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vom 10.03.2022, aktuelle Version,

Rosenhügel-Filmstudios

Haupthalle der 1923 fertiggestellten Vita-Film-Ateliers am Rosenhügel.

Die Rosenhügel-Filmstudios wurden zwischen 1919 und 1923 von der Vita-Film am Rosenhügel im Süden von Wien erbaut. Der Eingang zu den Studios befindet sich in der heutigen Speisinger Straße 121 im 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing. Sie galten bei ihrer Eröffnung als größte und modernste Studios Österreichs, noch vor den Studios der konkurrierenden Sascha-Film in Sievering. Weite Teile der Studios stehen seit 2011 unter Denkmalschutz.[1]

Geschichte

Gedenktafel an den Gründer der Studios, Anton Kolm.

Noch vor Eröffnung der Studios wurden am Gelände ab 1921 Dreharbeiten durchgeführt. So wurde etwa bereits 1922 der Monumentalfilm Samson und Delila fertiggestellt, was sich die Vita-Film 12 Millionen Kronen kosten ließ. Als die Vita-Film während der europäischen Filmwirtschaftskrise, ausgelöst durch eine Flut billiger, aber qualitativer US-amerikanischer Filme im Jahre 1924 pleiteging, standen die Ateliers fast durchgehend bis 1933 leer. Dann wurden sie von der ehemals österreichischen Tobis-Sascha-Filmindustrie übernommen, welche die Krise der vorangegangenen Jahre nur durch den Verkauf an das deutsche Tobis-Tonbild-Syndikat überlebte. Mit dem frischen Kapital des Neu-Eigentümers ausgestattet, konnten die Studios modernisiert und für den Tonfilm adaptiert werden. Das Aushängeschild des „Wiener Films“ der 1930er-Jahre, Maskerade mit Paula Wessely, wurde dort 1934 abgedreht.

Nach 1934 stellte die Tobis-Sascha keine Filme mehr her. Die Studios wurden nun ausschließlich an andere Produzenten vermietet. So wurden die Innenaufnahmen zur bekannten Komödie Hotel Sacher zwar in den Rosenhügel-Studios gedreht, Produzent war jedoch die Mondial-Film.

Mit dem Anschluss Österreichs an Deutschland brachten die Nationalsozialisten die gesamte deutschsprachige Filmwirtschaft rasch unter ihre Kontrolle. Auch die Eigentümergesellschaft der Rosenhügel-Studios, die Tobis-Sascha, wurde aufgelöst und als Wien-Film neu gegründet. Von 1939 bis 1941 wurde neben den Rosenhügel-Ateliers ein Synchronhallenkomplex mit einer großen und einer kleinen Synchronisationshalle, Schneideräumen und Büros errichtet. Während des Nationalsozialismus war die Wien-Film mitsamt ihren Studios, darunter die Rosenhügel-Studios, einer der größten Filmproduzenten im Deutschen Reich.

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt der Personalreferent der Wien-Film, ein gewisser Dr. Prohaska, den Auftrag die Studios zu sprengen, um sie nicht in die Hände der Roten Armee fallen zu lassen. Der Produktionsleiter der Studios, Karl Hartl, konnte dies mit einigen weiteren Mitarbeitern eigenen Angaben nach verhindern.[2] Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Wien von den vier Alliierten Mächten in Besatzungszonen aufgeteilt. Bis dahin „deutsches Eigentum“ wurde beschlagnahmt. Während die Studios in Sievering und die Zentrale in der Siebensterngasse den Amerikanern unterstellt waren, fielen die Rosenhügel-Studios den Sowjets zu. Diese führten den Studiobetrieb im Rahmen der USIA unter dem Namen „Wien-Film am Rosenhügel“ bis 1955 weiter.

Nach Abzug der Alliierten und der Wiedererlangung der staatlichen Souveränität Österreichs gingen die Rosenhügel-Studios in den Besitz der nun staatlichen Wien-Film über. Diese zeigte jedoch kein Interesse an der Fortführung der Filmproduktion. Personal wurde gekündigt und Verhandlungen mit dem ORF über einen Verkauf aufgenommen. Dieser erhielt 1966 auch sämtliche Studios der Wien-Film, mit Ausnahme jener in Sievering. Bis zum Verkauf an den ORF wurden die Filmstudios an andere Produzenten vermietet. Zwischen 1965 und 1976 wurden keine Filme am Rosenhügel gedreht.

1990 drohte der Abbruch der Studioanlagen, da an jener Stelle ein Einkaufszentrum geplant war. Dies konnte mit Unterstützung von Stadt Wien und Bund durch die Unterzeichnung eines Pachtvertrages mit der neu gegründeten Filmstadt Wien StudioGesmbH, einer aus vier Filmproduzenten und einem Unternehmer bestehende Gesellschaft, verhindert werden. Zu diesen jeweils 10 bis 35 % Anteil besitzenden Gesellschaftern zählt Kurt Mrkwicka, der über 35 % verfügt und Geschäftsführer der Gesellschaft ist.[3] Der neue Betreiber ließ die Studios renovieren und 1996 als Four-Wall-Studiobetrieb mit Film-Wirtschaftspark wiedereröffnen. Die Studios werden seither an Film- und Fernsehgesellschaften vermietet. Mit Stand 2008 waren dort rund 300 Personen in rund zwei Dutzend Unternehmen beschäftigt.[4]

Vergabe des Österreichischen Filmpreises 2012 in der großen Halle

Anfang Oktober 2008 bestätigte der ORF Gerüchte, dass der Verkauf der Rosenhügel-Studioanlagen geplant sei. Der Mindestkaufpreis soll 14 Millionen Euro betragen. Die Filmstadt Wien-GmbH will nach Ablauf des Pachtvertrages, der durch Nutzung einer Option von 2009 auf 2014 verlängert wurde, ins neu errichtete Media Quarter Marx übersiedeln.[5]

Seit 2014 ist das Areal der Rosenhügel-Filmstudios ein Stadtentwicklungsgebiet der Stadt Wien. Zur Neugestaltung des Areals fand ein Architekturwettbewerb statt, den die Architekten Berger+Parkinnen & Christoph Lechner sowie das Pariser Büro Beckmann/N'Thepe gewannen. Bis Ende 2017 entstehen hier unter dem Projektnamen Der Rosenhügel 204 Eigentumswohnungen auf sieben Wohnhäusern, ein Kindergarten und ein Supermarkt. Teile der ehemaligen Filmstudios wie die beiden denkmalgeschützten Hallen 1 (erste Kunstlichtaufnahmehalle, die nun als Trainingseinrichtung der rhythmischen Gymnastik dient, betrieben durch die ANPO Sporthalle GmbH) und 6 („Synchronhalle“ zur Aufnahme von Tonaufnahmen für internationale Filmproduktionen unter dem Namen „Synchron Stage Vienna“, betrieben durch die Synchron Stage OG) bleiben erhalten.[6][7]

Architektur und Technik

Ansicht der Haupthalle 2007
Abbruch 2015

Die größte der aus Stahl und Beton errichteten und teils mit Glasfassaden versehenen Hallen, die 2015 abgerissene Haupthalle, war 24 Meter breit, fast doppelt so hoch und 90 Meter lang. Für Unterwasseraufnahmen existierte ein drei Meter tiefes Bassin. Für die Stromversorgung der unter anderem 260 Lampen und 60 Scheinwerfer existierte eine eigene Elektrizitätsanlage, die mit über 1000 PS Strom bis 4800 Ampere erzeugen konnte.

Außerhalb des Gebäudes befand sich auf dem 25.000 m² großen Areal eine 8000 m² Freilichtbühne, die eine 25 Meter Durchmesser fassende Drehscheibe beinhaltete, um die Aufbauten nach dem jeweiligen Stand der Sonne ausrichten zu können.

Filme

Eine Auswahl der in den Rosenhügel-Studios gedrehten Filme:

Literatur

  • Bettina Fibich: Das Projekt „Filmstadt Wien“: die historische Entwicklung der Wiener Rosenhügel-Ateliers (1919 – 1999). Diplomarbeit, Universität Wien 2000
  • Gertraud Steiner: Traumfabrik Rosenhügel: Filmstadt Wien: Wien-Film, Tobis-Sascha, Vita-Film. Compress, Wien 1997, ISBN 3900607362

Einzelnachweise

  1. Behörde stellt Rosenhügel unter Denkmalschutz in Wiener Zeitung (abgerufen am 16. Oktober)
  2. Filmgeschichte(n) aus Österreich. Produktion: ORF, 1970 – 1972, 10 Teile zu je 55 min, Regie: Willi Forst
  3. Harald Fidler: ORF will Rosenhügel verkaufen. Der Standard, 15. September 2008 (abgerufen am 3. Oktober 2008)
  4. Harald Fidler: Filmstadt zu Rosenhügel: ‚Was hält mich dort?‘ Der Standard, 16. September 2008 (abgerufen am 3. Oktober)
  5. Wiener Rosenhügelstudios werden verkauft, APA/Der Standard, 2. Oktober 2008 (abgerufen am 3. Oktober 2008)
  6. "Stadtentwicklungsprojekt Rosenhügel" Stadt Wien/wien.gv.at (abgerufen am 15. November 2016)
  7. "Baustart für Wohnungen am Rosenhügel" ORF Wien, 25. September 2016 (abgerufen am 15. November 2016)
  8. Downhill: Location Austria - The national film commission. In: locationaustria.at. 31. Januar 2020, abgerufen am 15. August 2020.
Commons: Rosenhügel-Filmstudios  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien