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Scheich, Manfred#


* 1933, Troppau (Tschechien)

† 06. 03. 2020, Wien


Diplomat


Manfred Manfred
Manfred Scheich, ehemaliger österreichischer Botschafter, September 2012.
Foto: Heinrich-Böll-Stiftung. Aus: Wikicommons, unter CC BY-SA 2.0

Scheich wurde als Sohn eines Arztes geboren und besuchte in seiner Geburtsstadt Troppau, der Hauptstadt des ehemaligen österreichischen Kronlandes Herzogtum Schlesien, die Volksschule und die erste Klasse des Gymnasiums. Nach der Vertreibung der Familie aus der Tschechoslowakei im Jahr 1945 besuchte er zuerst die Gymnasien in Wien-Hietzing und dann in Wiener Neustadt, um schließlich 1951 am Realgymnasium in Wien-Meidling (Rosasgasse) zu maturieren. Anschließend begann er das Studium an der Hochschule für Welthandel (Dkfm. 195S; Dr. rer. comm. 1956) in Wien, wo er der Franco-Bavaria beitrat (Couleurname Cicero).

Im Februar 1957 trat Scheich in den Dienst des Bundeskanzleramtes, studierte dann 1957/58 an der John-Hopkins-Universität in Bologna, um danach im Juni 1958 wieder in das Bundeskanzleramt zurückzukehren, wo er der ERP-Sektion (später Sektion für wirtschaftliche Zusammenarbeit) zugeteilt war. Von Anfang Januar bis Ende August 1960 war er bei der Ständigen Vertretung Österreichs bei der OECD in Paris tätig. Anschließend war er bis Juli 1964 stellvertretender Leiter der Österreichischen Delegation bei der EFTA in Genf. Danach kehrte er nach Wien zurück und wurde Kabinettschef bei Carl Heinrich Bobleter, dem Staatssekretär im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten. 1965 arbeitete er im Auftrag des Generalsekretärs der EFTA ein „Brückenschlag-Projekt zwischen den EG und der EFTA aus. In dieser Zeit wechselte er in den Personalstand des Außenministeriums.

Ab 1967 war Scheich der UNIDO in Wien zugeteilt, um im Oktober 1969 als sog. erster Zugeteilter (Botschaftsrat) an die Österreichische Botschaft in Bern zu wechseln, wo er bis Juni 1974 blieb. Danach war er bis September 1978 österreichischer Botschafter in Algier. Anschließend kehrte er nach Österreich zurück und übernahm die Leitung der Abteilung für europäische Integration innerhalb der wirtschaftspolitischen Sektion III des Außenministeriums. Damit wurde er mit einem Thema befasst, das ihn das restliche Berufsleben und darüber hinaus prägen sollte.

Konsequenterweise wurde Scheich im Juli 1983 zum österreichischen Botschafter bei den Europäischen Gemeinschaften (EG) in Brüssel ernannt. Als Alois Mock im Januar 1987 zum Vizekanzler und Außenminister ernannt wurde, holte er Scheich sogleich nach Wien zurück und bestellte ihn zum Leiter der Sektion III im Außenministerium. Zusätzlich war er Sonderbeauftragter für Europäische Integration und Vorsitzender der vom Ministerrat eingesetzten interministeriellen Kommission für Europäische Integration. In diesen Funktionen war er zwischen 1989 und 1992 österreichischer Chefverhandler für den Vertrag über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), dem Österreich ab dem 1. Januar 1994 angehört.

Scheich war nach Alois Mock durch sein unermüdliches Engagement und seine Sachkenntnis wesentlich am Beitritt Österreichs zur EU beteiligt und hat sich damit große Verdienste für Österreich erworben. Er war ein Vorbild für das Bekenntnis zur österreichischen Nation, was damals noch nicht selbstverständlich war, und zum Einsatz für Österreich, für die Demokratie und vor allem für die Republik. Scheich war einer der vier Unterzeichner des Beitrittsabkommens 1994 in Athen. Nach seiner Pensionierung lebte er mit seiner Frau in der Provence.

Werke (Auswahl) #

  • Tabubruch. Österreichs Entscheidung für die EU (2005)

Weiterführendes#

Quellen#

  • Verbindungsarchiv Franco-Bavaria (Karl-Wolfgang Schrammel, 23. 3. 2020). Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner, Mitteilung 23. 3. 2020.
  • https://www.alpbach.org/de/person/manfred-scheich (Abruf 23. 3 2020).

Redaktion: P. Diem