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Rosé, Alma#

* 3. 11. 1906, Wien

† 5. 4. 1944, Auschwitz


Geigerin, Leiterin der "Wiener Walzermädeln"


Alma Rosé
Alma Rosé (1906–1944), österreichische Violinistin.
Aus: Wikicommons, unter PD

Alma Rosé wurde am 3. November 1906 in Wien geboren.

Ihr Vater war der berühmte Violinvirtuose Arnold Rosé (eigentl. Arnold Rosenblum), Konzertmeister der Wiener Philharmoniker und Primarius des Rosé-Quartetts. Ihre Mutter war Justine Mahler, die Lieblingsschwester Gustav Mahlers (dessen Frau Alma Mahler auch ihre Patentante war).

Die Musik war ihr sozusagen in die Wiege gelegt worden ; bereits bevor sie sechs Jahre alt war, erhielt sie von ihrem Vater Geigen-Unterricht.

Mit 16 Jahren gab Alma ihren ersten Violinabend, als 20-Jährige gab sie 1926 unter der Leitung ihres Vaters ihr erstes großes Konzert im Großen Musikvereinssaal.

1930 heiratete sie den Tschechen Váša Příhoda, der als einer der größten Violinvirtuosen des 20. Jahrhunderts galt. Alma und Váša setzten ihre Konzerttätigkeit teils getrennt, teils gemeinsam fort, die an Turbulenzen reiche und kinderlose Ehe wurde 1935 geschieden und Alma kehrte aus Prag wieder nach Wien zu ihren Eltern zurück.

Ab 1932 hatte sie sensationellen Erfolg als Gründerin und Leiterin ihrer "Wiener Walzermädeln", die durch ganz Europa tourten. Diese Damenkapelle, bestehend aus neun bis fünfzehn Musikerinnen, spielte unter ihrer Leitung Walzer, Operetten- und Salonmusik.

Aber die Auftritte für jüdische Musiker wurden zunehmend schwieriger. Nach dem "Anschluss" erfolgten Berufsverbote: Arnold Rosé wurde im Juli 1938 als Konzertmeister der Wiener Philharmoniker entlassen, auch die "Walzermädeln" wurden von der Reichskulturkammer aufgelöst.

Eine von Carl Flesch, einem berühmten ungarischen Geiger und Violinpädagogen (mittlerweile im sicheren England), initiierte Spendensammlung ermöglichte Arnold und Alma Rosé 1939 die Emigration nach England (ihre Mutter war bereits im August 1938 in Wien verstorben).

Es gelang Alma, zwei kostbare Geigen in Sicherheit zu bringen, die Stradivari von 1718 ihres Vaters sowie ihre eigene Guadagnini von 1757.

Den Plan, in London ebenfalls ein Damenorchester zu gründen, konnte sie nicht realisieren. Daher reiste sie Ende 1939 aus dem sicheren England auf den Kontinent und ging nach Holland, um unter schwierigen Bedingungen auf Konzertreisen bei illegalen Hauskonzerten für ihren und den Unterhalt des Vaters zu sorgen.

1942 ging sie hier sogar eine Scheinehe mit Constant August Van Leeuwen Boomkamp ein, doch die Nationalsozialisten hatten mittlerweile auch die Niederlande okkupiert; so entschloss sich Alma zur Flucht über Frankreich in die Schweiz. Doch die Flucht misslang: in Dijon wurde Alma von der Gestapo aufgegriffen, in ein Auffanglager nahe Paris gebracht und im Juli 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert.

Alma Rosé wurde ausersehen, das neugegründete Frauenorchester von Birkenau zu leiten, und so führte sie das sogenannte "Mädchenorchester" bis zu ihrem Tod im April 1944. Obwohl es überwiegend aus Laien- und nur zu einem kleinen Teil aus Berufsmusikerinnen bestand, konnte sie ein hervorragendes Ensemble formen, das einigen Menschen im Lager das Überleben sicherte.

Alma Rosé starb am 5. April 1944 an einer Lebensmittelvergiftung.

Almas großer Wunsch sollte sich erfüllen: Ihre Guadagnini ging in den Kriegswirren nicht verloren! Unversehrt wurde sie nach dem Krieg ihrem Vater übergeben, der bis zuletzt auf ihr spielte. 1947 erwarb Felix Eyle, ein Schüler Arnolds,die Guadagnini; 2001 verkaufte die Familie Eyle das Instrument. Auch die Stradivari gelangte zunächst über den Atlantik, ehe sie nach Europa heimkehrte: 2006 gelang es der Österreichischen Nationalbank, diese Violine für ihre Sammlung wertvoller alter Streichinstrumente zu erwerben. Als Leihgabe an Benjamin Schmid erklingt sie heute bei Konzerten der Wiener Philharmoniker.

Arnold Rosés Bruder und langjähriger Quartettpartner Eduard starb am 24. Jänner 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt; Sohn Alfred entkam über Holland und die USA nach Kanada.

Weiterführendes#

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl
--> Aktualisierung: K Hengl