Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
Dies ist Version . Es handelt sich nicht um die aktuelle Version und kann folglich auch nicht geändert werden.
[Zurück zur aktuellen Version]    [Diese Version wiederherstellen]
vom 11.09.2016, aktuelle Version,

Webstuhl

Ein Webstuhl ist eine mechanische Vorrichtung zur Herstellung von Geweben. Nach DIN ISO 5247-1 ist die Bezeichnung Webstuhl für eine von Hand getriebene Webeinrichtung vorbehalten. [1] In der Praxis benutzt man jedoch in der Umgangssprache und oft auch in der Fachliteratur den Ausdruck Webstuhl für alle Webeinrichtungen einschließlich Webmaschinen. [2]

Aus der Geschichte des Webstuhls

Hölzerne Webrahmen und einfache Webstühle sind bereits aus der Jungsteinzeit bekannt. Die Existenz von Webtechniken kann indirekt bereits für das 7. vorchristliche Jahrtausend bewiesen werden, da webmusterartige geometrische Wandbemalungen im türkischen Tell von Çatalhöyük stark an gewebte Kelims erinnern. Auch die ab etwa 6000 v. Chr. übliche Keramikbemalung, die sich von Anatolien über Südosteuropa (Sesklo-, Karanowo-, Vinča-Kultur) bis nach Mitteleuropa (Bandkeramik) ausbreitete, weist zumeist geometrische Muster auf, wie sie für Webtechniken typisch sind. Da an Fundstellen dieser Kulturen keine tönernen Webgewichte gefunden wurden, wird die Verwendung kleiner, mobiler Webrahmen angenommen. Die älteste Abbildung eines horizontalen Webrahmens ist als Ritzzeichnung auf der Innenseite einer Keramikschale vom Fundplatz Badari (Ägypten) erhalten und wird auf etwa 4400 v. Chr. datiert.[1][2] Die Schale (Badari, Grab 3802) wird zusammen mit etwa gleich alten Leinresten im Londoner Petrie Museum of Egyptian Archaeology ausgestellt. [3]

Erst im Spätneolithikum kann – mit tönernen Webgewichten – für Mitteleuropa der archäologische Nachweis des Gewichtswebstuhls erbracht werden. Hier ist jedoch bislang unbewiesen, ob neben pflanzlichen Fasern bereits Wolle gewebt wurde.

Aus dem Mittleren Reich (2137 bis 1781 v. Chr.) in Ägypten, das zeitlich etwa mit der Frühbronzezeit in Mitteleuropa übereinstimmt, gibt es aus dem Grab des Meketre eine Modellszene, die das Weben mit horizontalen Webrahmen zeigt. [4] Der Gewichtswebstuhl wurde allmählich von Hüftwebstühlen oder Hüftwebrahmen abgelöst. Im 2. Jahrhundert n.Chr. wurde in China ein Webstuhl bekannt, an dem der Weber die Fach (Weberei) Webschäfte durch das Treten auf Pedalen beherrschte, die mit Schnüren verbunden sind. [5]

Der "fliegende Schützen" des Engländers John Kay hat im Jahre 1733 etwa die dreifache Leistung des Webstuhls (ca 40 m Schuss pro Minute) gegenüber dem damaligen Standard gebracht. Das Schiffchen mit Schussgarn wird mit s,g, Treiber durch das Webfach “geschossen”. Die Treiber befinden sich an beiden Seiten des Webstuhls im Schützenkasten, verbunden mit einer Schnurvorrichtung. Der Weber bringt durch einen ruckartigen Zug an der Schnur den Treiber in Bewegung. [6]

Edmond Cartwright hat im Jahr 1785 mit seiner Erfindung des s.g. power looms die erste mechanisierte Webmaschine konstruiert. Die bisher ausschließlich verwendeten (Hand) Webstühle wurden insbesondere in den Industrieländern verhältnismäßig schnell durch Webmaschinen ersetzt. (Ein fünfzehnjähriger Junge konnte angeblich zwei Webmaschinen bedienen und brachte so etwa die dreieinhalbfache Leistung gegenüber einem Handweber). [7]

Webstuhl im 3. Jahrtausend

  • In einigen Entwicklungsländern sind immer noch mehr Handwebstühle als Webmaschinen für gewerbliche Zwecke im Betrieb. Z.B. in Indien waren 2010 auf ca 2,4 Millionen Handstühlen (über 80 % Anteil an der weltweiten Kapazität) mehr als 7 Milliarden m2 Gewebe produziert. [8] Neue Webstühle werden für etwa 1000 € angeboten. [9]
  • In Europa verbleiben nur noch Designer-Webwerkstätten für exklusive Erzeugnisse. [10] [11]
  • Beschäftigung von Betreuten in karitativen und erzieherischen Anstalten [12]
  • Privatpersonen betreiben Handweben als Hobby. [13]

Galerie der Webstühle

Einzelnachweise

  1. DIN ISO 5274 -1: Textilmaschinen und Zubehör - Webmaschinen - Einteilung und Begriffe; Mai 2005.
  2. Autorenkollektiv: Weberei-Technik, Arbeitgeberkreis Gesamttextil Frankfurt/Main 1988 ISBN 3-926685-39-5, S. 0.02
  3. Barber: Prehistoric Textiles. Princeton University Press 1991. ISBN 0-691-00224-X.
  4. Abbildung des Modells im Grab des Meketre (Website Digital Egypt for Universities)
  5. Online Lehrunterlagen (tschechisch): http://www.skolatextilu.cz/history/tkani/index.html
  6. Erfinder John Kay: http://www.edubilla.com/inventor/john-kay/
  7. Online Unterricht Spartacus Educational: http://spartacus-educational.com/TEXloom.htm
  8. Online des indischen Textilministeriums (12/2015): http://handlooms.nic.in/writereaddata/2486.pdf
  9. Angebote neuer Webstühle: http://dir.indiamart.com/impcat/handloom-machine.html
  10. Manufaktur für Wollgewebe: http://www.an/ sakko-manufaktur.de/produktion.html
  11. Teppich-Handweberei in der Schweiz (2013): http://www.isabel-buergin.ch/philosophie/produktion/
  12. Handweberei in einer sozialtherapeutischen Anstalt: http://www.himmelschluesselhof.net/werkstaetten/weberei/
  13. Handweben Kurse: http://www.christine-laeubli.ch/handweben_kurse.aspx
  Commons: Webstuhl  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien