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vom 22.03.2020, aktuelle Version,

Weingut Kollwentz

Andi Kollwentz, 2009

Das Weingut Kollwentz (Römerhof) in Großhöflein ist ein österreichisches Weingut im Weinbaugebiet Leithaberg im Burgenland. Es zählt zu den meistprämierten Weingütern Österreichs.

Geschichte

Die Riedennamen Steinzeiler, Point, Dürr, Tatschler, Gloria und Setz (die heute als Bezeichnungen Kollwentz’scher Weine bekannt sind) finden sich bereits in den Forchtensteiner Herrschaftsurbaren von 1569 und 1570. Zumindest seit 1775, dem Beginn der Aufzeichnungen in den Großhöfleiner Pfarrmatrikeln, ist die Familie Kollwentz in Großhöflein nachzuweisen.

Der Weinbaupionier Anton Kollwentz

Bekannt wurde das Weingut unter der Leitung von Anton Kollwentz, der in mehrfacher Hinsicht als Pionier des österreichischen Qualitätsweinbaus gilt. Schon kurz nach Übernahme der Betriebsführung im Jahr 1966 machte er sich mit edelsüßen Weinen einen Namen. 1970 wandte er sich, bestärkt durch die Nachfrage in der gehobenen österreichischen Gastronomie, dem trockenen Ausbau von Weißweinen zu. Während zu jener Zeit im Burgenland von den Winzern ein ganz und gar lieblicher Weintyp favorisiert wurde, war Anton Kollwentz der erste, der einen trockenen Weißwein auf gehobenem Qualitätslevel erzeugte. Mehr als ein Jahrzehnt war er alleiniger Verfechter des trockenen Ausbaus von burgenländischen Qualitätsweißweinen.

Pionierhaft wirkte Anton Kollwentz auch auf dem Gebiet der Rotweinerzeugung. In den 1970er- und 1980er-Jahren, als der Zweigelt in Österreich landesweit noch als grober Schankwein verschrien war, hatte er bereits das Potenzial dieser Traube erkannt und gehobene Qualitäten daraus erzeugt.[1]

Zu den von Anton Kollwentz umgesetzten Innovationen zählen auch die Einführung neuer Sorten, der Einsatz von französischen Eichenfässern sowie die Anwendung von malolaktischer Gärung. 1981 pflanzte er als erster österreichischer Weinbauer die Sorte Cabernet Sauvignon an und baute sie in Barriques aus. Seine Erfolge mit dieser Sorte lösten kurz darauf einen regelrechten Cabernet-Sauvignon-Boom in Österreich aus.[2]

Anton Kollwentz zählte auch zu den ersten österreichischen Winzern, die sich der Erzeugung von hochqualitativen Rotweincuvées widmeten. 1986 kreierte er erstmals seine – mittlerweile berühmte Cuvée Steinzeiler aus den Sorten Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon und Zweigelt.[1] Anton Kollwentz gilt als einer der Väter des „Österreichischen Rotweinwunders“.

1995 gründete Anton Kollwentz gemeinsam mit anderen Topwinzern die Winzervereinigung „Renommierte Weingüter Burgenland“ (RWB), der er zehn Jahre lang als Präsident vorstand. Für seine Verdienste um den österreichischen Weinbau erhielt Anton Kollwentz eine Reihe von Auszeichnungen. Unter anderem wurde er vom Falstaff Verlag 1988 zum „Winzer des Jahres“ gekürt und die österreichische Weinzeitschrift Vinaria verlieh ihm 2007 die „Ehren-Trophy für das Lebenswerk“. Der Schweizer Weinkritiker und Herausgeber des Periodikums „Weinwisser“, René Gabriel, hatte ihn 2005 zum „besten Winzer der Welt“ erklärt.

Die jüngeren Entwicklungen

Nach dem Besuch der Weinbauschule in Klosterneuburg und anschließendem Praktikum in Frankreich kehrte Andi Kollwentz, der Sohn von Anton Kollwentz, 1989 ins elterliche Weingut zurück. Mittlerweile leiten Andi und Heidi Kollwentz das Weingut. Unter der Betriebsführung von Andi Kollwentz konnte an die Erfolgsgeschichte angeknüpft werden; das Weingut wird nach wie vor von den führenden Weinguides zu den besten österreichischen Weingütern gezählt. Sowohl bei Falstaff als auch bei Vinaria rangiert das Weingut Kollwentz mit fünf von fünf möglichen Sternen in der höchsten Kategorie.

Rebfläche, Rebsorten, Wirtschaftsweise

Die Rebfläche beträgt 22 Hektar (Stand 2015), wovon 67 Prozent mit roten Rebsorten bestockt sind. Die burgenländischen Traditionssorten Blaufränkisch, Zweigelt und Chardonnay gedeihen auf mehr als drei Vierteln der Rebfläche. Die bekanntesten Weine sind die gleichnamigen Cuvées aus den Lagen Steinzeiler und Eichkogel. Von Bedeutung sind auch der Chardonnay Gloria, der Chardonnay Tatschler und der Sauvignon Blanc Steinmühle.[3][4]

Die Lagen am Südhang des Leithagebirges zählen zu den ältesten und besten des Landes. Die besten Weine des Weinguts stammen aus diesen Rieden. Die Weingärten erstrecken sich von 170 Meter Seehöhe am Hangfuß des Leithagebirges bis hinauf zur Ried Gloria, die mit 325 Meter Seehöhe die höchstgelegene Weinbergslage des nördlichen Burgenlandes ist.

Von 170 Meter bis 200 Meter Seehöhe dominieren die Rotweinsorten, über 200 Meter dominiert Chardonnay. Die Höhenlage und der Einfluss der Wälder, welche die höchsten Erhebungen des Leithagebirges bedecken, bedingen ein kühles Kleinklima. In diesen Lagen gelangen die Trauben langsam zu voller Reife, was sich in der Finesse der Aromen und der Intensität des Geschmacks widerspiegelt. Auf den Kalkböden der Rieden Gloria, Tatschler und Dürr reifen die Chardonnays und Pinot Noirs der Familie Kollwentz.

Die Lagen in der Hangmitte des Leithagebirges haben eine optimale Sonneneinstrahlung. Diese Böden weisen eine größere Mächtigkeit auf. Neben Kalkgestein findet sich dort auch eine Lehmschicht. Die Rieden Point, Haussatz und Setz bilden das Filetstück der Großhöfleiner Rotweingärten. Am Föllikberg und am Neusatz gedeiht vornehmlich Zweigelt, der sowohl reinsortig ausgebaut als auch als Cuvéepartner eingesetzt wird. Anton Kollwentz hat den ersten Zweigelt-Weingarten 1958 ausgepflanzt und Sohn Andi bezeichnet den Zweigelt als den „österreichischen, und zwar den besseren Merlot“.

Die Weingärten des Weinguts Kollwentz werden nicht bewässert. Dadurch wurzeln die Reben wesentlich tiefer und die Trauben bringen würzige, langlebige Weine hervor.

Als Premiumweine des Weinguts Kollwentz gelten nach den Einschätzungen der österreichischen Weinguides Vinaria, Falstaff und Gault Millau der Chardonnay Gloria, der Blaufränkisch Point, der Blaufränkisch Setz, die Cuvée Steinzeiler sowie – jahrgangsweise – auch der reinsortige Cabernet Sauvignon sowie diverse Süßweine.

Literatur

  • Stephan Reinhardt: Burgenland. Das Rotweinwunderland wird erwachsen. In: Stuart Pigott, Andreas Durst, Ursula Heinzelmann, Chandra Kurt, Manfred Lüer, Stephan Reinhardt (Hrsg.): Wein spricht Deutsch. Weine, Winzer, Weinlandschaften. 1. Auflage. Scherz, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-502-19000-4, S. 580.
  • Peter Moser: Falstaff Weinguide 2007/2008. 1. Auflage. Falstaff-Verlag, 2007, ISBN 978-3-9502147-4-1.
  • Johann Werfring: Vinaria Trophy 2007. Lebenswerk-Ehrung für Weinbaupionier Anton Kollwentz aus Großhöflein. In: Wiener Zeitung. 2. Februar 2007, S. 44 (Beilage „Wiener Journal“).
  • Klaus Egle: Der österreichische Wein. Das große Handbuch. 1. Auflage. Pichler Verlag, 2007, ISBN 978-3-85431-403-5.
  • Vinaria. Weinguide 2011/12. Die 3500 besten Weine Österreichs. 1. Auflage. Edition LWmedia, Krems 2011, ISBN 978-3-9502275-3-6, S. 362.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Vinaria Trophy 2007. Lebenswerk-Ehrung für Weinbaupionier Anton Kollwentz aus Großhöflein. In: Wiener Zeitung, 2. Februar 2007, Beilage „Wiener Journal“, S. 44.
  2. Hans Dibold (Hrsg.): Falstaff. Rotweinguide 2004/05. Falstaff, Wien 2004, ISBN 3-9501628-5-2, S. 26.
  3. Rüdiger Pröll: Tücke, Glanz und Gloria. Weiße Burgunder Reserven (PDF; 2,6 MB) In: Vinaria, 07/2012, S. 44–47.
  4. Peter Moser: Falstaff. Weinguide 2008/2009. Österreich. Südtirol. Falstaff, Wien 2008, ISBN 978-3-9502147-8-9, S. 535f.

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Andi Kollwentz, 2009 Eigenes Werk Loimo
CC BY-SA 4.0
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