Höhnel, Ludwig von#
* 6. 8. 1857, Preßburg
† 23. 3. 1942, Wien
Forscher, Admiral
Entdecker des Rudolf- und Stefanie-Sees in Ostafrika
Als Sohn eines Staatsbeamten besuchte Höhnel die Marineakademie in Fiume und wurde 1876 als Seekadett ausgemustert. Bis 1886 stand er in den verschiedensten Tätigkeiten des Seedienstes in Verwendung, so auch als Navigationsoffizier auf der Yacht "Greif" des Kronprinzenpaares.
Graf Teleki lud Höhnel in den Jahren 1887/88 auf seine Jagdexpedition ins östliche Äquatorialafrika ein, die in Sansibar ihren Anfang nahm. Durch die Teilnahme des umfassend gebildeten Leutnants von Höhnel erhielt das Unternehmen aber wissenschaftlichen Charakter.
Er brachte bedeutende völkerkundliche Sammlungen nach Wien und leistete auch botanische Forschungsarbeit, die in vielen neuen Pflanzenbeschreibungen ihren Niederschlag fand; seit damals tragen einige Pflanzen die wissenschaftliche Bezeichnung "Höhneliana".
Die Expedition wandte sich zunächst den hohen Bergen Ostafrikas zu. 1887 gelangte sie auf dem Kilimandscharo bis zur Firngrenze in einer Höhe von 5.300 Metern, am Mount Kenya wurden 4.500 Meter erreicht. Das bedeutendste Forschungsergebnis dieser Reise war aber die Entdeckung des Rudolf-Sees (heute Lake Turkana) in Nordkenia und des benachbarten Stefanie-Sees (Ch´ew Bahir).
1892 lud der Amerikaner William Astor Chanler Höhnel zu einer neuerlichen Expedition in das Gebiet des Mount Kenya ein. Höhnel erhielt Urlaub, und so konnten sie von Sansibar aus bis hinter den Gebirgsstock des Mount Kenya in ein völlig unerforschtes Gebiet bis zum Fluss Guasso Nyiro vorstoßen. Auf dem Rückmarsch wurde Höhnel von einem Nashorn schwer verletzt und musste 54 Tage auf einer Tragbahre transportiert werden. An der Küste nahm sich ein englischer Arzt des todkranken Mannes an, operierte ihn erfolgreich und pflegte ihn gesund.
1894 trat Höhnel wieder seinen Dienst in der Marine an. Ab 1896 war er auf den Fregatten "Tegetthoff" und "Laudon" eingesetzt, von 1899 bis 1903 war er Flügeladjutant des Kaisers. 1905 erhielt er das Kommando über den Kreuzer "Panther", der eine Delegation nach Abessinien bringen sollte (siehe Friedrich Bieber, den "Erforscher von Kaffa").
Unter Höhnels Führung wurde auf Karawanenwegen Addis Abeba erreicht und ein Vertrag mit Kaiser Menelik geschlossen. Nach zwei Monaten setzte SMS "Panther" seine Reise nach Australien fort, wo ebenfalls eine Reihe von Sammler- und Forschungsaufgaben, die Fauna und Flora Australiens betreffend, für das Naturhistorische Museum erledigt wurde.
Bei dieser Gelegenheit beschaffte Höhnel in kaiserlichem Auftrag auch Gämsen für Neuseeland, die sich dort mittlerweile unangenehm vermehrt haben. Nach vier weiteren Dienstjahren beendete Höhnel seinen Dienst bei der Marine als Konteradmiral und Kommandant in Pola.
In der Pension widmete er sich verschiedenen wissenschaftlichen Forschungen.
Leseprobe aus Höhnels Buch "Zum Rudolph-See und Stephanie-See":
...Einen Augenblick vorher hatten wir von unserem Hügelrücken nur in eine öde Wüstenlandschaft geblickt, und nun erhob sich vor uns eine höhere Berggestalt. Daneben und dahinter senkte sich das Land aber rasch ab. Östlich des Berges, der offensichtlich ein Vulkan war, schien das Land gleichförmig flach, aber die Basis des Berges war tief unten verborgen. Wir eilten so schnell wie möglich zum höchsten Punkt unseres Rückens und hier tat sich vor unserem erstaunten Auge eine völlig neue Welt auf. Pittoreske Berggestalten, zerfurchte Abhänge und tiefe Rinnen gaben den Rahmen für die tiefblau schimmernde Oberfläche eines Sees, der sich unter uns - so weit das Auge reichte - ausbreitete. Lange Zeit starrten wir in sprachloser Freude wie gebannt auf die unerwartete Szene, während unsere Männer, gleichermaßen sprachlos, erst nach einigen Minuten in Rufe des Erstaunens ausbrachen. Auch sie konnten ihre Blicke nicht von der glitzernden Ausdehnung des großen Sees lösen, der mit dem Horizont und dem Blau des Himmels verschmolz. In diesem Augenblick waren alle unsere Mühen und Gefahren vergessen, hatten wir unsere Expedition nun doch auch mit einer großen Entdeckung krönen können. Voll Enthusiasmus und in dankbarem Gedenken an das großzügige Interesse, welches unsere Pläne bei seiner Kaiserlichen Hoheit, dem Kronprinzen Rudolph, gefunden hatten, gaben wir dem Gewässer, das sich wie eine kostbare Perle unter uns ausbreitete, den Namen "Rudolph-See". Einige Tage später entdeckten wir einen benachbarten, etwas kleineren See und tauften ihn, zu Ehren der Gemahlin Kronprinz Rudolphs, "Stephanie-See"...
Werke (Auswahl)#
Zum Rudolph-See und Stephanie-See, 1892Mein Leben zur See, auf Forschungsreisen und bei Hofe, 1926
Literatur#
I. Simanyi, L. Ritter von Höhnel (1857-1942). Leben und Werk, 2 Bände, 1988Österreichisches Biographisches Lexikon
Neue Deutsche Biographie.
Quellen#
AEIOUH.&W. Senft, Aufbruch ins Unbekannte, Stocker Verlag, Graz, 1999
Redaktion: Hilde und Willi Senft