der Könige (1610, Museum zu Madrid), der Altar des heil. Ildefonso (Wien), ein fein ausgeführtes Werk mit zarten Farben (damals begonnen, aber erst nach 1630 vollendet), und das bekannte Bild in der Alten Pinakothek zu München, welches ihn und seine Frau in einer Laube sitzend darstellt.

Die dramatisch bewegten Gemälde Kreuzaufrichtung von 1610 und Kreuzabnahme von 1611 (beide in der Liebfrauenkathedrale in Antwerpen) lassen an Michelangelo und Caravaggio denken. Rubens wurde schnell reich, hochgeehrt und bekam immer mehr Schüler.

Paris

1622 rief ihn Maria de' Medici nach Paris, um ihren dort erbauten Luxembourgpalast mit Darstellungen der denkwürdigsten Begebenheiten ihres eigenen Lebens zu schmücken. Rubens entwarf die Skizzen (Alte Pinakothek München) und ließ danach von seinen Schülern die Gemälde ausführen, die er in der Schlussfassung überarbeitete, als er 1625 die Gemälde selbst nach Paris brachte (jetzt im Louvre). Zwischen 1622 und 1623 fertigte Rubens die Kartons zu Tapisserien der Konstantinfolge für Ludwig XIII., die in der Manufacture des Gobelins gefertigt wurde.

Spanien

Nachdem Rubens schon seit 1623 als Diplomat in den Diensten der Erzherzogin Isabella zum Zweck von Friedensunterhandlungen tätig gewesen war, sandte ihn 1628 die Erzherzogin in gleicher Absicht nach Spanien. Rubens gewann das Vertrauen des Königs, wurde Sekretär des Geheimen Rats und führte während seines Aufenthalts in Madrid mehrere Werke aus. Von Madrid wurde er unmittelbar 1629 nach London gesandt, um mit dem König über einen Frieden zwischen Spanien und England zu verhandeln. Diesen Vorbesprechungen ist zu verdanken, dass 1630 der Friedensvertrag unterzeichnet wurde. König Karl I. von England schlug ihn deshalb zum Ritter. Auch in London war er als Maler tätig. In der Folge wurde er noch zu mehreren Staatsgeschäften gebraucht, die ihm jedoch geringere Ehren einbrachten.

Zweite Heirat

Nach dem Tod seiner ersten Frau vermählte er sich 1630 mit Helene Fourment, die ihm häufig als Modell diente. In den späteren Jahren seines Wirkens entwarf er, da sich die Aufträge zu sehr häuften, fast nur noch die Skizzen selbst; die Ausführung überließ er größtenteils seinen Schülern. Bei Übernahme von Arbeiten wurde häufig ausgemacht, welche Schüler ihm helfen durften. Rubens lebte jetzt bald in der Stadt, bald auf seinem Landsitz Steen bei Mechelen. Seit 1635 malte er meist Staffeleibilder von feinerer Ausführung.

Tod und Nachlass

Peter Paul Rubens starb am 30. Mai 1640 im 63. Lebensjahr in Antwerpen nach längerem Leiden an der Gicht. Über seiner Grabstätte in der St.-Jakobskirche zu Antwerpen steht eines seiner Werke, welches die Madonna mit dem Kind und mehreren Heiligen darstellt. Seine Witwe Helene beauftragte den aus Münster (Westfalen) stammenden Maler Johann Bockhorst, der einer seiner engen Mitarbeiter gewesen war, unvollendete Arbeiten ihres Mannes fertigzustellen.

Der Erlös aus dem Verkauf seines Nachlasses belief sich auf 1.010.000 Gulden. 1840 wurde in Antwerpen eine von Willem Geefs modellierte Bronzestatue auf dem Groenplaats errichtet. 1877 wurde der 300. Geburtstag von Rubens sowohl in Antwerpen als auch in Siegen feierlich begangen.

Bildsprache

Der Liebesgarten (um 1632)
Kindermord in Bethlehem, um 1637
Allegorie von Fortuna und Virtus
Landschaft ( Gouache), 1635/40

Rubens Werke sind geprägt durch Licht und Farbigkeit. Seine Freude an der sinnlichen Erscheinung bildet einen scharfen Gegensatz zu der weltentrückten Frömmigkeit der Andachtsbilder der älteren Schule. Seine religiösen Kompositionen kamen den katholischen Reformbestrebungen, die in erster Linie durch die Jesuiten vertreten wurden, sehr entgegen, weshalb ihn auch die Jesuiten 1620 mit der Ausschmückung ihrer Kirche in Antwerpen betrauten und er bis an sein Lebensende der bevorzugte Kirchenmaler der katholischen Welt blieb.

Er widmete sich auch mythologischen Gegenständen. Er malte Akte mit leuchtender Fleischfarbe. Er bildete nicht nur ausgekleidete Modelle nach, sondern schuf auch Gestalten, welche, wie die der Griechen und Römer, an Nacktheit gewöhnt waren.

Seine Bilder zeichnen sich durch eine allegorische Bildsprache mit mythologischer Symbolik aus. Dabei werden die Zeichnungen vielfach zu eigenen Werken, die die späteren Gemälde in der Formulierungskraft übertreffen. So zeichnet Rubens für die große Antwerpener Kreuzaufrichtung die Halbfigur des gekreuzigten Jesus als triumphierenden Jüngling – als eine seiner vielen „Vorratserfindungen“, die er in keinem seiner Werke unterbrachte. Vergleichbarer Pathos spricht aus Prometheus, der dem Betrachter aus dem Bild entgegenrutscht, oder der tote Christus, der wie ein Stein vom Kreuze fällt. Rätsel sprechen aus hockenden, sinnenden Frauengestalten wie Hagar oder Susanna – und viele dieser Zeichnungen verwahrte er nur für sich selbst. Manche private Zeichnung in der Familie wirkt wie ein Schnappschuss.

Rubens’ Streben ging auf Lebendigkeit der Darstellung und auf koloristische Wirkung. Die erloschene religiöse Begeisterung suchte Rubens, ohne sich jedoch in den Dienst einer kirchlichen Richtung zu stellen, dadurch wieder anzufachen, dass er ruhende Gegenstände in Iebhaft bewegter Weise malte.

Rubens hat etwa 1500 Bilder hinterlassen, von denen freilich ein großer Teil von Schülerhänden ausgeführt und von ihm nur ergänzt worden ist. Neben den bereits genannten religiösen Bildern ist das jetzt im Kunsthistorischen Museum in Wien befindliche Bild des heil. Ignaz von Loyola, der den Teufel austreibt, besonders typisch für Rubens.

Er hat zahlreiche dramatische Bilder geschaffen: der Sturz der rebellischen Engel, der Sturz der Verdammten, das große und kleine Jüngste Gericht, das apokalyptische Weib, die Niederlage Sanheribs und der bethlehemitische Kindermord (sämtlich in der Alten Pinakothek). Von anderen biblischen Darstellungen sind zu nennen: das Urteil Salomos, Samson und Delila, Christus und die bußfertigen Sünder, Lot mit Frau und Töchtern von zwei Engeln aus Sodom geleitet (bei Mr. Butler zu London), zahlreiche Darstellungen der Anbetung der Könige und der Himmelfahrt Mariä (letztere zu Antwerpen, Brüssel, Düsseldorf, Wien), die Kreuzigung Petri (Peterskirche zu Köln), die Kreuzigung Christi (Coup de lance (Stoß mit der Lanze), Antwerpen), die Kreuztragung Christi (Brüssel) und die Hl. Cäcilia (Berlin).

Er entnahm dem klassischen Altertum eine große Zahl von Bildern, zum Teil aus der Göttergeschichte, besonders aus dem bacchischen Kreis (zahlreiche Bacchanalien), zum Teil aus der Heroengeschichte (Decius Mus in Wien). Hervorzuheben sind: der Raub der Töchter des Leukippos, die Amazonenschlacht und der sterbende Seneca (München), das Venusfest und Boreas und Oreithyia (Wien), Jupiter und Kallisto (Kassel), Neptun und Amphitrite (Wien), die gefesselte Andromeda und Bacchanal (Berlin), das Urteil des Paris (Madrid) und Neptun auf dem Meer (Dresden, ein Teil der unter Rubens’ Leitung ausgeführten Dekorationen zum Einzug des Kardinal-Infanten Ferdinand zu Antwerpen, 1635).

Rubens stellte gerne das Naturleben und Kinder dar. Bemerkenswert sind die sieben Kinder in der Pinakothek zu München, welche einen mächtigen Fruchtkranz tragen.

In seinen Tierbildern, die zum Teil in Gemeinschaft mit Frans Snyders entstanden sind, entfaltet Rubens ebenfalls Lebendigkeit und dramatische Kraft. Es sind zumeist Jagden, unter denen die Löwenjagd in München, die Wolfsjagd bei Lord Ashburton, die Wildschweinjagd in Dresden und die Hirschjagd der Diana in Berlin in erster Reihe stehen.

Von Rubens gibt es sowohl Landschaften, die vorwiegend aus der Fantasie hervorgegangen sind und die Elemente in Aufruhr zeigen (Odysseus an der Küste der Phäaken in Florenz, Überschwemmung mit Philemon und Baucis in Wien), als auch solche, die Rubens’ Heimatland darstellen (Landschaft mit dem Regenbogen in München, Abendlandschaft in Petersburg).

Zu seinen wenigen Genrebildern zählen Bauernkirmes und Turnier im Louvre sowie Bauerntanz in Madrid. Von den Konversations- und Schäferstücken existiert der Liebesgarten in vielen Exemplaren, von denen aber das Bild in Madrid, nicht das in Dresden, als das Original zu betrachten ist. Ein anderes Konversationsstück befindet sich unter dem Namen Der Schlosspark im Belvedere zu Wien.

Unter seinen zahlreichen Bildnissen gehört das Bild im Palazzo Pitti zu Florenz, bekannt unter dem Namen der vier Philosophen, welches Justus Lipsius, Ioannes Wowerius, Philipp Rubens und den Künstler selbst vorstellt, seiner frühsten Zeit an. Im Schloss Windsor befinden sich Bildnisse von Rubens und seiner Frau, in der Nationalgalerie zu London sein Familienporträt, in München das Bild seiner Frau mit Kind und das Doppelbildnis seiner Söhne in der Galerie Liechtenstein zu Wien.

Das Bildnis des Doktors van Tulden hängt in der Pinakothek zu München. Das unter dem Namen Strohhut bekannte Bildnis eines Mädchens in der Nationalgalerie zu London zeichnet sich durch sein Helldunkel aus, und das Bildnis der nur mit einem Pelz bekleideten Hélène Fourment in Wien ist gekonnt modelliert.

Wirkung und Einfluss auf sein Umfeld

Stich nach Rubens: Marcus Iunius Brutus
Stich nach Rubens: Marcus Tullius Cicero

Wenige Künstler haben auf ihre Zeit einen so nachhaltigen Einfluss geübt wie Rubens. Es gibt keinen Zweig der niederländischen Malerei, auf den er nicht bestimmend eingewirkt hätte. Schon zu seinen Lebzeiten wurde er als Künstler-Unternehmer bewundert, und seine Werkstatt war in ganz Europa berühmt. Außerordentlich groß war daher auch die Zahl seiner Schüler.

Die bedeutendsten sind: Anthonis van Dyck, Soutman, Th. van Tulden, M. Pepyn, Abraham van Diepenbeeck, Cornelius Schut, Erasmus Quellinus II., Justus van Egmont, I. van Hoeck, etc.

Rubens erkannte früh die Möglichkeiten, die der Kupferstich für die Reproduktion und die Verbreitung seiner Werke eröffnete. In seinem Betrieb sorgte er daher für die Heranbildung ausgezeichneter Kupferstecher, wie Vorsterman, Schelte a Bolswert, Pontius und anderen. Auf Rubens’ Kosten wurden die Kupferstiche für den Handel produziert. Auch die alte Methode des Holzschnitts diente zur Verbreitung Rubensscher Werke. Rubens arbeitete ebenfalls in Zusammenarbeit mit Druckern oder Verlegern unter Einsatz seiner Werkstatt an der Ausstattung (Buchillustrationen, Titelbilder) von Büchern.

(Mal-)Technik

Kopf des hl. Franziskus, um 1619
Die letzte Kommunion des hl. Franziskus von Assisi, um 1619
Anthonis van Dyck, um 1627-28

Den Handzeichnungen und den Ölskizzen widmete sich im Herbst 2004 eine Ausstellung in der Wiener Albertina, die dadurch Rubens’ mehrstufigen Arbeitsprozess erhellt. Er war legendär in der malerischen Schnellschrift seiner Ölskizzen, durch die er zuerst seine eigene Vorstellung über geplante Werke entwickelte und dann mit Auftraggeber und Werkstatt kommunizierte.

Die Vorarbeit umfasste mindestens: gezeichnete Entwürfe, monochrome Skizzen, farbige Ölskizzen (für die figurenreiche Komposition) und Zeichnungen, welche die einzelnen Motive vergrößerten. Letztere waren die Vorgabe für die Ausführung im Gemälde oder Stich.

Die eigentliche Umsetzung erfolgte dann zum großen Teil von Werkstattsmitgliedern, während Rubens sich fast ausschließlich auf die Kontrolle beschränkte. Lediglich Korrekturen wurden vom Meister noch selbst ausgeführt. Dieses wurde möglich durch die virtuose Vorarbeit der oben beschriebenen Öl-Skizzen, die dann den anderen Künstlern der Werkstatt als Blaupause diente. Diese Arbeitsweise war für damalige Zeit nichts Ungewöhnliches. Nicht anders war auch die immense Produktivität der Werkstatt zu schaffen. Rubens machte daraus auch keinen Hehl. In einer von ihm beschriebenen Auflistung seiner zum Verkauf stehenden Werke heißt es dann auch „vom Meister selbst retuschiert“. Es gab auch Bilder aus seiner Werkstatt, die nur nach seinen Skizzen gefertigt wurden, ohne dass Rubens daran selbst gemalt hatte. Rubens war nur insofern ungewöhnlich, als dass er das System wie kein Anderer perfektioniert hat. Er hat sogar Kollegen Auftragsarbeiten an seinen Bildern erteilt, die sich z. B. auf Landschaften oder Blumen spezialisiert hatten. So glich seine Werkstatt schon fast einer Manufaktur.

Andererseits gibt es Detail-Ölskizzen, von denen bei der Umsetzung in das endgültige Meisterwerk in – jedoch entscheidenden – Einzelheiten im positiven Sinne abgewichen wurde. Die Verbesserung, etwa im Gesichtsausdruck des Dargestellten, mag bei der entwurfsgetreuen Ausführung durch die Hand des Meisters erfolgt sein oder durch seine eigene spätere Retusche der durch seine Werkstatt (oder beauftragte Zuarbeiter) anhand des modello erfolgten Weiterbearbeitung. Ein schönes Beispiel für das Verhältnis zwischen Entwurf und letzter Fassung ist zu beobachten bei der Entstehung der Letzten Kommunion des Hl Franz von Assisi, was den Brennpunkt der Komposition, den Kopf des Heiligen angeht.

„Der Kopf … ist in Haltung und auch in Einzelheiten fast identisch … doch … (beides) … unterscheidet sich … im Ausdruck. Eine genauere Betrachtung erweist, daß eigentlich nur der Ausdruck des Auges ein anderer ist. Auf der Studie erscheint der Blick zwar schwärmerisch und ekstatisch, wirkt aber nicht so weltentrückt, so gläsern, wie auf der Altartafel. Die Studie gibt mit dem abgemagerten, bleichen Antlitz, dem entzündeten Auge, dem borstigen Kinn, geöffneten Mund den Anblick eines Todkranken, – während auf dem Altarbild der in den Tod starrende Blick von dem letzten Moment des Lebens zeugt. Zwischen den zwei Köpfen ist somit eine Steigerung des Ausdrucks wahrzunehmen …“

Agnes Czobor : a.  a.  O., S.  11

Das Charakteristische an seiner eigentlichen Technik in seinen Bildern ist, dass Rubens immer noch im hohen Maß Holz als Bildträger benutzte, zu einem Zeitpunkt, als sich Leinwand als Bildträger weitestgehend durchgesetzt hatte. Ca. 50 % seiner Bilder sind auf Holz ausgeführt, darunter auch großformatige Werke. Für Holz als Bildträger kann nur bestes Material verwendet werden, und das Zusammenfügen der Hölzer zu einer Tafel erfordert großes handwerkliches Können und Erfahrung. Rubens wird diese Arbeit nicht selbst gemacht haben, sondern darauf spezialisierte Handwerker damit beauftragt haben. Insbesondere für seine Ölskizzen bevorzugte er Holz, weil es einer Maltechnik entgegenkam, bei der eine glatte Oberfläche von Vorteil war, um den so charakteristischen Emaille-Effekt zu erreichen.

Die Bildtafeln und Leinwände wurden mit Kreide grundiert und glatt geschliffen. Dann folgte eine farbige Isolierung aus einem Harzbindemittel – wahrscheinlich Dammar. Zum einen sollte diese Isolierung das Einsinken der oberen Malschichten verhindern, damit die Leuchtkraft der Farben erhalten blieb, zum anderen ließen sich die Halbschatten der Inkarnate (Hautfarben) damit leichter erzielen. Zudem lassen sich auf einem strahlend weißen Untergrund die Proportionen schlechter abschätzen.

Die Untermalung war höchstwahrscheinlich eine Ei-Tempera-Ölfarbe, mit der die Motive in lockerer Manier als Übertrag einer kleineren Öl-Skizze des Meisters skizzenhaft angelegt wurden.

Darauf folgte die eigentliche Malschicht, die wohl eine Harz-Öl-Farbe war. Dieser Prozess wurde nass-in-nass gemalt ohne Zwischentrocknung. Harze wie Venezianisches Harz verzögerten die Trocknung und damit die Alterungsauswirkungen. Nur so ist zu erklären, dass die Leuchtkraft der Bilder in den Jahren so wenig nachgelassen hat und die Werksspuren (der Pinselstrich) einen so zarten „Schmelz“ (weichen Verlauf) haben. Wäre das Bild in vielen Ölschichten entstanden (wie z. B. bei Tizian), wäre eine stärkere Vergilbung zu beobachten.

Zum Schluss wurden noch (nach dem vollständigen Austrocknen) einige kleine Stellen überarbeitet oder durch Übermalung verändert.

Werke

Bedeutende Werkbestände befinden sich in folgenden Museen:

Siegerlandmuseum, Siegen (neun Gemälde, umfangreiche Grafik-Sammlung); Museo del Prado, Madrid; Alte Pinakothek, München; Kunsthistorisches Museum, Wien; Eremitage in Sankt Petersburg; Königliche Museen der Schönen Künste, Brüssel; Museum Schloss Wilhelmshöhe, Kassel; Musée du Louvre, Paris.

Der Sturz des Phaeton, 1604–1608
Kallisto und Jupiter, 1613
Venus und Adonis (um 1615)
Das Urteil des Paris ( Peter Paul Rubens), 1632–1636
Anbetung der Heiligen Drei Könige ( Peter Paul Rubens), 1633-34
Bildnis seines Sohnes Nikolas, um 1619
Kammerfrau der Infantin Isabella, um 1625
Kopfstudien eines Mohren, 1640
Judith enthauptet Holofernes, 1609/10
Schloß Caputh: Julius Caesar (1619)

Titel (ungefähres Entstehungsdatum) heutiger Aufbewahrungsort

Sonstiges

Rubens’ Gemälde Kindermord von Betlehem, um 1609/11 entstanden, wurde 1923 von einer Privatperson geerbt. Falsch datiert und für ein Werk van den Hoeckes (1611–1651) gehalten, wurde es an das oberösterreichische Stift Reichersberg verliehen, wo es jahrzehntelang in einem dunklen Gang hing. Das Gemälde wurde schließlich am 10. Juli 2002 bei Sotheby’s in London um den Rekordpreis von 76,7 Mio. Euro versteigert und ist damit der teuerste „Alte Meister“ aller Zeiten. Kurz vor der Versteigerung wurde das Bild bereits im Ausland noch als Rubens identifiziert, was eine heftige Kontroverse auslöste: Es wurde vermutet, dass sich das Bundesdenkmalamt täuschen ließ und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen die Ausfuhrgenehmigung erteilte. Dies wurde seitens des BDA dementiert, man hätte auch für den Fall, dass das Gemälde noch in Österreich als Rubens erkannt worden wäre, die Genehmigung zur Ausfuhr aus Österreich erteilt.[4][5] Diese Begebenheit beherrschte unter dem Titel „Rekordrubens“ die Schlagzeilen der Kulturmedien im Jahr 2002.

Literatur

  • Hans Gerhard Evers: Peter Paul Rubens. F. Bruckmann, München 1942, 528 S., 272 Abb., 4 Farbtafeln (Flämische Ausgabe bei De Sikkel, Antwerpen 1946).
  • Hans Gerhard Evers: Rubens und sein Werk. Neue Forschungen. De Lage Landen, Brüssel 1943. 383 S. u. Taf.
  • Frans Baudouin: Peter Paul Rubens. Köster, Königstein/Taunus 1977
  • Reinhard Liess: Die Kunst des Rubens. Wasmuth, Braunschweig 1977
  • Agnes Czobor: Eine Ölstudie zum Kopf des Hl. Franziskus auf dem großen Antwerpener Altarbild, in: Gentse Bijdragen tot de Kunstgeschiedenis XXIV (1976–1978), hrsg. Hoger Instituut voor Kunstgeschiedenis en Outheidkunde van het Universitair Vermögen, S. 9–14
  • Hubert von Sonnenburg, Frank Preußer: Rubens. Gesammelte Aufsätze zur Technik. Bayerische Staatsgemäldesammlung, München (Mitteilungen der Abteilung für Restaurierung und naturwissenschaftliche Untersuchungen (Doerner-Institut) 3/1979)
  • Sabine Cotté: Rubens und seine Welt. Gondrom, Bayreuth 1980
  • Julius S. Held: The Oil-Sketches of Peter Paul Rubens: A Critical Catalogue. Princeton 1980 (2 Bde.)
  • Günter Brucher: Der Ildefonso-Altar von Peter Paul Rubens, in: Kunsthistorisches Jahrbuch Graz, Graz 1982, S. 49–78
  • Christopher White: Peter Paul Rubens. Leben und Kunst. Belser Verlag, Zürich 1988
  • Marc Morford: Stoics and Neostoics. Princeton 1991
  • Justus Müller Hofstede: Rubens und das Constantia-Ideal. Das Selbstbildnis von 1623 in: Der Künstler über sich und sein Werk, hrsg. von Matthias Winner, Weinheim 1992, S. 335–405
  • Matías Díaz Padrón (Hrsg.): El Siglo de Rubens en el Museo del Prado. Barcelona 1995
  • Christine Göttler: Die Kunst des Fegefeuers nach der Reformation. Mainz 1996
  • Ulrich Heinen: Rubens zwischen Predigt und Kunst. Der Hochaltar für die Walburgenkirche in Antwerpen. Weimar 1996 (PDF; 113 kB) (Memento vom 22. August 2006 im Internet Archive)
  • Otto von Simson: Peter Paul (1577–1640): Humanist, Maler und Diplomat. Mainz 1996
  • Christopher Brown (Hrsg.): Making & Meaning: Rubens's Landscapes. Ausstellungskatalog National Gallery, London 1997
  • Fiona Healy: Rubens and the Judgement of Paris. Turnhout 1997
  • Kristin Lohse Belkin: Rubens. London 1998
  • Ilse von zur Mühlen: Bild und Vision. Peter Paul Rubens und der Pinsel Gottes. Frankfurt/M. 1998
  • Susanne Tauss: Dulce et decorum? Der Decius-Mus-Zyklus von Peter Paul Rubens. Osnabrück 2000
  • Prosper Arents, A. K. L. Thijs (Hrsg.): De Bibliotheek van Pieter Pauwel Rubens. Antwerpen 2001
  • Ulrich Heinen, Andreas Thielemann (Hrsg.): Rubens Passioni. Die Kultur der Leidenschaften im Barock. Göttingen 2001, ISBN 978-3-525-47902-5
  • Ulrich Heinen: Versatissimus in historiis et re politica. Rubens’ Anfänge als Diplomat, in: Sinnliche Intelligenz. Festschrift für Prof. Dr. Hans Ost, hg. Rainer Budde, Red. Roland Krischel, Wallraf-Richartz-Jahrbuch 63, 2002, S. 283–318
  • Konrad Renger (Hrsg.), Claudia Denk (Hrsg.): Flämische Malerei des Barock in der Alten Pinakothek. München u. a. 2002
  • Frits Lammertse (Hrsg.), Alejandro Vergara (Hrsg.): Peter Paul Rubens. The Life of Achilles. Ausstellungskatalog Museum Boijmans Van Beuningen/Madrid, Prado, Rotterdam 2003
  • Nils Büttner, Ulrich Heinen (Hrsg.): Peter Paul Rubens: Barocke Leidenschaften. Ausstellungskatalog im Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig (8. August bis 31. Oktober 2004), München 2004
  • Kristin Lohse Belkin (Hrsg.), Fiona Healy (Hrsg.): A House of Art: Rubens as Collector. Ausstellungskatalog Antwerpen, Museum Rubenshuis, 2004
  • Ulrich Heinen: Rubens’ Garten und die Gesundheit des Künstlers, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 65, 2004, S. 71–182
  • Margit Thøfner: Helena Fourment's Het Pelsken, in: Art History 27, 2004, S. 1–33
  • Nico van Hout: Copyright Rubens. Ausstellungskatalog Antwerpen, Koninklijk Museum, 2004
  • Kate Bomford: Peter Paul Rubens and the value of friendship, in: Rubens and the Netherlands, hrsg. von Jan de Jong et al., Zwolle 2006 (=Nederlands Kunsthistorisch Jaarboek 55, 2004), S. 229–257
  • Johann Kräftner (Hrsg.) et al.: Rubens in Wien. Wien 2004
  • Eveliina Juntunen: P.P.R's bild-implizite Kunsttheorie in ausgew. mytholog. Historien (1611–1618). Petersberg 2005
  • Rubens, Eleonora de' Medici Gonzaga e l'oratorio sopra Santa Croce. Ausstellungskatalog Mantua, Palazzo Ducale, 2005
  • Anne-Marie Logan, Michiel Plomp: Peter Paul Rubens. The Drawings. Ausstellungskatalog New York, Metropolitan Museum of Art, 2005
  • Dagmar Feghelm, Markus Kesting: Rubens. Bilder der Liebe. Prestel, München 2005, ISBN 978-3-7913-3353-3 (Flexo).
  • Martin Warnke: Peter Paul Rubens. Leben und Werk. Dumont, Köln 2006
  • Nils Büttner: Herr P. P. Rubens. Vandenhoeck, Göttingen 2006 ISBN 3-525-47906-9
  • Ulrich Heinen: Rubens's Pictorial Diplomacy at War (1637/1638), in: Rubens and the Netherlands, hrsgg. von Jan de Jong et al., Zwolle 2006 (=Nederlands Kunsthistorisch Jaarboek 55, 2004), S. 196–225. ISSN 0169-6726
  • Peter Kränzle: Peter Paul Rubens. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 892–908.
  • Andreas Thielemann: Sprechende Köpfe: Seneca-Bildnisse um 1600, in: 300 Jahre „Thesaurus Brandenburgicus“. Archäologie, Antikensammlungen und antikisierende Residenzausstattungen im Barock. hrsg. von Max Kunze/Henning Wrede, München 2006, S. 167–206
  • Joseph Eduard Wessely: Rubens, Peter Paul. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 29, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 423–428.
  • Jacob Burckhardt: Werke. Kritische Gesamtausgabe. Band 11. Erinnerungen aus Rubens. Aus dem Nachlaß herausgegeben von Edith Struchholz und Martin Warnke. München, C.H.Beck, 2006, 275 S.
  • Karin Hellwig: Peter Paul Rubens. Rowohlt, Reinbek 2012, ISBN 978-3-499-50710-6
  • Gerhard Finckh, Ilka Hartje: Peter Paul Rubens (Katalog zur Ausstellung im Wuppertaler Von der Heydt-Museum, 16. November 2012 bis 28. Februar 2013) ISBN 978-3-89202-085-1

Film

  • Peter Paul Rubens. Auf den Spuren eines Malergenies. Dokumentarfilm, Deutschland, 2012, 30 Min., Buch und Regie: Werner Raeune, Produktion: 3sat, ZDF, Erstsendung: 27. Oktober 2012, Inhaltsangabe von 3sat, mit Gerhard Finckh und Nico van Hout.

Siehe auch

  Commons: Peter Paul Rubens  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Trauung fand in der Abteikirche St. Michael statt.
  2. Zurückgeblättert…, Siegener Zeitung vom 29. Januar 2011
  3. Antonius Lux (Hrsg.): Große Frauen der Weltgeschichte. 1000 Biographien in Wort und Bild. Sebastian Lux Verlag, München 1963, S. 79.
  4. Bundesdenkmalamt.at: Ausfuhrbewilligung vom Denkmalamt: Rekordpreis für Rubens aus Österreich. (Memento vom 13. April 2003 im Internet Archive), 15. Juli 2002
  5. Spiegel Online: Rubens-Bild für 78 Millionen Euro versteigert., 11. Juli 2002.