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Lechthaler, Josef#

* 31. 12. 1891, Rattenberg (Tirol)

† 21. 8. 1948, Wien


Kirchenkomponist und Musikpädagoge


Josef Lechthaler
Josef Lechthaler. Foto, um 1925
© Bildarchiv der ÖNB, Wien, für AEIOU

Josef Lechthaler wurde am 31. Dezember 1891 in Rattenberg in Tirol geboren.


Er besuchte in Reutte die Volksschule und erhielt hier seinen ersten Musikunterricht als Sängerknabe.
1902 kam er an das Benediktinergymnasium in Meran, wo der Komponist Pater Magnus Ortwein sein Musiklehrer war.

Von 1910 bis 1912 studierte er in Innsbruck Philologie, von 1912 bis 1914 Musikwissenschaft bei Guido Adler in Wien, gleichzeitig auch Musik an der kirchenmusikalischen Abteilung der Staatsakademie.

1919 schloss er sein Universitätsstudium mit der Promotion zum Dr. phil. ab (mit der Arbeit "Die kirchenmusikalischen Werke von Alexander Utendal") und legte Staatsprüfungen aus Gesang, Orgel und Klavier ab.


Von 1919 bis 1924 war er Musiklehrer an der Bundeserziehungsanstalt für Mädchen in Wien, dann wurde er Lehrer für Kontrapunkt, Komposition, kirchliches Orgelspiel und Literaturkunde an der Abteilung für Kirchenmusik der Wiener Staatsakademie, deren Direktor er 1931 wurde.

Seiner Initiative ist die 1933 durchgeführte Umgestaltung zu einer Abteilung für Kirchen- und Schulmusik zu verdanken.


1938 wurde er aus politischen Gründen seiner Funktionen enthoben, kam als Lehrer an die Musikschule der Stadt Wien, später an die Wiener Reichshochschule für Musik und erhielt 1945 seine frühere Stellung wieder.



Nach Umorganisation der Abteilung für Kirchen- und Schulmusik in zwei getrennte Institute war er bis zu seinem Tod am 21. August 1948 Leiter der Abteilung für Musikerziehung, daneben war er Vorsitzender der staatlichen Prüfungskommission für Privatmusiklehrer, Konsulent für Musikerziehung im Bundesministerium für Unterricht , Obmann des Verbandes katholischer Kirchenmusikakademiker, Kapellmeister und Direktoriumsmitglied der Wiener Hofmusikkapelle u.v.m.


Josef Lechthaler war als Pädagoge, Komponist und Musikpublizist gleichermassen tätig.
Er hinterliess ein umfangreiches kompositorisches Gesamtwerk, in dem nahezu alle Musikgattungen erhalten sind. Zu seinem schöpferischen Werk zählen rund 60 mit Opuszahlen versehene Kompositionen (sakrale Vokalmusik, u. a. "Missa Patronus Ecclesiae", op. 9, "Stabat mater", op. 15, "Rosa mystica", op. 61 und Instrumentalwerke wie Orgelpräludien, Bläsersuiten, Kammermusik) ca. 60 Kompositionen ohne Opuszahlen.


Josef Lechthaler gilt heute als der bedeutendste österreichische Kirchenmusiker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Vom sinfonischen Stil – besonders von Anton Bruckner beeinflusst, führte seine Entwicklung zu einer freischwebenden Polyphonie, die besonders die Messen "Gaudens gaudebo" und "Rosa mystica" prägt. Auch in seinen weltlichen Kompositionen wurde die Polyphonie das bestimmende Gestaltungsprinzip.


In seinen Schriften setzte er sich nachdrücklich für die Musikerziehung in Österreich ein; er war Chefredakteur der Zeitschrift "Musikerziehung" und Begründer der "Arbeitsgemeinschaft der Musikerzieher Österreichs".
Er war (zusammen mit Gustav Moissl und Sigismund Schnabel) verantwortlich für den letzten Band des vierteiligen Schulbuches "Österreichische Schulmusik: Lieder fürs Leben, Sing- und Musizierbuch für die Jugend"; bei den ersten drei Bänden war er der alleinigeHerausgeber.
Generationen österreichischer Schulkinder hatten diese Liederbücher in den Händen und mancher hütet sie heute noch.

Werke (Auswahl)#

  • Messen
    • Missa Gaudens gaudebo, 1932
    • Rosa mystica, 1949
  • Stabat mater, 1928
  • Lieder, Chorwerke, Orgel-, Klavier- und Kammermusik

Literatur#

  • F. Knoflach, Die kirchenmusikalischen Werke J. Lechthalers, Dissertation, Innsbruck, 1963
  • E. Tittel, J. Lechthaler, 1966

Quellen#

  • AEIOU
  • Neue deutsche Biographie
  • Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950
  • Ackerl, I., Weissensteiner, F., Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, 1992



Redaktion: I. Schinnerl