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vom 29.07.2016, aktuelle Version,

Walter Gropius

Walter Gropius 1919

Walter Gropius (* 18. Mai 1883 in Berlin; † 5. Juli 1969 in Boston, Massachusetts; vollständiger Name: Walter Adolf Georg Gropius) war ein deutscher (seit 1944 US-amerikanischer) Architekt und Gründer des Bauhauses. Neben Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier gilt er als Mitbegründer der modernen Architektur.

Familie

Walter Gropius war ein Großneffe des Architekten Martin Gropius. Seine Eltern waren der Geheime Baurat Walter Gropius und Manon Gropius, die Tochter von Georg Scharnweber. 1910 lernte er Alma Mahler, die Frau des Komponisten Gustav Mahler, kennen und begann eine außereheliche Beziehung mit ihr. 1915 – vier Jahre nach Gustav Mahlers Tod – heirateten sie. Ihrer gemeinsamen Tochter Manon (1916–1935) wurde nach ihrem frühen Tod durch Alban Bergs Violinkonzert Dem Andenken eines Engels ein musikalisches, durch Franz Werfel ein literarisches Denkmal gesetzt. Die Ehe wurde 1920 geschieden. Gropius heiratete 1923 die Journalistin Ise Frank (1897–1983).[1] Die Ehe blieb kinderlos.

Berufliche Laufbahn

Sechs Assistenten von Behrens am Arbeitsplatz: (von li.) Mies van der Rohe, Meyer, Hertwig, Weyrather (dahinter), Krämer, Gropius (mit Plan), 1908 [2]
1911/1912: Das neu erbaute Fagus-Werk in Alfeld von Walter Gropius und Adolf Meyer in einer Aufnahme von Edmund Lill
Meisterhäuser in Dessau
Das Bauhaus-Gebäude in Dessau
Modell des Arbeitszimmers von Walter Gropius im Bauhaus Dessau
Zeilenbau im Großen Tiergarten
„Denkmal der Märzgefallenen“ in Weimar (1922)
Städtisches Arbeitsamt Dessau (im Bildvordergrund)
Die Gropiusstadt im Berliner Bezirk Neukölln
Ehemalige Villa Stichweh in Hannover-Nordstadt, Alleehof  4 – heute Landessekretariat des BDA in Niedersachsen
PanAm-Gebäude (heute MetLife) in New York

1903 begann Gropius ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule München, das er ab 1906 an der Technischen Hochschule Charlottenburg fortsetzte, 1908 aber ohne Diplom abbrach.[3] Im selben Jahr trat er in das Büro von Peter Behrens ein, in dem neben ihm auch andere später berühmt gewordene Architekten gearbeitet hatten, unter anderem Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier. Nach zweijähriger Mitarbeit bei Behrens machte sich Gropius 1910 als Industriedesigner und Architekt selbständig. Im selben Jahr kam Gropius durch Karl Ernst Osthaus zum Deutschen Werkbund. Für das von Osthaus mit der Unterstützung des Werkbunds gegründete Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe organisierte er 1912 eine Sammlung vorbildlicher Entwürfe für Fabrikwaren.[4] Als Formgestalter entwarf er Inneneinrichtungen, Tapeten, Serienmöbel, Autokarossen und eine Diesellokomotive. Seine erste bedeutende architektonische Arbeit war das Fagus-Werk in Alfeld an der Leine, das er zusammen mit Adolf Meyer baute. Dieser Fabrikbau gilt mit seiner Stahl- und Glasarchitektur als richtungsweisendes Werk der später sogenannten „Modernen Architektur“, die in den 1920er-Jahren unter der Bezeichnung „Neues Bauen“ oder „Neue Sachlichkeit“ zum allgemeinen Begriff wurde. Das Fagus-Werk wurde im Juni 2011 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Für die Ausstellung des Deutschen Werkbundes 1914 in Köln baute Gropius mit Meyer zusammen eine Musterfabrik, die sich später ebenfalls als bedeutender Beitrag zur modernen Architektur erweisen sollte. Die Besonderheit dieses Baus waren rund verglaste Treppentürme, die als neues gestalterisches Motiv später, in den 1920er-Jahren, bei Erich Mendelsohn in seinen Warenhäusern häufige Verwendung fanden.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Gropius zum Begründer des Bauhauses: Er wurde 1919 auf Vorschlag Henry van de Veldes als dessen Nachfolger zum Direktor der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar (Thüringen) ernannt und gab der neuen Schule den Namen „Staatliches Bauhaus in Weimar“. Gropius hatte das Amt des Direktors (zunächst in Weimar bis 1926 und danach in Dessau) inne. Sein Nachfolger wurde 1928 der Schweizer Architekt Hannes Meyer, der bereits 1930 wieder ausschied und sein Betätigungsfeld für die nächsten sechs Jahre in die Sowjetunion verlegte. Ludwig Mies van der Rohe führte das Bauhaus bis zur Schließung in der Frühzeit des Nationalsozialismus 1933.

Ab 1926 beschäftigte er sich intensiv mit dem Massenwohnbau als Lösung der städtebaulichen und sozialen Probleme und trat für die Rationalisierung des Baugewerbes ein. Mit der Siedlung „Am Lindenbaum“ (1929/1930) war Gropius auch einer der Architekten am Projekt Neues Frankfurt. Er entwarf zahlreiche Wohnbauprojekte wie die Siedlung Dessau-Törten (1926–1931), Dammerstock (1928/1929), Wohnblocks in der Siemensstadt in Berlin (1929/1930) und das Projekt Wannsee-Uferbebauung, ebenfalls in Berlin (1930/1931). Walter Gropius war im Jahr 1927 zusammen mit Erwin Piscator Mitbegründer des Projektes eines Totaltheaters, das die Aufhebung der räumlichen Trennung zwischen Schauspielern und Zuschauern zum Ziel hatte. Ab 1928 war Gropius als selbständiger Architekt in Berlin tätig. Kurzzeitig arbeitete Marianne Brandt 1929 als Innenarchitektin in seinem Büro. 1930 organisierte er mit anderen Bauhäuslern die staatlich geförderte Werkbundausstellung zum Thema „Die Wohnung“ in Paris.[5]

1934 emigrierte Gropius nach Angriffen der Nationalsozialisten auf das Bauhaus als der „Kirche des Marxismus“ nach England und 1937 weiter in die USA nach Cambridge, wo er als Professor für Architektur an der „Graduate School of Design“ der Harvard University tätig war.

Von 1941 bis 1948 arbeitete Gropius eng mit Konrad Wachsmann zusammen, der durch das Haus Dr. Estrich und das Einsteinhaus Caputh seine Karriere als freier Architekt begann. Sie entwickelten und produzierten unter anderem das bekannte General-Panel-System.

1946 gründete Gropius die Gruppe The Architects Collaborative, Inc. (TAC) als Vereinigung junger Architekten, die für ihn zugleich ein Manifest seines Glaubens an die Bedeutung der Teamarbeit werden sollte. Ein Werk dieses Teams ist das Graduate Center der Harvard University in Cambridge (1949/1950). Sein Buch Architektur – Wege zu einer optischen Kultur ist ein Plädoyer für Kreativität und Teamarbeit im Dienste der Gesellschaft.

In seinen letzten Lebensjahren war Gropius wieder häufig in Berlin tätig, wo er unter anderem 1957 im Rahmen der Interbau einen neungeschossigen Wohnblock im Hansaviertel errichtete. Die konkave Südfront und das offene Erdgeschoss gelten bei diesem Gebäude als typisches Beispiel einer „späten Moderne“.

Anfang der 1960er Jahre setzte sich Gropius für den Erhalt des ehemaligen Kunstgewerbemuseums Berlin ein, das sein Großonkel Martin Gropius entworfen hatte. Das Gebäude wurde 1966 unter Denkmalschutz gestellt. Den späteren Wiederaufbau bis hin zur neuen Nutzung erlebte er nicht mehr.

Bewertung

Nicht alle seine Werke waren unumstritten. Kritiker bemängelten, dass Gropius im Bestreben, das Bauen zu industrialisieren und zu normieren, auch manchmal zu weit gegangen sei: Nicht die Bedürfnisse der Bewohner hätten die Grundrisse bestimmt, sondern der Schienenverlauf der Baukräne; Badewannen würden zwischen Spüle und Herd gesetzt; Fenster ließen sich nicht ganz öffnen; auch die Kupferhaussiedlung in Finow beispielsweise spräche weder ästhetisch noch funktional an.[3]

Gropius hat mit seiner Idee vom „Baukasten im Großen“ die Grundlage für die Plattenbauten in den Satellitenstädten dieser Erde gelegt. Einerseits ermöglichte die industrielle Massenfertigung die Bereitstellung von dringend benötigtem Wohnraum, andererseits anonymisierte sie das Wohnen und schuf neue soziale Probleme.

Mitgliedschaft

Ehrungen

Werke (Auswahl)

Schriften (Auswahl)

  • Idee und Aufbau des staatlichen Bauhauses. Bauhaus Verlag, Weimar, München 1923, 12 S.
  • Internationale Architektur. A. Langen, München 1925, 106 S. (=Bauhausbücher 1), Neuausgabe: Gebrüder Mann, Berlin 1981, ISBN 3-7861-1477-3.
  • Architektur – Wege zu einer optischen Kultur. Fischer Bücherei, Frankfurt/M=Hamburg 1956.
  • Ausgewählte Schriften. Ernst, Verlag für Architektur und technische Wissenschaften, Berlin 1988.

Sekundärliteratur (chronologische Auswahl)

  Wikiquote: Walter Gropius  – Zitate
  Commons: Walter Gropius  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ulrike Müller: Bauhaus-Frauen. Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design. Elisabeth Sandmann Verlag, München 2009, ISBN 978-3-938045-36-7.
  2. C. Arthur Croyle: Hertwig: The Zelig of Design. (Teaser). (Memento vom 6. Juni 2014 im Internet Archive) (PDF; 9,3 MB) Culicidae Press, 2011, ISBN 978-0-557-72969-2, S. 102.
  3. 1 2 Welf Grombacher: Vater des modernen Bauens, Artikel in der Märkischen Oderzeitung, Frankfurter Stadtbote 17./18. Mai 2008, S. 8. 1907
  4. vgl. Joan Campbell: Der Deutsche Werkbund, 1907–1934 München 1989, S. 50.
  5. Deutscher Werkbund NW: 1930: Die Ausstellung in Paris.
  6. Members of the American Academy. Listed by election year, 1900–1949 (PDF). Abgerufen am 8. Oktober 2015
  7. Past Academicians „G“, nationalacademy.org, abgerufen am 13. März 2015
  8. „Biographie Walter Gropius“. Forschungsprojekt Architektur und Ingenieurbaukunst der 1950er, 60er und 70er Jahre in NRW, TU Dortmund. Abgerufen am 31. Januar 2010.
  9. Am besten baut man im Geist in: FAZ vom 20. August 2011, S. 32
  10. Helmut Knocke, Hugo Thielen: Alleehof 4, in: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, S. 75f.
  11. Der Meister kehrt zurück in FAZ vom 24. August 2013, S. 35