Wilhelm von Flattich
Wilhelm Gustav Heinrich Flattich, seit 1878 Ritter von Flattich (* 2. Oktober 1826 in Stuttgart; † 24. Februar 1900 in Wien), war ein deutsch-österreichischer Architekt, Baudirektor der österreichischen Südbahngesellschaft und Erbauer des alten Wiener Südbahnhofes.
Leben
Der am Stuttgarter Polytechnikum ausgebildete Architekt Wilhelm Flattich begann seine Laufbahn 1848–1853 beim Ausbau der württembergischen Eisenbahnen. Nach Tätigkeit bei der Société Immobilière in Paris und der Schweizer Zentralbahn in Basel berief ihn der Erbauer der Brennerbahn, Karl Etzel, 1857 zur k.k. Südbahngesellschaft nach Österreich. 1858 wurde er Vorstand des Hochbaubüros, 1860 Oberinspektor und 1871 Direktor der Hochbausektion einer der damals größten Bahnlinien Europas. Er plante und leitete in diesen Jahren zahlreiche Bahnhofsneu- und -umbauten, aber auch andere damit im Zusammenhang stehende Bauvorhaben. Mit seinen 1870 errichteten Wohnhäusern für die Bediensteten der Südbahn in Wien-Meidling zählt er zu den Pionieren des Arbeiterwohnbaus. 1869–1873 errichtete er den Wiener Südbahnhof, der im Zweiten Weltkrieg beschädigt und nach dem Krieg durch einen Neubau ersetzt wurde. Als weit über die Grenzen hinaus bekannter Fachmann wurde er bei Bahnhofsneubauten, wie etwa in Stuttgart und Basel, und bei anderen Hochbauten in verschiedenen Ländern als Planer und Berater herangezogen. 1875 nahm er die österreichische Staatsbürgerschaft an, 1878 wurde er geadelt und 1890 trat er in den Ruhestand. Er war im Vorstand des Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein tätig und spielte auch im kulturellen Leben Wiens mit seinen Freunden Ludwig Lobmeyr und Theophil Hansen, sowie seinem Schwiegersohn Richard von Kralik, eine nicht unbeachtliche Rolle.
Am 30. September 1854 heiratete er in Stuttgart Marie Luise Tafel, die Tochter von Johann Friedrich Gottlob Tafel, einem Abgeordneten des Frankfurter Parlaments von 1848. Das Grab des Ehepaares befindet sich auf dem Döblinger Friedhof in Wien.
Ehrungen
Eine von Eleonore Vischer gestaltete, 1901 im alten Südbahnhof angebrachte Gedenktafel für dessen Erbauer überlebte zwar die Kriegsschäden, verschwand jedoch während des Neubaus. Ein modernes Denkmal für Wilhelm von Flattich in dem von ihm erbauten Grand Hotel Toblach wurde von Bojan Kunaver geschaffen und am 10. Juli 2010 enthüllt.
Wilhelm von Flattich wurde von mehreren Staaten durch Ordensverleihungen ausgezeichnet:
- Ritter des k. u. k. Ordens der Eisernen Krone III. Klasse
- Kommandeur des serbischen Takovo-Ordens
- Ritterkreuz I. Klasse des bayerischen Verdienstordens vom Heiligen Michael (1877)
- Ritter des Ordens der Krone von Italien
- Ritter I. Klasse des württembergischen Friedrichs-Ordens
Wichtigste Bauten
- Bahnhöfe der Brennerbahn 1867 und der Pustertalbahn 1870
- Villen in Wien und Reichenau, darunter Villa Hebra 1869
- Eisenbahnerwohnhäuser Wien-Meidling, Eichenstr. 5 – 21, 1870
- Südbahnhof Wien 1873 Digitalisat
- Hauptbahnhof Triest 1878
- Südbahnhotel (Grand Hotel Toblach) 1878
Literatur
- Guido Friedl: Der Architekt Wilhelm von Flattich. VWGÖ, Wien 1979, ISBN 3-85369-396-2.
- Flattich Wilhelm von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 327.
- Felix Czeike: Wien Lexikon. Band 2, Wien 1993.
Weblinks
- Wilhelm Gustav Flattich. In: Architektenlexikon Wien 1770–1945. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien. Wien 2007.
- Eintrag zu Wilhelm von Flattich im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
Personendaten | |
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NAME | Flattich, Wilhelm von |
ALTERNATIVNAMEN | Flattich, Wilhelm Gustav Heinrich; Flattich, Wilhelm Gustav Heinrich Ritter von |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-österreichischer Architekt |
GEBURTSDATUM | 2. Oktober 1826 |
GEBURTSORT | Stuttgart |
STERBEDATUM | 24. Februar 1900 |
STERBEORT | Wien |
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Originalplan des Bahnhof Bruneck, Aufnahmsgebäude | Plan ca. 100 Jahre alt, in meinem Besitz | Foto von Roman Kronberger | Datei:Bahnhof Bruneck, Aufnahmsgebäude, Originalplan.jpg | |
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Nordostansicht des Südbahnhotels in der niederösterreichischen Gemeinde Semmering. Das Hotel wurde durch ein Konsortium nach Plänen des Architekten Wilhelm von Flattich im sogenannten „Heimatstil“ errichtet. Die feierliche Eröffnung des Hotels mit 60 Betten erfolgte am 15. Juli 1882 als „Hotel Semmering“. 1889 wurde der Hotelbetrieb durch den Bau der eleganten Dependancen Waldhof hinter dem Hotel um 50 Zimmer erweitert. Von 1901 bis 1903 fand eine erste Erweiterung des Hotelgebäude durch die Architekten Alfred Wildhack und Robert von Morpurgo statt, eine zweite 1908 und und eine dritte 1912/13 durch Architekt Alfred Wildhack. Am 18. Aug. 1932 erfolgte die Eröffnung des Hallenschwimmbades, ein kubischer Zubau mit Terrassenanlage vor dem Haupttrakt nach Plänen des Architekten Emil Hoppe. 1976 wurde der Hotelbetrieb eingestellt und später ein Teil des ursprünglichen Gebäudekomplexes in Eigentumswohnungen umgewandelt: 1 . Ab 2000 wurden Teile des ehemaligen Hotels für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Anfang 2022 kaufte die SBH Immobilienbesitz GmbH, ein Unternehmen des österreichischen Immobilienunternehmers und Kulturförderers Mag. Christian Zeller, den Gebäudekomplex und bietet darin seit Sommer 2022 ein ganzjähriges, internationales Kunst-, Kultur- und Veranstaltungsprogramm an: 2 , 3 . | Eigenes Werk | C.Stadler/Bwag | Datei:Semmering - Südbahnhotel.JPG | |
"Der Südbahnhof in Wien", Perspektive. | Wien Museum. Scanned from the book " Grosser Bahnhof. Wien und die weite Welt. " | Allgemeine Bauzeitung, Blatt 26 | Datei:Suedbahnhof-in-Wien 1874.jpg |