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vom 08.12.2012, aktuelle Version,

Zellhof (Gemeinde Mattsee)

Zellhof (Weiler)
Zellhof (Gemeinde Mattsee) (Österreich)
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Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Salzburg-Umgebung (SL), Salzburg
Gerichtsbezirk Neumarkt bei Salzburg
Pol. Gemeinde Mattsee  (KG Mattsee)
Ortschaft Mattsee
Koordinaten 47° 59′ 4″ N, 13° 5′ 34″ O
Höhe 514 m ü. A.
Postleitzahl 5163f1
Offizielle Website

Filialkirche Mutter Gottes mit Zellhof und Kirchenlinde
Denkmalgeschützte Gesamtanlage, Landschaftsschutzgebiet (LSG 60); Naturdenkmal Linde bei Zellhof (NDM 213); ehemaliger Meierhof des Stiftes Mattsee, Wallfahrtsort und Pfadfinderstützpunkt
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; SAGIS

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Zellhof ist eine Gruppe von Maierhofgebäuden mit der Filial- und Wallfahrtskirche Mutter Gottes (Maria Zellhof) des Stiftes Mattsee in der Marktgemeinde Mattsee im Salzburger Land. Die denkmalgeschützte Gesamtanlage, die gleichzeitig auch das Landschaftsschutzgebiet Trumerseen (LSG 60) bildet, wird heute von den Pfadfindern genutzt.

Geografische Lage

Typisch für die Moränenlandschaft des Salzburger Alpenvorlandes, die von der letzten Eiszeit gebildet wurde, sind relativ flache Seen mit ausgedehnten Schilfgürteln und Mooren. Genau dort, wo Obertrumersee, Grabensee und Mattsee (Tumer Seen) beinahe zusammentreffen, liegt der Weiler Zellhof heute.

Nachbarorte
Gransdorf (Gem. Berndorf b.Sbg.)
Grabensee
Fraham (Gem. Seeham) Aug

Mattsee
Fisching

Naturraum

Der Meierhof liegt direkt im Naturschutzgebiet Trumerseen (NSG 1), das die ganzen drei Seen mit moorigem Uferbereich umfasst, ist aber davon ausgenommen, und als Landschaftsschutzgebiet Trumerseen im Ausmaß von 6,3 Hektar deklariert. Im Besonderen grenzt östlich das Wasenmoos (auch Zellhofer Moor, Moorwald, Moorbad genannt) an.[1]

Ursprünglich lag der Zellhof auf einer Landbrücke zwischen Obertrumersee und Grabensee und war von Mattsee aus nur per Fährboot erreichbar, wovon heute noch die Ortsbezeichnung Überfuhr zeugt. Die drei Seen waren durch schmale Durchlässe im Schwemmland miteinander verbunden. Ständige Überschwemmungen vernichteten bei starken Regenfällen oder der Schneeschmelze die Saaten auf den Feldern. Deshalb versuchte man seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, durch Kanaldurchstiche das Problem in Griff zu bekommen. Damals wurden bereits im Zuge der Neuanlage der Straßen im Seenbereich Dämme aufgeschüttet und Brücken gebaut. Während des Ersten Weltkrieges konnten weitere Landaufschüttungen unter Heranziehung von Kriegsgefangenen durchgeführt werden.

Geschichte

Frühe Geschichte und Wallfahrtsstätte

Der Zellhof liegt in uraltem Siedlungsgebiet, so konnte in unmittelbarer Nähe eine prähistorische oder frühmittelalterliche Ringwallanlage nachgewiesen werden.

Am Zellhof befindet sich neben der mächtigen alten Kirchenlinde (Naturdenkmal Linde bei Zellhof, NDM 213)[2] eine 1458 erstmals erwähnte, zuerst dem Hl. Georg und später der Gottesmutter geweihte Kapelle, die heute Filialkirche des Stiftes Mattsee ist.

Im ausgehenden 17. Jahrhundert erlebte der Zellhof mit seinem heilkräftigen Gnadenbründl und einem geschnitzten Gnadenbild der Muttergottes – eine Kopie der Schwarzen Madonna von Altötting – erneut einen Aufschwung als Wallfahrtsort, wovon zahlreiche Votivbilder Zeugnis geben. So werden dort noch heute Krücken angeblich genesener Pilger und Holzkreuze von Prozessionen als Relikte aus der großen Wallfahrtszeit aufbewahrt.

Bei einer umfassenden Renovierung in den Jahren 2000 bis 2004 konnten auch bauhistorische Untersuchungen durchgeführt werden. Dabei zeigte sich, dass das aufgehende Mauerwerk des Baus aus der Barockzeit stammt. Im Inneren der Kirche konnten im Chorbereich je drei vermauerte Nischen freigelegt werden. Der Grundriss des Baus, einer Saalkirche mit Chorquadrat und halbkreisrunder Apsis, die Art des Mauerwerks im Chor und die an einer Stelle in diesem Bereich dokumentierte Wanddekoration mit Fugenstrich weisen den ursprünglichen Kirchenbau als romanisch aus. Da die Fundamente der südlichen romanischen Apsismauer zwei ältere Bestattungen störten, ist mit einer noch früheren Besiedlung des Ortes zu rechnen.

Meierei und Jagdschloss

Das Gut Zell ain Hof, das damals noch von Wasser umgeben war, gelangte 1602 in den Besitz des Salzburger Erzbischofs Wolf Dietrich. In der Folge diente der Besitz Salzburger Domherren als Sommersitz, als Jagdschloss wie auch als Meierei und Fasanerie. Für das Jahr 1639 ist ein „neues Stöckl“ belegt, das wohl mit dem heutigen Hauptgebäude des Anwesens gleichzusetzen ist. Ein geschichtliches Intermezzo bildet Virgil Maria Graf Firmian, der den Zellhof von seinem Onkel und damaligen Erzbischof Leopold Anton von Firmian erworben hatte. Ein aus dieser Zeit erhaltener Plan zeigt den Grundriss des hochfürstlichen Jagdschlosses und Meierhofes inmitten einer beeindruckenden barocken Gartenanlage. Diese wird wohl über das Planungsstadium nicht hinausgekommen sein, da Firmian den Kaufpreis nicht aufbringen konnte und der Zellhof nach seinem Tod an den Erzbischof zurückfiel. Schließlich wurde das Gut am 17. August 1789 vom Stift Mattsee erworben, in dessen Besitz es sich auch heute noch befindet.

Jüngere Geschichte

Das Collegiatstift Mattsee betrieb das landwirtschaftliche Gut zunächst in Eigenbewirtschaftung, bevor es weiterverpachtet wurde. 1890 krähte wohl nicht zum ersten Mal in der wechselvollen Geschichte der rote Hahn: die aufwändige Dachkonstruktion des Herrenhauses brannte nieder und wurde in der heutigen, vereinfachten Form wiederaufgebaut. Bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts bestand am Zellhof auch eine bei den Wallfahrern beliebte Gaststätte.

Bis heute hält sich hartnäckig das Gerücht, in den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges sei die ungarische Stephanskrone am Zellhof verborgen gewesen. Tatsächlich war die Stephanskrone ganz in der Nähe am Mattseer Unerseehügel vergraben. Das ungarische Krönungsschwert verbrachte im Frühjahr 1945 allerdings tatsächlich einige Tage am Zellhof.[3]

Von 1939 bis 1964 war der Zellhof an die Herz-Jesu-Missionare verpachtet, die unter anderem ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche betrieben. In der Nachfolge wurde die Landwirtschaft privat verpachtet und der alte Gutshof vom österreichischen Bundesheer genutzt. 1970 ging die Pacht an die Pfadfinder, die das Gut seit dieser Zeit in ehrenamtlicher Arbeit zum Jugendzentrum und Lagerplatz ausbauen.

Das Pfadfinderdorf Zellhof zählt mittlerweile zu einem der wichtigsten internationalen Pfadfinderzentren und ist Mitglied im Goose Network. Die Kapelle ist besonders für Taufen und Hochzeiten beliebt.

Literatur

  • Franz Calliari (Hg.): Festschrift zur 1200-Jahr-Feier des Stiftes Mattsee. Mattsee 1977, S. 31 ff., S. 104 f.
  • Adi Kronberger: 33 Jahre Pfadfinderdorf Zellhof. Zellhof 2003
  • Mirabell am Grabensee. In: Mattseer Stiftsblätter, Nr. 1, Jg. 5, 2004
  • Friederike Zaisberger, Walter Schlegl: Burgen und Schlösser in Salzburg. Flachgau und Tennengau., Wien 1992, S. 85 ff.

Einzelnachweise

  1. Moorbad Mattsee, mattsee.co.at
  2. wird in Thuswaldner, Bluhm: Naturdenkmäler im Land Salzburg, 2. Aufl., 1985 noch nicht geführt.
  3. Hugo Portisch, Sepp Riff: Österreich II, Bd. 2., Wien 1986, S. 350 ff.