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Ausseer Fasching#

Ausseer_Fasching

In Bad Aussee (Steiermark) ist der Fasching mit den charakteristischen Figuren "Trommelweiber", "Flinserln" und "Pless" ein bekannter Schaubrauch. Er findet von Faschingssonntag bis Faschingdienstag - den "heiligen drei Faschingstagen" - statt. Um 1300 wurden die Pfannen des Salzbergbaus bei Altaussee an den Zusammenfluss von Grundlsee und Altausseer Traun verlegt. Das führte zum raschen Aufblühen des Marktes Bad Aussee, der - anders als die Orte im Umland - bald bürgerlich geprägt war. Die (behausten) Bürger spielen für den Brauch eine bedeutende Rolle. Andererseits gab es Arbeiter, die im Salzabbau und in der Verarbeitung tätig waren. Sie konnten einmal im Jahr im Fasching den Obrigkeiten ihre Meinung sagen.

Die erste schriftliche Erwähnung des Ausseer Faschings ist 1524 datiert, die Hauptfiguren sind seit dem 18. Jahrhundert überliefert. 2016 hat ihn die UNESCO in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Ausgehend von Bad Aussee breitete sich die Tradition auf die umliegenden Orte Altaussee, Grundlsee, Pichl-Kainisch und Knoppen aus. Der Ausseer Fasching ist - mit Ausnahme der Maschkera-Gesellschaft- nicht in Vereinen organisiert.

Die Trommelweiber in Frauennachthemden - als Form des im Fasching häufigen Geschlechtertausches - begleiten, angeführt vom Obertrommelweib und der Blechmusik, mit ihren rhythmischen Trommelschlägen den Faschingsumzug am Sonntag. Ursprünglich durften nur Hausbesitzer teilnehmen, die einen Beruf erlernt hatten. Ihre Hymne ist der Ausseer Faschingsmarsch, den sie auf Blasinstrumenten spielen, begleitet vom rhythmischen Schlagen der Trommeln und Topfdeckel. Die einzige Aufzeichnung der Melodie stammt aus den 1930er- Jahren. ("Ein anderer Faschingsmarsch", Sammlung Max Haager). Die mitgeführte Fahne wurde 1868 zum Hundert-Jahr-Jubiläum des Ausseer Faschings angefertigt. Die Trommelweiber besuchen Institutionen, Geschäfte und Honoratioren, denen sie ein Ständchen darbieten, die sie bewirten und mit Lebensmitteln beschenken (Schnaps, Wurst und ringförmige Beugel). Gegen Mittag übergibt ihnen der Bürgermeister den symbolischen Rathaus-Schlüssel und damit die Amtsgewalt (seit 1967).

Höhepunkt ist am Dienstag der Umzug der Flinserln - Männer und Frauen, die in einem Zug geordnet, paarweise auftreten. Voran gehen die so genannten Zacherln, die mit an Stöcken befestigten, aufgeblasenen Schweinsblasen den Weg frei machen, und die Flinserlmusik (sechs Musikanten mit Saiteninstrumenten und Ziehharmonika). Die Flinserln tragen verzierte Leinensäcke, aus denen sie Nüsse, Orangen und Süßigkeiten auswerfen. Es gibt 15 Sprüche, die die Kinder nachsagen und mit "Nuss" beenden müssen, bevor sie belohnt werden, z.B. "Heit is da Faschingtag, heit sauf i was i mag..." Die Kleidung (das älteste Kostüm stammt aus dem Jahr 1830) besteht aus einem hellen Spitzhut mit Bändern, der Maske (Gugel), die Kopf und Brust bedeckt, Halskrause, Jacke, Hose oder Rock, Gamaschen und weißen Handschuhen. Die Kleidungsstücke aus weißem Leinen sind dicht mit goldenen, silbernen oder bunten Pailetten (Flinserln), und Mustern aus Filz bestickt. Die Kostüme erinnern an die Commedia del Arte, Venetianische Einflüsse sind anzunehmen. Vor den Flinserln geht die Gruppe der Fischer. An ihren Angeln sind an Schnüren Süßigkeiten befestigt, die von Kindern mit dem Mund „gefischt“ werden.

Ebenfalls am Dienstag treten die Pless auf: junge Männer in wattierter Bekleidung mit Bienenkörben auf dem Kopf. Sie stellen den Winter dar und werden von Buben mit Schneebällen beworfen und verjagt. Der sogenannte Schmutzlappen, der an einem Stiel befestigt ist, dient den Pless zur Abwehr.

In den letzten Jahrzehnten haben sich auch andere Gruppen gegründet. Die Arbeiterflinserl gibt es seit 2006, sie tragen blaue Arbeitsgewänder, die statt mit Silberpailetten mit Bierkapseln bestickt sind. Sie ziehen, begleitet von einer Blaskapelle, schon am Faschingsamstag von Lokal zu Lokal und verteilen Süßigkeiten. Die Altausseer Knopferl wurden 2000 von Frauen erfunden. Sie tragen ein über und über mit Knöpfen benähtes Gewand, eine Holzmaske sowie einen Hut mit Gamsbart. Die Knoppener und Obersdorfer Fleckerl gehen - anders als die Flinserl von Haus zu Haus - und verteilen Nüsse und Süßigkeiten an Kinder. Zusätzlich gibt es eine Reihe von Ortsteilgruppen.

Auch Maskierte („Maschkera“) ziehen in kleinen und größeren Gruppen von Lokal zu Lokal, wo sie Gstanzl singen und "paschen" (rhythmisches Klatschen). An allen drei Tagen werden in den Gaststätten von Sängern aus verschiedenen Teilgemeinden des Ausseerlandes "Faschingbriefe" vorgetragen. Sie nehmen Missgeschicke, Ortspolitik und lokale Gegebenheiten aus dem alten Jahr in gereimter und gesungener Form aufs Korn. Zur Illustration des Rügegerichts zeigen die Vortragenden nach Art der Moritatensänger gemalte Tafeln.


Quellen:
Christoph F. Auerböck: Ausseer Fasching - eine ethnologische Betrachtung, Wien 2009 (pdf: othes.univie.ac.at/7618/1/2009-10-22_7604423.pdf)
Michael J. Greger: Von "Arbeiterflinserln" und vom "Schleichen". In: Karl C. Berger et al. Erb.gut? Wien 2009
Helga Maria Wolf: Österreichische Feste und Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003. S. 37 f.
UNESCO

Bild:
Faschingsfahne 1868, Bad Aussee, 1984. Foto Elisabeth Stefani


Siehe auch:
--> Heimatlexikon
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