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Knoll, August Maria#

* 5. 9. 1900, Wien

† 24. 12. 1963, Wien

Jurist, Soziologe, katholischer Sozialreformer


August Maria Knoll
August M. Knoll
Foto W. Daim

August Maria Knoll wurde am 5. September 1900 in einer Lehrerfamilie in Wien geboren. Er setzte sich bereits als Gymnasiast intensiv mit sozialen Fragen auseinander, absolvierte ein Studium der Staatswissenschaft, das er 193l mit der Dissertation "Karl Freiherr von Vogelsang als Nachfahre der Romantik" abschloss und zum Dr.rer.pol. promovierte.

1919 trat Knoll in die christliche Jugendarbeiterbewegung ein, die Begegnung mit deren Gründer Anton Orel (der sich als "radikal katholischer Sozialist" sah), wurde für Knoll richtungsweisend.

Zusammen mit anderen (u.a. dem damaligen Vizebürgermeister Wiens, Ernst Karl Winter), gründete Knoll 1927 die sozial-monarchistisch orientierte "Österreichische Aktion".

1931 wurde er (bis zu dessen Tod) Privatsekretär von Ignaz Seipel, 1934 habilitierte er sich mit einer Arbeit über den "Zins in der Scholastik" und war zunächst als Privatdozent an der Juridischen Fakultät der Universität Wien tätig. Außerdem war er – bis zum Anschluss Österreichs - als Chefredakteur der Wochenschrift Arbeiter-Sonntag und als Chefredakteur der Wiener Tageszeitung Das Kleine Blatt tätig.


Während des NS-Regimes war ein Berufsverbot über ihn verhängt - nur mit privaten Bibliothekarsarbeiten und durch verschiedene Unterstützungen konnte er für seine Familie sorgen.

Mit Beginn der Zweiten Republik kehrte er an die Universität Wien zurück und war Ordinarius an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät auf der damit installierten ersten Lehrkanzel für Soziologie (sein wohl prominenteste Schüler war der spätere Sozialphilosoph Norbert Leser).

Kurz nach Gründung der österreichischen Volkspartei trat er der ÖVP (bzw. dem ÖAAB) bei. Anfangs beeinflusste Knoll, vor allem im Rahmen des 1953 von ihm gemeinsam mit Karl Kummer gegründeten "Institut für Sozialpolitik und Sozialreform“ (das heutige "Dr. Karl-Kummer-Institut für Sozialreform, Wirtschafts- und Sozialpolitik") – durchaus das Profil der Partei, allmählich kam es jedoch zur regelrechten Entfremdung, zu der später auch eine Entfremdung zwischen Knoll und Repräsentanten der Amtskirche hinzukam.

In kirchlichen Kreisen fand der katholische Soziologe wegen seiner gesellschaftspolitischen Anliegen und Erkenntnisinteressen oft Ablehnung. Der Religionssoziologe Knoll wollte - im Gegensatz zu anderen - religiöse Inhalte nicht relativieren oder aufheben. Sein Anliegen war es, die engen Zusammenhänge zwischen Religion und Gesellschaft herauszuarbeiten. Er trat als profilierter Kritiker einer Etikettierung bzw. Ideologisierung herrschender Gesellschaftsordnungen (durch eine Vereinnahmung des Christlichen) auf. Kontroversiell diskutiert wurde vor allem sein 1962 veröffentlichtes Buch "Katholische Kirche und scholastisches Naturrecht".

Er war Gründer und Präsident der "Österreichischen Gesellschaft für Soziologie" und zudem einer der Mitbegründer (und 1963 Präsident ) des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (DÖW).

August Maria Knoll war verheiratet und hatte 2 Söhne. Er starb am 24. Dezember 1963 in Wien.

Werke (Auswahl)#

  • Der soziale Gedanke im modernen Katholizismus, 1932
  • Schriftenreihe des Institutes für Sozialpolitik und Sozialreform, Verein f. Sozial- u. Wirtschaftspolitik Wien
  • Die österreichische Aktion : Programmatische Studien, Wien 1927
  • Kardinal Fr. G. Piffl und der österreichische Episkopat zu sozialen und Kulturellen Fragen 1913-1932, Rheinhold-Verlag Leipzig 1932
  • Das Ringen um die berufsständische Ordnung in Österreich, Österr. Heimatdienst, 1933
  • Der Zins in der Scholastik, Tyrolia München 1933
  • Von Seipel zu Dollfuß, Manz Wien 1934
  • Ziel und Glaube. Der Weg einer Generation, Wien 1936
  • Von 3 Wesenstheorien der Gesellschaft, 1949
  • Das Kapitalismus-Problem in der modernen Soziologie, Herold Wien 1953
  • Katholische Kirche und scholastisches Naturrecht, 1961
  • Kirche und Zukunft, 1963 (mit W. Daim und F. Heer)
  • Katholische Gesellschaftslehre : Zwischen Glaube u. Wissenschaft, Europa Verlag Zürich 1966
  • Katholische Kirche und scholastisches Naturrecht : Zur Frage d. Freiheit, Luchterhand 1968
  • Glaube zwischen Herrschaftsordnung und Heilserwartung : Studien zur politischen Theologie und Religionssoziologie, 1996

Weiterführendes#

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl