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vom 14.01.2022, aktuelle Version,

Pfarrkirche Thörl-Maglern

Die Pfarrkirche Thörl-Maglern
Innenansicht der Kirche
Innenansicht gegen die Orgelempore
Fresko: Lebendes Kreuz
Das über der Sakramentsnische gemalte Sakramentshaus
Fresko des Jüngsten Gerichtes am Triumphbogen

Die römisch-katholische Pfarrkirche Thörl-Maglern steht auf freiem Feld nahe dem Ort Thörl-Maglern in der Gemeinde Arnoldstein in Kärnten und ist dem heiligen Andreas geweiht. 1169 wird erstmals eine Kapelle in Thörl-Maglern erwähnt. Sie gehörte zuerst zur Pfarre St. Johann, dann zur Pfarre Göriach im Gailtal. Die heutige Kirche wurde 1489 geweiht. 1787 wurde Thörl-Maglern zu einer eigenständigen Pfarre erhoben. Die kunsthistorische Bedeutung verdankt die Kirche ihren Fresken, die zu den Hauptwerken des Thomas von Villach zählen.

Baubeschreibung

Das Langhaus und der Turm wurden 1503 durch Christian von Malborghet errichtet. Das spätgotische Langhaus mit zum Teil romanischen Mauerkern besitzt zweiteilige Lanzettfenster mit ursprünglichem Maßwerk. Der mit Spitzgiebelhelm bekrönte Turm erhebt sich über dem westlichen Doppeljoch des Langhauses und weist Mauerschlitze, spitzbogige Schallfenster sowie in den Giebeln Rundfenster auf. Eine Glocke wurde 1478 gegossen. Der Chor wird von zweifach abgetreppten Strebepfeilern gestützt. Von den vier zweiteiligen Lanzettfenster mit Maßwerk haben die drei im Chorschluss Fischblasen. Nördlich schließt an Langhaus und Chor die Sakristei an. Die große Vorhalle mit Rundbogenöffnungen aus neuerer Zeit hat die gleiche Breite wie das Langhaus. Das spitzbogig profilierte Südportal ist vermauert. Zu beiden Seiten des spätgotischen, spitzbogig profilierten Westportal sind spätgotische Weihwasserkessel aufgestellt.

Das Netzrippengewölbe über gekehlten Wandpfeilern mit Rundvorlage im Langhaus wird durch einen herabgezogenen abgefasten Spitzbogen in zwei Doppeljoche geteilt. Im westlichen Joch ist steht die barocke Holzempore mit einer neugotischen Orgel. Ein eingezogener, spitzbogig abgefaster Triumphbogen verbindet das Langhaus mit dem einjochigen Chor mit Fünfachtelschluss. Die östlich an die Triumphbogenwand anschließenden Mauerteile stammen von einer halbkreisförmigen romanischen Apsis. In Chor erhebt sich ein Kreuzrippengewölbe über halbrunde Vorlagen, die im unteren Drittel der Wand in fratzenhafte Kopfkonsolen enden. In der Chornordwand befindet sich eine Sakramentsnische mit ursprünglichem Gitter, die von einem Kielbogen mit Kreuzblume sowie seitlichen Fialen bekrönt wird.

Fresken

Die Fresken wurden 1886/89 aufgedeckt und 1939/40 restauriert. Es wird angenommen, dass Thomas von Villach das Lebende Kreuz 1470–1475 1475, das Jüngste Gericht sowie die Sakramentsnischenwand vor 1482 und das Gewölbe um 1489 gemalt hat. Auftraggeber und gedanklicher Entwerfer könnte Thomas Steyerberger, der 16. Abt des Stiftes Arnoldstein gewesen sein.

Im westlichen Joch der Chornordwand ist ein Lebendes Kreuz dargestellt. Von den Enden des Kreuzes gehen vier Arme aus. Der untere bricht mit einem Hammer das Höllentor auf, dahinter dringt Christus in die Vorhölle ein. Links unter dem Kreuz ist der Kampf der Engel gegen die Mächte des Bösen und in der Ecke die drei christlichen Tugenden dargestellt. Der Arm am linken Kreuzbalken bekrönt das Haupt der Ecclesia, die ein Kirchenmodel und die Auferstehungsfahne hält und von einem Tetramorph getragen wird. Links daneben pflückt Maria eine Frucht vom Lebensbaum und reicht einer vom Papst angeführten Menschengruppe die Hostie. Der Arm am rechten Kreuzbalken durchbohrt mit einem Schwert die auf einem Esel reitende Gestalt der Synagoga. Die Augen der Synagoga sind verbunden, ihre Krone fällt zu Boden und ihre Fahne zerbricht. Rechts daneben bekommt Eva von der Schlange den Apfel der Versuchung gereicht und reicht ihrerseits drei verzweifelten Menschen einen Totenkopf. Der oberste Arm öffnet mit einem Schlüssel das Himmelstor. Über dem Tor steht der Erzengel Michael mit Schwert und Seelenwaage. Zuoberst thront Gottvater in einer kreisrunden Glorie. Den Rest der Bildfläche füllen die in Bildstreifen übereinander angeordneten neun Engelschöre aus. Das Lebende Kreuz ist umrahmt mit einem Passionszyklus. Dargestellt sind in der unteren Reihe: Der Einzug in Jerusalem, die Austreibung der Wechsler, die Fußwaschung, das Gebet im Garten Getsemani, die Gefangennahme und die Verspottung; in der darüber liegenden Reihe: Christus vor Kaiphas, Christus vor Pilatus, die Geißelung, die Dornenkrönung, Ecce homo, die Handwaschung des Pilatus; darüber zu beiden Seiten des Kreuzes: die Kreuztragung, die Grablegung, die Auferstehung, Christus und der ungläubige Thomas, Christi Himmelfahrt und das Pfingstereignis.

Das Lebende Kreuz wird auch als Gnadenloses Kreuz bezeichnet[1], mit folgender Begründung: Die einsam zwischen den Ortsteilen liegende Pfarrkirche soll die Stelle eines Judendorfes einnehmen, einem Knoten des jüdischen Fernhandelsnetzes seit mindestens 876, welches auf Geheiß der Bischöfe von Bamberg (die bei jüdischen Finanzleuten in Villach verschuldet waren) wohl um 1390 zerstört worden sein soll, in der Folge der von Kaiser Karl IV ab 1349 geduldeten und mit ausgelösten Welle von Pogromen. Die Pfarrkirche und das Gnadenlose Kreuz sollte die Bevölkerung überzeugen, dass die Zerstörung des Judendorfes zu Recht erfolgt sei.

Im östlichen Joch der Chornordwand wird die Sakramentsnische durch illusionistische Malerei als Sakramentshaus in Gestalt eines zweigeschoßigen Turmaufbaues überhöht. Im unteren Geschoß ist Christus mit Ähre und Rebe flankiert von Maria und Johannes dargestellt, im oberen das Letzte Abendmahl. Seitlich ist ganz oben die Verkündigung zu sehen, darunter alttestamentliche Vorbilder der Eucharistie: Abraham und Melchisedech, die Opferung Isaaks, die Manalese, das Quellwunder des Mose, die Speisung des Elija, und Daniel in der Löwengrube. Die Darstellungen in der untersten Zone, eine Schutzmantelmadonna mit Stifter und Wappen sowie die Gregorsmesse sind fast völlig zerstört.

Der Triumphbogen zeigt chorseitig das Jüngste Gericht mit Christus in der Mandorla und einem nackten Papst bei den Verdammten. In den Gewölbefeldern des Westjochs ist je ein Kirchenvater, ein Evangelistensymbol und ein Symbol eines Elements abgebildet. In den Chorschlussfenster sind Maria mit Kind und Veronika mit dem Schweißtuch umgeben von musizierenden Engeln wiedergegeben.

Im Langhaus sind in den Zwickeln des östlichen Doppeljochs acht Dreipässe mit Heiligenbüsten und dazwischen ganzfigurig die heiligen Wolfgang und Andreas gemalt.

Einrichtung

Rosenkranzmadonna

Der Hochaltar von 1613 mit Säulenretabel besitzt einen neuen Aufsatz. Die Mittelnische birgt die Statue des Apostels Andreas sowie zweier spätgotischer Leuchterengel. Seitlich sind die Figuren eines Abtes und einer Äbtissin aufgestellt. Das Marienkrönungsrelief im Aufsatz wurde 1969 ergänzt. An der Altarrückseite ist das Schweißtuch der heiligen Veronika von 1613 abgebildet. Der Tabernakel stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Der linke Seitenaltar von 1648 trägt eine Marienstatue mit Kind und im Aufsatz eine weibliche Heilige, die wohl ursprünglich eine Maria einer Kreuzigungsgruppe war. Die beiden Heiligenfiguren an der Orgelbrüstung waren ursprünglich auf diesem Altar aufgestellt.

Das Altarblatt des rechten Seitenaltars zeigt eine stark erneuerte Taufe Christi. Die jugendliche Aufsatzfigur war wohl als Johannes Teil einer Kreuzigungsgruppe.

Die Rosenkranzmadonna vor dem Triumphbogen wurde im 17. Jahrhundert von Hans Finkhl geschnitzt und 1655/56 von Piero Asuardo gefasst.

Literatur

  • Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten. Anton Schroll, Wien 2001, ISBN 3-7031-0712-X, S. 949 ff.
  • Gottfried Biedermann, Karin Leitner: Gotik in Kärnten – Mit Fotos von Wim van der Kallen. Verlag Carinthia, Klagenfurt 2001, ISBN 3-85378-521-2, S. 176 ff.

Einzelnachweis

  1. Das gnadenlose Kreuz. In: Rosemarie Schauder, Rudolf Hirsch: Der gelbe Fleck. Wurzeln und Wirkungen des Judenhasses in der deutschen Geschichte. Verlag Rütten und Loening, Berlin 1987, S. 203–213. ISBN 3-352-00344-0
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