Die Ausseer Flinserln#
Alpenländische Venezianer?
Die Ausseer Flinserln präsentieren sich als das absolute Gegenstück zu den Trommelweibern. Während letztere derb und bieder sind, zeigen die Flinserln Hochmut und Eleganz. Männlein wie Weiblein verbergen sich hinter Larven, sind in kostbare Gewänder gehüllt, schreiten am Faschingsdienstag manierlich einher und werden von einer kleinen Musikantengruppe begleitet, die auf Geige und Flöte artige Weisen spielt. Dabei werden sie von einer einfachen Maske, dem „Zocherl", gleichsam als Leibwächter begleitet. Er trägt an einem Stock mit Schnürl eine aufgeblasene Schweinsblase, mit der er das fürwitzig herandrängende gemeine Volk auf Respektabstand hält.
Ganz gelingt es einem Ausseer Flinserl aber doch nicht, kühle venezianische Distanz zu wahren, vor allem wenn die Kinder „Nuß, Nuß!" rufen und die tänzendeln Flinserln ihre Gabensäcke öffnen müssen. - Ehe die Kinder aber etwas bekommen, haben sie einen der seit altersher überlieferten Faschingsverse fehlerfrei aufzusagen.
Jedes Flinserlkostüm ist ein wertvolles Einzelstück. Alle Figuren werden aus farbigen Stoffen ausgeschnitten, auf das Leinenkleid genäht und mit Silberplättchen verziert, die dem Kostüm einen besonderen Glanz verleihen. Ganz unten am Rocksaum oder an den Hosenbeinen befinden sieh rundum Figuren - zum Beispiel ein Altsteirer Tanz. Dann ziehen sich Ornamente hinauf bis über den Spenzer. Da gibt es den Mohrenkopf, Schmetterlinge, Blüten, Herzen, Gockelhahn und Gams, Äpfel, Möhren, Karo und Pick.
All dies wird in vielen Arbeitsstunden mit Silberplättchen umnäht, die den schimmernden Glanz ausmachen. Die vielfach gefältelte Halskrause, die über den Kopf gezogene Haube („Gugel") mit Augenlöchern und aufgenähter Stoffnase, obenauf der Spitzhut mit Glanzstreifen vervollständigen das Kostüm des Flinserls.
Die Flinserln gibt es seit 1768, und es scheinen mit den Salzfuhrleuten venezianische Stilelemente ins Ausseerland gekommen zn sein; ganz verbürgt ist dies aber nicht.
Nur ein Ausseer Bürger darf sich anmaßen, als Flinserl aufzutreten, und die wertvollen Kostüme werden von Generation zu Generation weitergegeben.
Wandervorschlag#
Wer während der „drei heiligen Faschingstage" im Ausseerland weilt, dem können neben dem Pistenvergnügen auf dem Loser vor allem die wunderbaren Langlaufloipen ans Herz gelegt werden, von denen die Salzkammer-Loipe zwischen Kainisch/Ödensee und Bad Mitterndorf/Tauplitz mit ihren einhundert Kilometern gespurter Strecken alle anderen in den Schatten stellt. Es gibt viele Einstiegstellen, und Wegweiser samt Kilometerangaben ermöglichen eine angenehme Zeiteinteilung.
Wer keine Langlaufschi dabeihat, dem stehen parallel zur Loipe geräumte Wanderwege zur Verfügung, die die reizende Moorlandschaft mit ihren Birken und kleinen Waldinseln erschließen. Besonders lohnend ist eine Umrandung des Ödensees
Quellen#
- Hilde und Willi Senft: Geheimnisvolles Salzkammergut. Magisches, Besonderes, Kurioses und Unbekanntes. Leopold Stocker Verlag, Graz 2002; 2. Auflage 2003.
Siehe auch: