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Von Bruck nach Tragöß#

Durchs Lamingtal geht nun unsere Reise. Das lang gedehnte Tal, das sich nur stellenweise erweitert, zieht sich zuerst als Laming- und Kathreintal, dann als Tragößtal zum Hochschwab hin. Am Fuße des "Schwaben" teilt es sich und geht als Klammboden nördlich zwischen Meßnerin und der Pribitz zur Sackwiesenalm, zwischen der Pribitz und dem Trenchtling als Laming auf das Lamingeck und durch die Jassing auf das Neuwaldeck, als Fölzgraben schließlich zwischen Meßnerin und dem Riegnereck auf die Pillsteinerhöhe.

Von Brück aus reihen sich die Ortschaften Berndorf, Arndorf, Schörgendorf, Stegg, St. Katharein und Tragöß aneinander, fast wie Perlen auf einer Kette folgen sie aufeinander, unterbrochen nur von Äckern und Wiesen, begleitet vom Lamingbach, der sich zeitweise auch Kathreiner oder Tragösser Bach nennen lässt.

Siedlungsgeschichte#

Diemlacher Fund - von oben: Pressblechfibel, Halbmondohrring, Armreifen
Diemlacher Fund - von oben: Pressblechfibel, Halbmondohrring, Armreifen

Tragöß, Laming, Pischk, Diemlach, sie alle sind Namen slawischen Ursprungs.
Als die Slawen nach der Völkerwanderung in unser Gebiet eindrangen, war das Land so entvölkert, dass sich fast kein Gegend-, Orts-, Berg- oder Flussname aus der Römerzeit erhalten konnte. Die Slawen, die hier sesshaft wurden, bezeichneten die Mürz als "muoriza" = kleine Mur, die Laming leitet sich ab vom slawischen "lom" = (Stein)-bruch. In der Steiermark finden wir etliche Laming, Lobming u.s.w., die alle ihren Ausgang im slawischen "lom" haben. Der Lamingbach ist demnach also ein Bach, der Steingeröll mitführt.

Da die Slawen uns in erster Linie nur Namen hinterlassen haben, ist es um so bemerkenswerter, dass in Diemlach bei Kapfenberg ein vermutlich slawisches Gräberfeld entdeckt wurde. Mehrere Schläfenringe aus Bronze weisen auf eine slawische Herkunft hin.

Ab dem 8. bis 9. Jh. wanderten deutsche Siedler ein, sie ließen sich neben und zwischen den Slawen nieder und gründeten einige Dörfer. Bayrische Missionare brachten das Christentum, bayrische Grafen verwalteten für den fränkischen König die Grafschaften. Das Land wurde gerodet und urbar gemacht, neue Siedlungen angelegt. Viele Dörfer tragen noch heute den Namen ihres Gründers: Berndorf von Pero (Bernhard), Hadersdorf von Hademar, Arndorf von Aribo, Pal-bersdorf von Balduin u.s.w.

Manche Ortsnamen erzählen, dass früher hier Wald gewesen ist und gerodet wurde, z.B. Greit (von reuten = roden) bei Tragöß und alle Namen mit "Wald" und "Schlag".

Hafendorf bei Kapfenberg war vor Jahrhunderten Sitz einer Töpferei (Hafner), in Schörgendorf wohnte möglicherweise ein Gerichtsscherge. Wir sehen, allein die Ortsschilder richtig zu deuten, kann schon ein kleines Abenteuer sein.

Berndorf#

Berndorf wird erst spät urkundlich genannt, nämlich 1355 als Besitz des Klosters Goß, aber die späte Nennung sagt nicht, dass Berndorf erst damals entstanden ist. Wir wissen zwar nicht, seit wann Berndorf besteht, aber der Name erzählt uns immerhin, wer es war, der den Ort gründete, nämlich Pero = Bernhard. Das Dorf wurde mit ins Land gerufenen bayrischen Bauern besiedelt. Gewöhnlich wurden 10 bis 12 Bauern angesiedelt und jeder mit 30 bis 45 Joch ausgestattet. Sobald die Bevölkerung wuchs, wurde geteilt, es entstanden Halb- und Viertelhuben. Außerdem siedelten sich Hofstätter und Keuschler an: Krämer, Handwerker und Hilfsarbeiter. Neben der Landwirtschaft war für Berndorf schon früh die Eisenverarbeitung von Bedeutung.

Die Pöglhofkapelle
Die Pöglhofkapelle

Bereits um 1409 wird der "Höllhammer" erwähnt, in einer Zeit, da die Nachfrage nach Eisen und Stahl immer größer wird. Die steirischen Hammerwerke in Vordernberg und Innerberg (Eisenerz) konnten den Bedarf nicht mehr decken. Nicht nur der Höllhammer entstand, an der Laming und der Mürz wurden noch weitere Werke gebaut. Unter den Gewerken Pögl wird aus dem Höllhammer bei Berndorf mit den anderen Hammerwerken der Pögls die "steirische Waffenschmiede Kaiser Maximilians". Noch Ende des 19. Jh.s besaß Berndorf zwei Hammerwerke, die von acht Wasserrädern angetrieben wurden, außerdem eine Bügeleisenfabrik und bereits eine Papierfabrik.

Der Pöglhof und die Kapelle zum Hl. Georg#

Stammbaum der Stubenberger - Prachtvolle Deckengemälde in der Kapelle
Stammbaum der Stubenberger - Prachtvolle Deckengemälde in der Kapelle
Viele kennen den Pöglhof, manch einer hat vielleicht in der romantischen Kirche geheiratet, aber wer diese Familie Pögl war, ist oft unbekannt. An der Wende vom 14. zum 15 Jh. tauchen die ersten Pögls in Brück an der Mur auf. Sie waren bald mit den angesehenen Familien der Stadt verwandt, so mit den Kornmeß und den Holzapfel. Die Familie begründete die Büchsenschmiede in Thörl. Sebald I. von Pögl, dessen Bildnis uns in einem Fresko im Innenhof des Schlosses Thörl erhalten ist, stieg zum Inspektor für das Waffenwesen im ganzen Herzogtum auf und zum Aufseher über alle Zeughäuser der Steiermark. Zu den Kunden seiner Waffenschmiede zählte unter anderem Kaiser Maximilian. Sebald II. von Pögl, verheiratet mit einer Herberstein, erwarb 1531 den Gutshof in Berndorf bei Brück, der an der Stelle einer alten Wehranlage der Eppensteiner aus dem 11. Jh. steht. Sebald II. hatte eine Vormachtstellung im steirischen Eisenwesen inne, die seinen Konkurrenten ein Dorn im Auge war. Ein Rechtsstreit um Radwerksbesitz in Vordernberg brachte Pögl schließlich zu Fall und führte zum Ende der pöglschen Vorherrschaft im innerösterreichischen Eisenwesen. Nach seinem Tode fiel der Pöglhof mit der Georgskapelle seinem Sohn Paul zu. Da nicht nur Paul, sondern auch seine drei Brüder ohne männliche Nachfolger starben, erlosch das Geschlecht 1575 im Mannesstamm. Drei Jahre später kam auch der Pöglhof an neue Besitzer. Nur 36 Jahre war der 1000 Jahre alte Hof im Besitz der Pögls, trotzdem trägt er noch heute den Namen dieser Gewer-kenfamilie und hält so die Erinnerung an sie wach.

Wer in der Pöglhofkapelle zur Decke blickt, meint in einer Gartenlaube zu sein. Über und über ist das Kirchengewölbe mit Blättern, Blüten und Ranken bedeckt, eine typisch spätgotische Dekoration. Dazwischen finden wir Halbfiguren der Evangelisten und Kirchenväter. Die Kapelle wurde Ende des 15. Jh.s errichtet, neben dem Ostfenster finden wir die Jahreszahl 1499. Sie steht an der Stelle einer Eigenkirche der Eppensteiner, die 1066 urkundlich erwähnt wird. Nicht weit davon stand wahrscheinlich die alte kleine Burganlage.

Arndorf#

Das kleine Dorf im Lamingtal trägt den Namen seines berühmten Gründers. Die Ortschaft, gelegen auf 531 m Seehöhe an der Straße nach Tragöß, zu Füßen des Embergs, ist nach dem Pfalzgrafen Aribo benannt. Aribo lebte um das Jahr 1000 und war Pfalzgraf in Bayern. Die Aribonen, so wird das Geschlecht genannt, waren vom Kaiser reich mit Besitz in der heutigen Steiermark ausgestattet. Aribo war Stifter des Klosters Goß bei Leoben und hat dem Stift bei dessen Errichtung 1020 das Dorf "Arpindorf" = Arndorf geschenkt. Über 800 Jahre lang, bis zur Aufhebung der Grunduntertänigkeit 1848, sollte das Dorf einer Grundherrschaft untertänig und dienstbar bleiben, davon bis zu seiner Aufhebung 1782 dem Nonnenstift Goß. 1848 lebten in Arndorf erst 69 Einwohner, die in 6 Bauernhöfen wohnten.

Heute gehört Arndorf zum Brucker Einzugsgebiet und entwickelte sich zur begehrten Wohngegend. 

Schörgendorf#

Bild 'blatt'
1160 erfahren wir das erste Mal von "Schörgendorf". Manche Historiker nehmen an, dass in diesem Dorf der Gerichtsscherge seinen Sitz hatte. "Scherge" hatte in jener frühen Zeit noch nicht die abwertende Bedeutung wie später. Scherge hieß damals etwa Dorfrichter, Dorfvorsteher. Später waren die Schergen richterliche Vollstreckungsorgane und als solche naturgemäß unbeliebt.
Bis ins 19. Jh. war das Hammerwerk bei Schörgendorf weithin bekannt wegen der vorzüglichen Qualität seiner Hauen, Schaufeln, Hacken, Krampen und anderer Werkzeuge. Das starke Gefalle des Lamingbaches wurde schon seit Jahrhunderten zum Betrieb von Mühlen, Hämmern usw. ausgenützt.

Stegg#

Stegg war genauso wie Arndorf und Schörgendorf einst unter der Grundherrschaft des Frauenstiftes Goß bei Leoben. All diese Untertanen und ihr Land wurden dem Stift Goß durch den Gründer, den bayrischen Pfalzgrafen Aribo, um das Jahr 1000 als Ausstattung geschenkt. Der Name der Dorfes Stegg, gelegen zu beiden Seiten des Lamingbaches, erklärt sich wohl aus dieser Lage, Steg = Bachübergang. Noch im Jahr 1880 betrieb der Bach hier die Stegmühle mit vier Gängen und einer Brettersäge.
Für das Jahr 1892 wird berichtet, dass im Gasthaus Tamerer vulgo Stägmüller die anmutige Tochter des Hauses, Johanna, eine Zithervirtu-osin und Sängerin, die Gäste aufs Vortrefflichste unterhielt. Die Künstlerin soll mit anderen Sängern bereits Russland und Deutschland bereist haben und erfreute nun die Gäste "mit dem Vortrage gemütvoller Steirerlieder mit Zitherbegleitung".


© Bild und Text Fritz Bayerl, Karl und Inge Friedl