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vom 29.04.2022, aktuelle Version,

Roseldorf (Gemeinde Sitzendorf)

Roseldorf (Dorf)
Ortschaft
Katastralgemeinde Roseldorf
Roseldorf (Gemeinde Sitzendorf) (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Hollabrunn (HL), Niederösterreich
Pol. Gemeinde Sitzendorf an der Schmida
Koordinaten 48° 38′ 43″ N, 15° 55′ 50″ Of1
f3f0
Einwohner der Ortschaft 298 (1. Jän. 2021)
Gebäudestand 157 (2001f1)
Fläche d. KG 10,84 km²
Postleitzahl 3714f1
Vorwahl +43/2959f1
Offizielle Website
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 03851
Katastralgemeinde-Nummer 09046
Zählsprengel/ -bezirk Roseldorf (31043 008)
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS
f0
298

BW

Roseldorf ist eine Katastralgemeinde und Ortschaft von Sitzendorf an der Schmida im Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich.[1] Die Ortschaft hat 298 Einwohner (Stand 1. Jänner 2021[2]).

Bedeutung

Fürstensitz-Keltenstadt Sandberg

Nordöstlich des Ortes Roseldorf auf dem Sandberg befand sich die größte derzeit bekannte keltische Zentralsiedlung Österreichs.

Historische Nachforschungen am Ende des 20. Jahrhunderts haben ergeben, dass das Gebiet eine sehr bedeutende archäologische Fundstätte beherbergt. Genauere Untersuchungen mittels geomagnetischer Prospektion haben ergeben, dass sich hier auf einer Fläche von mindestens 25 Hektar – möglicherweise sogar bis zu 50 Hektar – um das 2. Jhdt. v. Chr. die größte bekannte, befestigte stadtähnliche Keltensiedlung (Oppidum) befunden hat.

Informationstafel über die Ausgrabungen

Das Gebiet war niemals durch spätere Siedlungen überbaut und es gibt hier auch keine Weingärten, sondern nur Felder, sodass seit Bekanntwerden der Fundstätte das Gebiet jährlich nach der Ernte den Archäologen für ihre Arbeit zur Verfügung steht. Kommt die Zeit der Aussaat, dann wird der Boden wieder landwirtschaftlich genutzt.

Aufmerksam wurde man auf das Vorhandensein einer Besiedelung aus der Latènezeit durch einen im Jahre 1932 gefundenen Gürtelhaken und weitere zahlreiche Oberflächenfunde. So wurden bisher mehr als 1500 Münzen aus Gold und Silber gefunden, welche die Keltenstadt auf dem Sandberg zur münzreichsten Keltensiedlung und zur ältesten Münzprägestätte Österreichs machen. Diese Münzen wurden sowohl in Roseldorf selbst geprägt, es gibt aber auch zahlreiche „Fremdmünzen“, welche auf umfangreiche und weitreichende Handelsbeziehungen ins Rheinland, nach Bayern, in die Gegend von Prag und in den pannonisch-ungarischen Raum hinweisen. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass man sich damals auch bereits intensiv mit der Fälschung von Münzen befasst hat. Es liegen nämlich auch Münzen vor, die einen Bronzekern aufweisen und nur mit einer dünnen Goldschicht überzogen sind.

Grenzmarkierung der ehemaligen Keltenstadt

Einen Höhepunkt konnten die Archäologen im Jahre 2009 verzeichnen, als man hier das fünfte Heiligtum fand. Dieser Fund stellt eine wahre Sensation in ganz Europa dar, was auch die Bedeutung dieser Keltenstadt unterstreicht.[3] Im August des Jahres 2013 wurde kurz vor dem Ende der jährlichen Grabungsperiode ein 2300 Jahre altes Skelett gefunden,[4] das zur Gänze erhalten ist. Früher gab es nur einzelne Knochenfunde.

Die Grabungen werden unter der Federführung der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien unter der Projektbezeichnung „Fürstensitz-Keltenstadt Sandberg“ durchgeführt. Während der jährlichen Grabungsperiode gibt es einen „Tag der offenen Tür“ zur Besichtigung der zu Tage geförderten Fundstücke und zur Diskussion mit den Archäologen.

Wer außerhalb der Grabungsperiode auf den Sandberg kommt, der kann sich anhand der vorhandenen Schautafeln und Grenzmarkierungen über das Ausmaß, die Bedeutung und die gewonnenen archäologischen Erkenntnisse informieren.

Die Nachbildung eines keltischen Heiligtums aus Roseldorf ist im Urgeschichtemuseum MAMUZ im Bereich des Schlosses Asparn zu sehen.

Retentionsbecken Roseldorf

Das Rückhaltebecken der Schmida als Biotop

Die Marktgemeinde Sitzendorf hat in der Katastralgemeinde Roseldorf zum Schutz vor Hochwässern der Schmida ein Retentionsbecken mit einem Speichervolumen von rund 250.000 Kubikmetern errichtet, welches 2004 fertiggestellt wurde.

Mit diesem Projekt werden nicht nur Überflutungen in den Ortsbereichen von Roseldorf, Goggendorf, Sitzendorf und Frauendorf bei Ereignissen bis zu einem 5.000-jährlichen Hochwasser verhindert, sondern der Hochwasserschutz wirkt sich auch auf die Unterliegergemeinden bis zur Mündung in die Donau aus.

Durch die besondere Gestaltung des Rückhaltebeckens, das rund 12 Hektar Fläche umfasst, wird zugleich auch eine Verbesserung des Niedrigwasserhaushalts der Schmida bewirkt, was vor allem für die dort heimische Tier- und Pflanzenwelt von Bedeutung ist. Es ist so gestaltet, dass die Schmida sich in einem natürlichen Lauf durch das Becken schlängelt und bei etwas stärkerem Regen bereits die vielen kleinen Teiche füllt. Dieses Biotop bildet damit nicht nur den Lebensraum für Vögel, Frösche und Wild, sondern darüber hinaus durch das Vorbeiführen des Radweges und die Anlage eines Obstlehrpfades einen Naherholungsraum im Schmidatal.

Pfarrkirche Roseldorf

Von der Pfarrkirche Roseldorf Mariae Geburt sind noch einige barocke Teile erhalten, der Rest musste 1964–1966 neu gebaut werden.

Literatur

  • Veronika Holzer: Der keltische Kultbezirk in Roseldorf / Sandberg (Niederösterreich). In: E. Lauermann und P. Trebsche (Hrsg.): Heiligtümer der Druiden. Opfer und Rituale bei den Kelten. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums NF 474 (Heidenreichstein 2008), S. 32–49.
  • Ernst Lauermann: Das Modell des Heiligtums von Roseldorf im Museum für Urgeschichte des Landes Niederösterreich in Asparn/Zaya. In: E. Lauermann und P. Trebsche (Hrsg.): Heiligtümer der Druiden. Opfer und Rituale bei den Kelten. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums NF 474 (Heidenreichstein 2008), S. 50–63.
  • Johann Werfring: Roseldorfer Kultort als Denkmodell in Asparn Wiener Zeitung vom 10. April 2014, Beilage „ProgrammPunkte“, S. 7.

Einzelnachweise

  1. Marktgemeinde Sitzendorf an der Schmida
  2. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2021 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2021), (xlsx)
  3. „Die Schmida – eine Region stellt sich vor“ von Friedrich Damköhler und Josef Stefan, 1. Auflage, ISBN 978-3-200-02028-3, S. 58/59
  4. 2300 Jahre altes Skelett gefunden. ORF Niederösterreich vom 27. August 2013.

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