Kastell Zeiselmauer#
Lage#
Ortschaft: Zeiselmauer
Gemeinde: Zeiselmauer-Wolfpassing
Katastralgemeinde: Zeiselmauer
Kg-Nr: 20199
Denkmäler#
Eine Gründung Ende des 1.Jh. ist durch Befunde und begleitendes Fundmaterial gesichert. An mehreren Stellen wurden Befunde des Steinkastells ergraben, vor allem an der südlichen Kastellmauer (Wall, U-Turm). Die Principia lag unter der heutigen Pfarrkirche, in deren Chor das antike Fahnenheiligtum konserviert ist. Fächertürme des spätantiken Ausbaus sind in der NW-Ecke in den Fundamenten dokumentiert, in der NO-, SO- und SW-Ecke erhalten. Zu dieser Zeit lässt sich das Lager mit einer Fläche von 2,02 ha (135 x 150m) eingrenzen.
Zustand:
Teile der Kastellmauer; Fächerturm; Körnerkasten (antikes Kastentor der Porta principalis dextra); U-Turm in der Volksschule; die Ausgrabungen der Principia sind unter der Pfarrkirche zu besichtigen.
Kategorie: Kastell
Holz-Erde-Kastell; Steinkastell ca. 2,02 ha; S-Kastellmauer; U-Turm; drei Fächertürme; Principia mit Fahnenheiligtum.
Stationierte Truppen:
Legio II Italica, Legio X Gemina pia fidelis, Cohors V Breucorum, Dux Ursicinus, Cohors II Thracum equitata Die Besatzung des Holz-Erde-Kastells ist unbekannt; die Cohors V Breucorum ist durch Ziegelstempel nachgewiesen. Eine 1975 entdeckte Weihinschrift der Cohors II Thracum equ. p.f. datiert 163/164 n. Chr.; diese wurde um 122 n. Chr. von der Provinz Britannia nach Zeiselmauer verlegt. Ziegelstempel der Legio II Italica und Legio X Gemina verweisen auf Bauvexillationen. Spätantike Ziegel der OFARN-Gruppe und des Dux Ursicinus bezeugen Befestigungen in valentinianischer Zeit.
Zeitstellung#
Datierung: 85 AD - 400 AD
Gründung spätflavisch? Stratigraphien mit Fundmaterial im Kastellbereich (Grabung Ubl 1969/70). Keramikspektrum bis Ende des 5.Jh.
Phase: Römische Kaiserzeit
Forschungsgeschichte#
Römerzeitliche Streufunde waren seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Zunächst waren es Grabfunde und Mauerzüge eines Gebäudes, die auf eine größere römerzeitliche Ansiedlung hinwiesen und zunächst der Zivilsiedlung Citium gleichgesetzt wurden. Die Untersuchungen der Limeskommission 1904-1911 unter G. v. Kaschnitz erbrachten einen Straßenbefund südwestlich des Zentrums und ein als "Limesturm" interpretiertes Fundament im Burgus an der Augasse; die römische Zeitstellung der sichtbaren Mauern (Körnerkasten, Fächertürme, Burgus) erkannte man nicht. E. Nowotny vermutete 1925 im mittelalterlichen Stadtkern die Strukturen eines Kastells.
Erst 1969 brachte eine Ausgrabung durch das Bundesdenkmalamt am Grundstück der Raiffeisenbank die Gewissheit einer römerzeitlichen Befestigungsanlage. In Folge wurden der Burgus, das einzige am österreichischen Limes erhaltene Restkastell, sowie die Fächertürme untersucht und konserviert.
Forschungsgeschichte (Fortsetzung)#
2009: Kastell Cannabiaca (Unterschutzstellung)
2009: Parz. 1256/1 (Früher Kanal, Via principalis, Steinfundamente, spätantike Bebauung)
2005: Restaurierung Fächerturm NO-Ecke
2003: Pfarrkirche Annakapelle (Pflasterung)
2000: Westlich Volksschule (frühe Kasernenbauten, südl. Kastellmauer, Wall, Straße)
1997: Volksschule Zubau (S-Kastellmauer, Kasernenbauten)
1981-1986: Pfarrkirche Zeiselmauer (Principia, Fahnenheiligtum, Schichtenabfolge, Straße, Kasernenbau)
1980: Volksschule (Hufeisenturm)
1976: Grabung spätantiker Burgus (Datierung Brandschicht)
1976: Parz. 1261 (Straße)
1975: Fund einer Weihinschrift
1973: Grabung spätantiker Burgus (Innenraum, ältere Toranlagen, Reste der Frühzeit)
1971: Voruntersuchung NW-Ecke "Limesturm" (ältere Toranlage)
1970: Parz. 1264/1 (nördl. Lagergraben, Berme)
1970: Raiffeisenbank (Gebäudereste, Zisterne, Schichten)
1969: Ausgrabung Raiffeisenkasse (Schichten Kastell)
1910: Untersuchung Kaschnitz (Befestigungsreste)
Literatur#
- K. Genser, Der österreichische Donaulimes in der Römerzeit. Ein Forschungsbericht, Der römische Limes in Österreich 33, 1986, 376ff.
- H. Ubl in: M. Kandler und H. Vetters (Hrsg.), Der römische Limes in Österreich. Ein Führer, Wien 1989, 160.
- H. Ubl in: H. Friesinger und F. Krinzinger, Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern, Wien 2002², 231ff.
www.limes-oesterreich.at