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Günther Jontes: Die Grüne, die Eherne Mark#

Günther Jontes: Die Grüne, die Eherne Mark / Eine kurze Fassung der langen Geschichte der Steiermark, Verein Schloss Trautenfels, 2006 / Rezension von Krusche Martin

Die Grüne, die Eherne Mark, Jontes

Als ich das quadratische Bändchen von Jontes aus dem Regal nahm, dachte ich: Fein! Daten, Fakten, Informationen. Gebündelt. Gut zum Nachschlagen. Kompakter als so mancher Katalog zu den Landesausstellungen. Und was gäbe es denn sonst Nützliches dieser Art?

Gut, für einen schnellen Überblick kann ich allemal das „Skriptum zur Vorbereitung für die Prüfung gemäß § 10a des Staatsbürgerschaftsgesetzes 1985“ empfehlen, welches auch manchen autochthonen Steirerinnen und Steirern eine nützliche Lektüre wäre. (Findet man heute im Internet.) „Die Steiermark“, das ist ja kein Tourismus-Gag oder Accessoire für den Trachtenjanker, sondern eine in jeder Hinsicht außerordentlich spannende Angelegenheit.

Ich hatte mir in den 1980er Jahren einen Nachdruck von Hans Pircheggers „Geschiche der Steiermark“ gekauft. Die ist aber aus einer anderen Welt. Ich hab einiges von Stefan Karner, zuhause, betrifft alles das 20. Jahrhundert. Wer je „Die Steiermark. Land. Leute. Leistung“ vor sich auf dem Tisch hatte, weiß, für diesen Brocken müßte man sein Bücherregal verstärken. Aber dieses Buch der Steiermärkischen Landesregierung fällt sowieso in eine andere Kategorie.

Also was nun? Na, überrascht sein. Ich hatte das Bändchen von Jontes ganz falsch eingeschätzt. Es ist Lektüre. Es ist eine fein lesbare Erzählung, übersichtlich gegliedert. Typographische Hervorhebungen im Text helfen einem, wichtige Details zu finden. Wer es, wie ich, gewohnt ist, in Büchern eigene Markierungen und Notizen anzubringen, kann dieses Bändchen noch individuell strukturieren.

So schließt die Publikation von 2006 eine Lücke, denn ich kenne derzeit kein anderes Büchlein, das ein vergleichbares inhaltliches Angebot trägt. Jontes hat zur Einleitung noch offengelegt: „Woher nimmt der Historiker sein Wissen?“ und beginnt seine Ausführungen beim „Riß-Würm-Interglazial“, von dem ich noch nie gehört habe. Es ist die letzte Zwischeneiszeit, etwa 150.000 bis 120.000 Jahre vor unserer Zeit.

Ab Flavia Solva, der einzige antiken Stadt in unserer Gegend, wird es dann vertrauter, denn da setzt bei mir des Schulwissen ein. Die Völkerwanderung, die Awaren mit ihren mobilen Wagenburgen, na, da wäre wohl mit steirischer Mobilitätsgeschichte loszulegen, die mich sehr beschäftigt.

Aber Jontes hilft beim Nachdenken darüber, was denn „Das Steirische“ sei. Wir haben gute Gründe, uns vor Rückübertragungen zu hüten. Da ist die Begrifflichkeit „das Gebiet der heutigen Steiermark“ angemessen.

Jontes nennt 1122 als das quasi Geburtsjahr der Steiermark, nachdem die Traungauer die Eppensteiner beerbt haben und eine Reihe von Adelsfamilien, deren Namen wir heute als steirische Ortsnamen kennen, sich als Lehensträger verpflichten. Wildon, Stubenberg, Gösting… Ich finde es übrigens recht spannend, ab und zu Entdeckungen zu machen, welche Orte, die wir heute als Teil der Provinz deuten würden, im Mittelalter wichtige Positionen waren. (Wildon ist so ein Beispiel.)

So führt einen Jontes bis in die Zweite Republik herauf, schließt die Publikation mit einer nützlichen Zeittafel ab. Ein Stichwortregister hilft ebenfalls, Details aufzustöbern. Es ist, wie eingangs erwähnt, eine Erzählung, deren Lektüre man gespannt absolviert. Dabei hat Jontes eine so große Fülle an Material bewältigt, wobei mir völlig schleierhaft ist, wie man es schafft, dabei eine relevante Auswahl zu treffen und nichts Bedeutendes zu übersehen.

In der Einleitung hat Jontes den Lauf der Zeit als „jenes uns Menschen unerklärliche Phänomen“ erwähnt, „dessen Wirken und Dauern wir uns in unserer begrenzten Lebenszeit nicht vorstellen können“. Das trifft sehr genau mein Gefühl in der Befassung mit diesen Dingen. Und mehr noch mag ich diesen Gedanken, „dass es keine Gegenwart, sondern, wie von einem Schiffskiel durchschnitten, nur Vergangenheit und Zukunft gibt“.

Eine kleine Anregung, diese hochgradige Betonung seiner selbst, wie sie uns Wohlstand, Freiheit und Sicherheit unseres Landes immer noch erlauben, etwas zurückzunehmen, um eine persönliche Vorstellung zu entwickeln, welche Rolle man im Gemeinwesen nicht nur spielen möchte, sondern spielen kann.