Tad Burness: Automobile in Amerika 1920-1980#
Tad Burness: Automobile in Amerika 1920-1980 / alle US-Personenwagen in 10 000 Abbildungen, Schrader, 1990 / Rezension von Krusche Martin
Für manche Bücher bleibt einem nur noch der Weg in die Antiquariate, weil sie aus dem Sortiment der Buchhandlungen längst verschwunden sind. Wenig überraschend, wenn es zum Beispiel um ein dickes Fachbuch aus den 1990ern geht, das in den Fluten ungezählter Neuerscheinung lautlos untergegangen ist.
Milieus ordnen sich über Jargon. Wenn etwa heute jemand einen serienmäßigen Cruiser aus Japan fährt, sich Lederfransen an die Jackenärmel tackert und sein Gerät „Die Tschopper“ nennt, lächeln wir müde und wissen, daß sich hier ein ahnungsloser Mensch breitbeinig wichtig macht. Schwamm drüber!
Mitten im Boom europäischer und asiatischer SUVs sorgt eine fröhliche US V8-Szene für Kontraste und für eine markante Soundkulisse. Das heißt aber noch nicht, man könnte mit den ernst blickenden Piloten solcher Riesenfuhren, Dodge Ram und Konsorten, angeregt über Yank Tanks plaudern.
Kann ja sein, so einer weiß, daß die Full Sizer mindestens fünf Meter haben müssen und daß ein Big Block kein Eislutscher ist. Kann ja sein, dem muß man nicht erklären, daß Hemi-Maschinen keineswegs erst mit Mopars in die Welt kamen, sondern die halbkugelförmigen Brennräume waren schon im alten Europa üblich.
Gut, genug von der Angeberei mit Jargon, was ja üblicherweise klären soll: wer gehört dazu und wer nicht? Ich hab hier ein paar Fachbegriffe rausgeschoben, die einem ohnehin klar werden, wenn man sich ein paar Jahre mit Mobilitätsgeschichte befaßt hat.
Aber! Wer auf unseren Straßen oder bei Klassiker-Treffen gelegentlich auf große Amerikaner trifft, Straßenkreuzer, Ami-Schlitten, eben: Yank Tanks, kann mitunter verzweifeln, was die Modellvielfalt einem an Unklarheiten aufbürdet. Das sind dann so Momente, zum Beispiel: dieser Caprice ist auch mit „Impala“ beschriftet und hat eine leicht nach innen gepfeilte Heckscheibe, verdammt! So einen Chevy hab ich ja noch nie gesehen.
Da hilft dann eine üppige Schwarte von Tad Burness. Für die muß man freilich inzwischen seine Portokasse ausräumen, falls in den Antiquariaten grade was verfügbar ist. Burness hat eine Titanenarbeit geleistet. Das deutet schon die Notiz „alle US-Personenwagen in 10 000 Abbildungen“ an.
Hauptquelle für dieses nützliche Bilderbuch dürften Originalprospekte der Automobilproduzenten sein. Das Nachschlagwerk ist in drei Zeitfenstern angeordnet. Teil 1: 1920 bis 1939. Teil 2: 1940 bis 1956. Teil 3: 1966 bis 1980. Die Automarken sind natürlich im Alphabet gereiht.
Da heißt es dann suchen. Wer die Designgeschichte ein wenig kennt, wird flott fündig. So lassen sich Bereiche ganz gut eingrenzen. Oft sind es nur eher kleine Details, die dann ein bestimmtes Modell erkennbar machen und eine brauchbare Jahreszahl betonen. Ich nutze danach gewöhnlich diverse Suchroutinen im Internet, um abzusichern, was mir das Buch von Burness zeigt. So ergib sich eine hohe Trefferquote. Und manchmal hab ich einfach Vergnügen daran, in diesem Wälzer zu blättern. Fazit: unbedingt empfehlenswert, aber teuer.