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Ausseer Fasching#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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In Bad Aussee (Steiermark) ist der Fasching mit den charakteristischen Figuren "Trommelweiber" und "Flinserln" ein bekannter Schaubrauch. Um 1300 wurden die Pfannen des Salzbergbaus bei Altaussee an den Zusammenfluss von Grundlsee und Altausseer Traun verlegt. Das führte zum raschen Aufblühen des Marktes Bad Aussee, der - anders als die Orte im Umland - bald bürgerlich geprägt war. Die (behausten) Bürger spielen für den Brauch eine bedeutende Rolle.

Samstag findet der Steirerball im Kurhaus statt, zu dem die BesucherInnen in der Ausseer Tracht ("Gwand") erscheinen. Es werden Gstanzl gesungen und gepascht (rhythmisches Klatschen). Von Samstag Abend bis zum Faschingdienstag erscheinen unterschiedliche Maskengestalten (Maschkerer) auf den Straßen und in den Lokalen. Zugleich beginnen mehrere Gruppen in den Gaststätten die Ereignisse des Vorjahres in Faschingbriefen humorvoll zu kommentieren. Zur Illustration des Rügegerichts zeigen die Vortragenden nach Art der Moritatensänger gemalte Tafeln. Montag früh rücken die "Markter Trommelweiber" aus. In altmodischen Frauennachthemden und -hauben und mit freundlichen Masken ziehen etwa 50 Männer durch den Ort, angeführt vom Fahne schwingenden Obertrommelweib. Ihre Hymne ist der Ausseer Faschingsmarsch, den sie auf Blasinstrumenten spielen, begleitet vom rhythmischen Schlagen der Trommeln und Topfdeckel. Die einzige Aufzeichnung der Melodie stammt aus den 1930er- Jahren. ("Ein anderer Faschingsmarsch", Sammlung Max Haager).

Die mitgeführte Fahne wurde 1868 zum Hundert-Jahr-Jubiläum des Ausseer Faschings angefertigt. Die Trommelweiber besuchen Institutionen, Geschäfte und Honoratioren, denen sie ein Ständchen darbieten, die sie bewirten und mit Lebensmitteln beschenken (Schnaps, Wurst und ringförmige Beugel). Gegen Mittag übergibt ihnen der Bürgermeister den symbolischen Rathaus-Schlüssel und damit die Amtsgewalt (seit 1967). Am Dienstag geht (seit der Zwischenkriegszeit) eine zweite Gruppe, die Arbeiter- (oder Salinen-)trommelweiber. Sie beginnen ihren Marsch bei der Saline im Ortsteil Kainisch. Während sie das Zentrum erreichen, treiben sich die Pless herum. Diese tragen (seit 1998) blaue Arbeitskleidung, über den Kopf gestülpte geflochtene Papierkörbe und Stangen mit Fetzen, die sie in die Pfützen tauchen, um Zuschauer zu schlagen. Bis in die 1960er Jahre waren die Pless keine einheitliche Gruppe und tauchten am Sonntag auf.

Höhepunkt ist am Dienstag der Umzug der "Flinserln" - Männer und Frauen, die in einem Zug geordnet auftreten. Voran gehen die so genannten Zacherln, die mit an Stöcken befestigten, aufgeblasenen Schweinsblasen den Weg frei machen und die Flinserlmusik (sechs Musikanten mit Saiteninstrumenten und Ziehharmonika). Die Flinserln tragen verzierte Leinensäcke, aus denen sie Nüsse, Orangen und Süßigkeiten auswerfen. Es gibt 15 Sprüche, die die Kinder nachsagen und mit "Nuss" beenden müssen, bevor sie belohnt werden, z.B. "Heit is da Faschingtag, heit sauf i was i mag..." Die Kleidung (das älteste Kostüm stammt aus dem Jahr 1830) besteht aus einem hellen Hut mit Bändern an der Spitze, der Maske (Gugel), die Kopf und Brust bedeckt, Halskrause, Jacke, Hose oder Rock, Gamaschen und weißen Handschuhen. Die Kleidungsstücke aus weißem Leinen sind dicht mit goldenen, silbernen oder bunten Pailetten (Flinserln), und Mustern aus Filz bestickt. Der Ausseer Fasching endet um Mitternacht mit dem Begraben des Faschings.

Die Tradition wurde 2016 in der Kategorie "Gesellschaftliche Praktiken" in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Quelle#

  • Helga Maria Wolf: Österreichische Feste und Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003. S. 37 f.
  • UNESCO


Redaktion: hmw

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